Anstoß zur Normalität
Architekturstudierende bauten in Afghanistan eine Schulbibliothek
|
Grundsteinlegung als Signal
des Wiederaufbaus, mit afghanischen Honoratioren |
"Total verrückt", so kam sich TU-Architektin
Ursula Hartig vor, als sie von Prof. Rainer Mertes gefragt wurde,
das Praxisprojekt "Studenten bauen in Kabul" zu leiten.
Sie hat bereits Erfahrungen mit derartigen Projekten. Immerhin arbeitete
sie jahrelang mit der Professorin Ingrid Goetz in dem Projekt "Studenten
bauen in Mexiko" (TU
intern Nr. 6/2003). Dennoch hat es sie einige schlaflose Nächte
gekostet, die Durchführung des neuen Projektes in Kabul zusammen
mit ihrer Kollegin Anne Seidel zu übernehmen. Drei Monate bereiteten
die Studierenden sich vor. Im Sommer begann das große Abenteuer.
Zwei konkrete Bauvorhaben sollten in Kabul durchgeführt werden:
der Wiederaufbau eines Teiles der total zerstörten Suria-Schule
und für die Kabuler Universität die Einrichtung einer
studentischen Begegnungsstätte. Beides sollte in einem mehrmonatigen
Aufenthalt der Studierenden in Kabul zusammen mit Studierenden der
Universität Kabul und örtlichen Kräften realisiert
und unter anderem von der Kreditanstalt
für Wiederaufbau (KFW) gefördert werden.
Parallel wurden an der Universität Entwurfs- und Baukonstruktionsworkshops
gehalten, die einen übergeordneten wissenschaftlichen Austausch
sicherstellen.
Inzwischen meldeten sich die Studierenden zurück und konnten
von erheblichen Baufortschritten berichten. "Das Schulhaus
ist von innen und außen geputzt, die Fenster sind gestrichen,
die Innenräume auch, der Ofen ist installiert", fassen
sie den Stand der Dinge zusammen. Außerdem ist ein zweites
Gebäude im Rohbau fertig und die von den Studierenden geplanten
Pavillons, die dann die GTZ
übernommen hatte, sind ebenfalls von innen und außen
gestrichen. Die Ausstellung über ihr Werk ist ab Anfang Februar
im Foyer des Architekturgebäudes zu sehen.
Doch bis es so weit kam, waren einige Abenteuer zu bestehen. Zunächst
musste man sich über die aktuelle politische Situation, die
Sicherheitslage, über die Kultur, Tradition, Lebens- und Bauweise
des Landes am Hindukusch informieren. Die vorgesehenen Baugrundstücke
wechselten zeitweilig, sodass die Planung sich als äußerst
schwierig erwies. Die Sicherheitslage rund um das Uni-Projekt spitzte
sich zu. "Antrieb für unseren verbissenen Eifer",
so Ursula Hartig, "war sicher auch das Bewusstsein, als ausländische
Studierendengruppe, die vor Ort lebt und arbeitet, einen kleinen,
aber entscheidenden Anstoß zur Normalisierung der Gesellschaft
zu geben."
pp
www.a.tu-berlin.de/kabul/
|
|