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Nr. 1, Januar 2004
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DFG-Gelder je Professur: Berliner Spitzenplatz gehört der TU

Ein Gespräch mit TU-Vizepräsidentin Prof. Dr.-Ing. Luciënne Blessing und Forschungsplaner Ingo Einacker zum DFG-Ranking

 
  Luciënne Blessing

Das aktuelle Ranking 2003 der Deutschen Forschungsgemeinschaft vergleicht die deutschen Universitäten nach Drittmitteln, die ihnen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt wurden. Mit 67,51 Millionen Euro kommt die TU Berlin auf den 20. Platz. Wie ist das zu bewerten?

Blessing: Insgesamt stehen wir im Berliner Vergleich sehr gut da. Wir sind zwar im untersuchten Zeitraum 1999 bis 2001 im Vergleich zum vorherigen Ranking leicht zurückgefallen, doch tatsächlich hat sich unser gesamtes Drittmittelvolumen sogar gesteigert, da wir sehr viele Mittel aus der Industrie und von anderen Drittmittelgebern einwerben, die hier nicht aufgeführt werden. Dass wir bei der Summe der DFG-Mittel schlechter dastehen als HU und FU, hat unter anderem damit zu tun, dass die absoluten Mittel im Medizin- und Biologiebereich sehr hoch sind. Doch zum Beispiel in den Naturwissenschaften steht die TU Berlin als beste Berliner Uni mit 23,5 Millionen Euro auf Rang 7.

 
Ingo Einacker  

Einacker: Bemerkenswert ist, dass wir bei den Bewilligungen je Professur von den Berliner Universitäten am besten abschneiden, sogar noch vor der HU und der FU trotz der Medizin. Mit 172200 Euro pro Professur sind wir damit die DFG-forschungsstärkste Universität in Berlin.

Welche Gründe gibt es für das Abschneiden der TU Berlin?

Blessing: Vor allem ist das Budget für den Bereich Biologie und Medizin deutlich größer als das für die Bereiche Naturwissenschaften, Ingenieur- und Geisteswissenschaften. Der DFG-Topf ist jedoch nicht größer geworden, die Bewilligungsrate ist gesunken, besonders im Bereich Ingenieurwissenschaften. Hier sind wir schließlich im bundesweiten Vergleich auf einem sehr guten achten Platz gelandet. Außerdem steckt die DFG sehr viel Geld in die Sonderforschungsbereiche, deren Zahl derzeit an der TU Berlin rückläufig ist.

Wie wichtig ist so ein Ranking, welche Funktion und welche Auswirkungen hat es?

Einacker: Es ist in jedem Fall ein hilfreiches Instrument, das uns Daten liefert - auch über andere -, die sonst nur schwer zugänglich sind. Wir können sehen, wie gut oder schlecht einzelne Fächer aufgestellt sind. Zum Beispiel erfahren wir, dass unsere Mathematik an zweiter Stelle steht, dass Elektrotechnik und Informatik auf dem zwölften Platz liegen, und das, obwohl die umfangreichen Industriemittel hier noch gar nicht auftauchen.

Blessing: Wir müssen allerdings die Außenwirkung ernst nehmen. Denn die jeweiligen Spitzenreiter eines Rankings schmücken sich damit, obwohl die DFG selbst darauf hinweist, dass es sich nur um einen Ausschnitt des Gesamtvolumens handelt, um den DFG-Anteil eben.

Sind DFG-Mittel denn wertvoller als andere?

Einacker: Für das wissenschaftliche Reputationsbild einer Universität sind sie schon wichtig, weil sie von der zentralen deutschen Einrichtung zur Forschungsförderung kommen. Natürlich prägt das den Ruf der Forschungsstärke einer Universität.

Blessing: Das differiert allerdings sehr nach Fachgebiet. In den Ingenieurwissenschaften, die naturgemäß viele Kontakte zur Wirtschaft haben, spielt die Industrie häufig eine wichtige Rolle. Die Tendenz, als "echte" Wissenschaft vor allem Grundlagenforschung zu betrachten und anwendungsorientierte Forschung weniger, ist leider noch sehr stark. An manchen ausländischen Universitäten ist Industrieforschung tatsächlich als Auftragsforschung verpönt. Als "echte" Wissenschaft wird im allgemeinen Verständnis leider oft noch vor allem Grundlagenforschung betrachtet, anwendungsorientierte Forschung weniger. Und DFG-Mittel sind eben für Grundlagenforschung, für die "echte" Wissenschaft in diesem Sinne. Außerdem wird man bei der DFG durch den Kollegen beurteilt, in der Industrie muss ich "nur" meinen Partner überzeugen.

Welche Schlussfolgerungen zieht die TU Berlin aus dem Ranking für Forschungsplanung und -management?

Blessing: Beim Thema "Sonderforschungsbereiche" haben wir bereits begonnen, ganz konkret Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzusprechen, interdisziplinäre Gruppen zusammenzustellen, eine bessere Vernetzung zu schaffen, um zu neuen Forschungsmöglichkeiten anzuregen. Wir wollen auch hervorragende Einzelwissenschaftler verstärkt zusammenbringen, um interdisziplinäre Forschung zu fördern. Wir können Kontakte knüpfen, Networking betreiben, Akteure identifizieren helfen, aber die Forscherinnen und Forscher müssen es auch wollen. Die angedrohten Kürzungen und der Verlust von Lehrstühlen - damit natürlich auch der Verlust potenzieller Drittmittel - werden uns zukünftig sicherlich noch größere Anstrengungen abfordern, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Patricia Pätzold

www.dfg.de

 

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