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Nr. 1, Januar 2004
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"Sie sind die Hoffnung auf ein friedliches Europa"

In der Slowakei und der Ukraine auf der Suche: Kandidatinnen und Kandidaten für Parlamentspraktika in Deutschland ausgewählt

Vor der repräsentativen deutschen Botschaft in Bratislava: ein Mitglied des slowakischen Parlaments, ein Alumnus des Programms, der Presseattaché der Botschaft, Professor Jörg Steinbach, Ministerialdirigent Everhard Voss, die deutsche Botschafterin Uta Mayer-Schalburg, MdB Wolfgang Börnsen sowie ein Gesandter der Botschaft (v. l.)

Seit 1991 gibt es das so genannte "Internationale Parlaments-Praktikum-Programm" (IPP). 93 Stipendiaten aus 18 Ländern werden für fünf Monate nach Berlin eingeladen, um Parlamentspraxis in unserem Land kennen zu lernen, Veranstaltungen an den drei Berliner Universitäten zu besuchen und durch Länderabende sowie durch Wohnen in international zusammengesetzten Gruppen gegenseitige Kontakte zu knüpfen. Damit sollen das Demokratieverständnis gestärkt, junge Menschen für die politische, insbesondere die Parlamentsarbeit oder den politiknahen Journalismus gewonnen werden.

Ganz wesentlich dient das Programm aber auch der Völkerverständigung. Für die kommenden drei Jahre ist die TU Berlin der Projektpartner, unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Praktisch geleitet wird das Programm von MdB Wolfgang Börnsen und Ministerialdirigent Everhard Voss aus dem Stabsbereich des Bundestagspräsidenten. Die erstmalig von der TU Berlin stimmberechtigt begleiteten Auswahlverfahren führten mich mit diesen beiden Leitern des Programms ins slowakische Bratislava und anschließend in die Ukraine nach Kiew.

In allen 18 Ländern werden die Auswahlverfahren von den Deutschen Botschaften begleitet. In der slowakischen Hauptstadt Bratislava wurden wir von der Botschafterin persönlich empfangen. Durch sie wie durch die Unterlagen, die wir vom Bundestag erhalten hatten, wurden uns viele Probleme der Slowakei, immerhin ein enges Nachbarland und zukünftiges EU-Mitglied, näher erläutert. Dann begannen die halbstündigen Auswahlgespräche. Von 30 Bewerberinnen und Bewerbern stellten sich nach einer strengen Vorauswahl acht unseren Fragen nach Kenntnissen der politischen Landschaft Deutschlands, nach Demokratieverständnis, sozialem Engagement und natürlich wissenschaftlichen Fähigkeiten. Für drei von ihnen winkte das Stipendium in Höhe von 511 Euro pro Monat, ein oder zwei sollten als Ersatzkandidat(inn)en noch benannt werden. Nur bei zwei Kandidat(inn)en konnten wir uns nicht durchringen, eine prinzipielle Eignung auszusprechen. Allen anderen hätten wir nur zu gern eine feste Zusage gegeben, aber die Länderquoten liegen fest und Ausnahmen können nur im Rahmen der Vergabe von Plätzen an Ersatzkandidat(inn)en bei kurzfristiger Absage gemacht werden. So mussten wir in Nuancen die Unterschiede für eine Rangfolge suchen. Monika Lachova, Lenka Krsikova und Thomas Slavik machten schließlich das Rennen und dürfen unter anderem auch von der TU Berlin vom 1. März bis zum 31. Juli 2004 willkommen geheißen werden.

Wolfgang Börnsen lud am ersten Abend zu einem Abendessen mit ehemaligen Teilnehmern des Programms ein, die sich soeben zu einem Alumni-Verein, wie er schon in anderen Ländern existiert, zusammengeschlossen hatten. Von den Ehemaligen ist heute tatsächlich ein Drittel in der Politik tätig, ein weiteres Drittel schlug die Hochschullaufbahn ein und der Rest promoviert derzeit: Sie sind eine große Hoffnung für die Entwicklung eines friedlichen, erweiterten Europa.

Kiew: Die ukrainische Hauptstadt, die ich vor drei Jahren zuletzt besucht hatte, überraschte mich nicht schlecht! Armut, Frustration und Hoffnungslosigkeit - der totale Kontrast zu unserer Überflussgesellschaft - hatten damals das Gesicht der Stadt geprägt. Jetzt präsentierte sie sich lebendig, nach vorn schauend und war von positiver Geschäftigkeit gekennzeichnet. Miliz ist nur noch vereinzelt im Stadtbild zu sehen, die Sicherheitskräfte in den Hotels und öffentlichen Gebäuden sind deutlich reduziert. Kiew hat sich bei aller marktwirtschaftlichen Entwicklung seinen ukrainischen Charakter erhalten, seine offenen und warmherzigen Bürger lernt man schnell schätzen und lieben. Kiew hat - der Vergleich drängte sich mir auf - in drei Jahren eine Entwicklung vom Schwarzweiß- zum Farbfernsehen hinter sich gebracht.

In der Ukraine hatten sich 37 Studierende auf fünf Stipendienplätze beworben. Auch hier wurde das Verfahren von der Deutschen Botschaft unterstützt. Nach einem ganzen Tag voller Gespräche stand fest: Die Delegation aus der Ukraine wird rein weiblich sein. Fünf junge Damen hatten sich erfolgreich gegen die Konkurrenz durchgesetzt: Svitlana Gootsal, Natalya Melnyk, Anna Oleschtschenko, Nataliya Kozachynska und Valentina Konyuk heißen die Glücklichen. Auch in diesem Fall gibt es zwei potenzielle Ersatzkandidat(inn)en.

Ich wünsche mir, dass alle TU-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter mithelfen, den Aufenthalt allen jungen Stipendiaten im nächsten Frühjahr zu einem unvergesslichen Ereignis werden zu lassen.

Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach,
1. Vizepräsident der TU Berlin

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