7-9/04
Juli 2004
 
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Ökonomisch, ökologisch - einfach gut

Die Binnenschifffahrt ist eine echte Alternative zum LKW und hat Zukunft

Richtig beladen könnte ein Binnenschiff die Straße täglich von 45 LKW entlasten

In Berlin befindet sich die größte Druckerei Europas. Das hier täglich verarbeitete Papier wird zum größten Teil von den Papierfabriken in Schwedt/ Oder geliefert. Der wertvolle Rohstoff, rund 420000 Tonnen Altpapier im Jahr, stammt aus Berlin und wird heute ausschließlich per LKW nach Schwedt transportiert. Angesichts stark überfüllter Straßen und der damit einhergehenden Belastung von Mensch und Natur, aber auch bedingt durch die bevorstehende Einführung der LKW-Maut, wurde im Rahmen einer Diplomarbeit ein alternatives Transportkonzept erarbeitet, das sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile bietet.

Die praxisnahe Arbeit zum Thema "Verlagerung von Rohstoff-Zuliefertransporten von der Straße auf das Wasser - Am Beispiel Altpapier aus Berlin für die Papierindustrie in Schwedt/Oder" entstand in Kooperation des Instituts für Betriebswirtschaftslehre, Fachgebiet Marketing (Professor Volker Trommsdorff), mit dem Institut für Land- und Seeverkehr, Fachgebiet Seeverkehr (Professor Horst Linde).

Berlin und Schwedt sind sowohl per Straße als auch per Wasserstraße gut miteinander verbunden. Ein Transport per Binnenschiff schied allerdings bisher aus, da sich eine mehrfach gebrochene Transportkette ergeben würde, was zu einer Erhöhung der Transportkosten geführt hätte. Es fehlte eine neue Transporttechnologie für Binnenschiffe ohne ökonomische und technologische Nachteile, die den Anforderungen der Papierindustrie Rechnung trägt.

Der weltweite Trend zu Containern in der Seeschifffahrt zeichnet sich mittlerweile auch in der Binnenschifffahrt ab. Ein Transport von Altpapier im Container ist dabei nur ökonomisch sinnvoll, wenn das höchstmögliche Transportgewicht des Containers ausgenutzt wird. Dafür wurde nun das erfolgreiche System der Hausmüllverpressung in Spezialcontainern auf die besonderen Anforderungen von Altpapier angewendet.

Die Wasserstraßen zwischen Berlin und Schwedt sind bereits ausreichend für Schiffe mit zweilagiger Containerstauung ausgebaut. Auch sind der Berliner Westhafen und der neu errichtete Hafen in Schwedt - nahe den Papierfabriken - bestens für den Umschlag von Containern gerüstet. Da sich die bisherigen Umlade- und Verpressstationen nicht am Wasser befinden, müssen am Umladepunkt neue Anlagen errichtet werden. Der Westhafen bietet ausreichende Reserveflächen.

Ausgehend von der im Einzugsgebiet zur Verfügung stehenden, für Containertransporte geeigneten Flotte fiel die Wahl auf die Schubschiffflotte der Deutschen Binnenreederei AG. Für eine erste Projektphase, die den Transport von 220000 Tonnen im Jahr vorsieht, wurde ein Konzept erstellt, das im Ergebnis die Straßen von 45 schweren LKW pro Tag entlasten würde und einen volkswirtschaftlichen Vorteil zugunsten des Binnenschiffes von etwa drei Millionen Euro pro Jahr ergibt.

Dipl.-Kfm. Michael Fiedler

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