Ökonomisch, ökologisch - einfach gut
Die Binnenschifffahrt ist eine echte Alternative zum LKW und
hat Zukunft
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Richtig beladen könnte
ein Binnenschiff die Straße täglich von 45 LKW entlasten |
In Berlin befindet sich die größte Druckerei Europas.
Das hier täglich verarbeitete Papier wird zum größten
Teil von den Papierfabriken in Schwedt/ Oder geliefert. Der wertvolle
Rohstoff, rund 420000 Tonnen Altpapier im Jahr, stammt aus Berlin
und wird heute ausschließlich per LKW nach Schwedt transportiert.
Angesichts stark überfüllter Straßen und der damit
einhergehenden Belastung von Mensch und Natur, aber auch bedingt
durch die bevorstehende Einführung der LKW-Maut, wurde im Rahmen
einer Diplomarbeit ein alternatives Transportkonzept erarbeitet,
das sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile bietet.
Die praxisnahe Arbeit zum Thema "Verlagerung von Rohstoff-Zuliefertransporten
von der Straße auf das Wasser - Am Beispiel Altpapier aus
Berlin für die Papierindustrie in Schwedt/Oder" entstand
in Kooperation des Instituts für Betriebswirtschaftslehre,
Fachgebiet
Marketing (Professor Volker Trommsdorff), mit dem Institut
für Land- und Seeverkehr, Fachgebiet Seeverkehr (Professor
Horst Linde).
Berlin und Schwedt sind sowohl per Straße als auch per Wasserstraße
gut miteinander verbunden. Ein Transport per Binnenschiff schied
allerdings bisher aus, da sich eine mehrfach gebrochene Transportkette
ergeben würde, was zu einer Erhöhung der Transportkosten
geführt hätte. Es fehlte eine neue Transporttechnologie
für Binnenschiffe ohne ökonomische und technologische
Nachteile, die den Anforderungen der Papierindustrie Rechnung trägt.
Der weltweite Trend zu Containern in der Seeschifffahrt zeichnet
sich mittlerweile auch in der Binnenschifffahrt ab. Ein Transport
von Altpapier im Container ist dabei nur ökonomisch sinnvoll,
wenn das höchstmögliche Transportgewicht des Containers
ausgenutzt wird. Dafür wurde nun das erfolgreiche System der
Hausmüllverpressung in Spezialcontainern auf die besonderen
Anforderungen von Altpapier angewendet.
Die Wasserstraßen zwischen Berlin und Schwedt sind bereits
ausreichend für Schiffe mit zweilagiger Containerstauung ausgebaut.
Auch sind der Berliner Westhafen und der neu errichtete Hafen in
Schwedt - nahe den Papierfabriken - bestens für den Umschlag
von Containern gerüstet. Da sich die bisherigen Umlade- und
Verpressstationen nicht am Wasser befinden, müssen am Umladepunkt
neue Anlagen errichtet werden. Der Westhafen bietet ausreichende
Reserveflächen.
Ausgehend von der im Einzugsgebiet zur Verfügung stehenden,
für Containertransporte geeigneten Flotte fiel die Wahl auf
die Schubschiffflotte der Deutschen
Binnenreederei AG. Für eine erste Projektphase, die den
Transport von 220000 Tonnen im Jahr vorsieht, wurde ein Konzept
erstellt, das im Ergebnis die Straßen von 45 schweren LKW
pro Tag entlasten würde und einen volkswirtschaftlichen Vorteil
zugunsten des Binnenschiffes von etwa drei Millionen Euro pro Jahr
ergibt.
Dipl.-Kfm. Michael Fiedler
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