"Die Schraube ist die Schnecke"
Ein Rückblick zum Abschluss der Aufbauphase von Deutsch
als Fremdsprache
|
Studierende aus Asien bei
einer Stunde im Fach "Deutsch als Fremdsprache" |
Während DaF-Studiengänge (Deutsch als Fremdsprache)
an anderen deutschen Universitäten vornehmlich einen germanistisch-literaturwissenschaftlichen
oder einen allgemeinsprachlichen Hintergrund haben, steht DaF an
der TU Berlin mit seiner Ausrichtung auf die Fachsprachen der Ingenieur-,
Natur- und Wirtschaftswissenschaften nicht nur in der Berliner universitären
Landschaft einmalig da.
Weltweit ist ein zunehmendes Interesse an der deutschen Sprache
für Zwecke der internationalen Kooperation im wirtschaftlichen,
technischen und wissenschaftlichen Bereich, der Berufsausbildung
und der Berufstätigkeit zu beobachten. Vor allem auch die internationalen
Partneruniversitäten der TU Berlin legen großen Wert
darauf, dass die Kooperationen der Ingenieur- und Naturwissenschaften
durch eine Zusammenarbeit in der Deutschausbildung für ihre
Studierenden und jungen Wissenschaftler ergänzt wird.
Dabei ist es nicht gleichgültig, welche Variante des Deutschen
vermittelt wird. "Die Schraube ist die Schnecke, und die Mutter
ist in diesem Falle aufgeschnitten."
Dieser Satz aus einer Vorlesung "Maschinenelemente" zeigt,
dass es ganz erhebliche Unterschiede zwischen der alltäglichen
Sprache und der Sprachverwendung in fachlichen Zusammenhängen
gibt. Dozenten für die Vermittlung dieser fachspezifischen
Form des Deutschen auszubilden ist das erklärte Ziel von DaF
an der TU Berlin. Die Nachfrage übersteigt die Zahl der vorhandenen
Studienplätze bei weitem und bestätigt so die Richtigkeit
dieses Ansatzes. Die Studierendenbefragung im Rahmen der Studiengangsevaluation
hat die höchste Zustimmungsrate von allen evaluierten Studiengängen
der Fakultät
I ergeben. Interessant ist auch die Zusammensetzung der Studierenden:
rund 500 Studierende aus 48 Ländern, davon sind rund 60 Prozent
Ausländer, 80 Prozent sind Frauen. Die Bemühungen um Internationalität
der TU Berlin wie auch um die Anhebung der Frauenquote werden also
durch diesen Studiengang ganz erheblich gestärkt.
Der weitaus größte Anteil der Studierenden stammt aus
Süd- und Osteuropa sowie aus Asien. Aber auch Afrika und Lateinamerika
sind vertreten. Die meisten ausländischen Studierenden haben
im Herkunftsland bereits ein Studium abgeschlossen und schon einen
Beruf ausgeübt. Ihre Einstellung zum Studium, die Motivation
und die Zielorientierung werden dadurch in erheblichem Maße
beeinflusst - ein Charakteristikum dieses Studiengangs, von dem
auch die deutschen Studierenden stark beeinflusst werden, wie auch
durch die permanente Notwendigkeit, ihre interkulturelle Kompetenz
nicht nur als theoretisches Konstrukt zu diskutieren, sondern bereits
im Studienalltag zu entwickeln und zu praktizieren. Mit der internationalen
Zusammensetzung der Studierenden korrespondiert ein enges Netz weltweiter
Forschungsaktivitäten, insbesondere mit Universitäten
in Brasilien, China, der Mongolei und Russland. Doktoranden und
Habilitanden aus elf Ländern werden im Fachgebiet
DaF zurzeit betreut.
Auch innerhalb der TU Berlin besteht eine enge Verzahnung mit der
Linguistik, der Erziehungs-, der Kommunikations- und der Medienwissenschaft.
Mit anderen Fakultäten bestehen Verabredungen über die
gemeinsame Ausbildung von DaF-Studierenden durch Fächerkombinationen
außerhalb des traditionellen Magister-Kanons: mit der Informatik,
dem Maschinenbau, der Mathematik, der Elektrotechnik, den Wirtschaftswissenschaften,
wodurch dem fachsprachlichen Anspruch und einem TU-spezifischen
Qualifikationsprofil verstärkt Rechnung getragen wird. Dazu
gehört auch, dass DaF-Studierende systematisch in ingenieur-,
natur- und wirtschaftswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen hospitieren
und mit präzisen Beobachtungs- und Analyseaufgaben ein eigenes
Verständnis der sprachlichen Anforderungen erwerben, auf die
sie ihre zukünftigen Studierenden vorzubereiten haben. Den
Dozentinnen und Dozenten dieser Lehrveranstaltungen sei an dieser
Stelle ausdrücklich gedankt für ihre kooperative Unterstützung.
DaF an der TU Berlin kann als ein gelungenes Beispiel der Verzahnung
der Geisteswissenschaften mit den Ingenieur- und Naturwissenschaften
im Rahmen der aktuellen Strukturplanungen verstanden werden.
Professor Dr. Ulrich Steinmüller
|