7-9/04
Juli 2004
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"Die Schraube ist die Schnecke"

Ein Rückblick zum Abschluss der Aufbauphase von Deutsch als Fremdsprache

Studierende aus Asien bei einer Stunde im Fach "Deutsch als Fremdsprache"

Während DaF-Studiengänge (Deutsch als Fremdsprache) an anderen deutschen Universitäten vornehmlich einen germanistisch-literaturwissenschaftlichen oder einen allgemeinsprachlichen Hintergrund haben, steht DaF an der TU Berlin mit seiner Ausrichtung auf die Fachsprachen der Ingenieur-, Natur- und Wirtschaftswissenschaften nicht nur in der Berliner universitären Landschaft einmalig da.

Weltweit ist ein zunehmendes Interesse an der deutschen Sprache für Zwecke der internationalen Kooperation im wirtschaftlichen, technischen und wissenschaftlichen Bereich, der Berufsausbildung und der Berufstätigkeit zu beobachten. Vor allem auch die internationalen Partneruniversitäten der TU Berlin legen großen Wert darauf, dass die Kooperationen der Ingenieur- und Naturwissenschaften durch eine Zusammenarbeit in der Deutschausbildung für ihre Studierenden und jungen Wissenschaftler ergänzt wird.

Dabei ist es nicht gleichgültig, welche Variante des Deutschen vermittelt wird. "Die Schraube ist die Schnecke, und die Mutter ist in diesem Falle aufgeschnitten."

Dieser Satz aus einer Vorlesung "Maschinenelemente" zeigt, dass es ganz erhebliche Unterschiede zwischen der alltäglichen Sprache und der Sprachverwendung in fachlichen Zusammenhängen gibt. Dozenten für die Vermittlung dieser fachspezifischen Form des Deutschen auszubilden ist das erklärte Ziel von DaF an der TU Berlin. Die Nachfrage übersteigt die Zahl der vorhandenen Studienplätze bei weitem und bestätigt so die Richtigkeit dieses Ansatzes. Die Studierendenbefragung im Rahmen der Studiengangsevaluation hat die höchste Zustimmungsrate von allen evaluierten Studiengängen der Fakultät I ergeben. Interessant ist auch die Zusammensetzung der Studierenden: rund 500 Studierende aus 48 Ländern, davon sind rund 60 Prozent Ausländer, 80 Prozent sind Frauen. Die Bemühungen um Internationalität der TU Berlin wie auch um die Anhebung der Frauenquote werden also durch diesen Studiengang ganz erheblich gestärkt.

Der weitaus größte Anteil der Studierenden stammt aus Süd- und Osteuropa sowie aus Asien. Aber auch Afrika und Lateinamerika sind vertreten. Die meisten ausländischen Studierenden haben im Herkunftsland bereits ein Studium abgeschlossen und schon einen Beruf ausgeübt. Ihre Einstellung zum Studium, die Motivation und die Zielorientierung werden dadurch in erheblichem Maße beeinflusst - ein Charakteristikum dieses Studiengangs, von dem auch die deutschen Studierenden stark beeinflusst werden, wie auch durch die permanente Notwendigkeit, ihre interkulturelle Kompetenz nicht nur als theoretisches Konstrukt zu diskutieren, sondern bereits im Studienalltag zu entwickeln und zu praktizieren. Mit der internationalen Zusammensetzung der Studierenden korrespondiert ein enges Netz weltweiter Forschungsaktivitäten, insbesondere mit Universitäten in Brasilien, China, der Mongolei und Russland. Doktoranden und Habilitanden aus elf Ländern werden im Fachgebiet DaF zurzeit betreut.

Auch innerhalb der TU Berlin besteht eine enge Verzahnung mit der Linguistik, der Erziehungs-, der Kommunikations- und der Medienwissenschaft. Mit anderen Fakultäten bestehen Verabredungen über die gemeinsame Ausbildung von DaF-Studierenden durch Fächerkombinationen außerhalb des traditionellen Magister-Kanons: mit der Informatik, dem Maschinenbau, der Mathematik, der Elektrotechnik, den Wirtschaftswissenschaften, wodurch dem fachsprachlichen Anspruch und einem TU-spezifischen Qualifikationsprofil verstärkt Rechnung getragen wird. Dazu gehört auch, dass DaF-Studierende systematisch in ingenieur-, natur- und wirtschaftswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen hospitieren und mit präzisen Beobachtungs- und Analyseaufgaben ein eigenes Verständnis der sprachlichen Anforderungen erwerben, auf die sie ihre zukünftigen Studierenden vorzubereiten haben. Den Dozentinnen und Dozenten dieser Lehrveranstaltungen sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt für ihre kooperative Unterstützung.

DaF an der TU Berlin kann als ein gelungenes Beispiel der Verzahnung der Geisteswissenschaften mit den Ingenieur- und Naturwissenschaften im Rahmen der aktuellen Strukturplanungen verstanden werden.

Professor Dr. Ulrich Steinmüller

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