7-9/04
Juli 2004
 
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Professorengehalt nach Marktwert

Internationale Berufungsverfahren im Vergleich

Die deutsche Berufungspraxis von Professorinnen und Professoren ist langwierig und intransparent. Das ist das Ergebnis einer internationalen Untersuchung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Das CHE stellt alternative Verfahren aus den USA, Österreich, Schweden, den Niederlanden, Frankreich, England und der Schweiz vor und gibt Empfehlungen für eine Reform der Berufungspraxis.

Mit Genehmigungs- und Entscheidungsvorbehalten können die Ministerien derzeit Berufungen und Zielvorgaben steuern. In den Hochschulen selbst nehmen verschiedene Statusgruppen Mitspracherechte wahr, ebenso Fachgruppen und verschiedene Kontrollorgane. Die Einzelnen verfügen dabei, so das CHE, mehr über Blockade- als über Gestaltungschancen. Die Betroffenen empfinden die in die Länge gezogenen Entscheidungen daher vielfach als zufällig oder sogar unzumutbar. Auch für das CHE ist es keine Frage, dass Berufungen in eine langfristige strategische Entwicklungsplanung eingebettet sein müssen, doch für die Verfahren bestünde dringend Reformbedarf.

Viel versprechende Kandidaten müssten dann berufen werden, wenn diese dafür zur Verfügung stehen, und nicht dann, wenn zufällig eine Stelle frei ist. Deutschland dürfe dabei nicht vergessen, in welcher Form Kandidaten für eine Professur im Ausland umworben werden. Unterstützung bei Umzug und Integration ins kulturelle und wissenschaftliche Geschehen der neuen Umgebung, Lösungsvarianten für die Double-Careers-Problematik sollte jede Hochschule im Angebot haben. Auch monetäre und nicht-monetäre Zulagen und Kompensationen in einer flexibleren Vergütungslandschaft werden als Anreiz zukünftig eine immer wichtigere Rolle spielen, so das CHE.

In den verglichenen Ländern sind verschiedene Trends sichtbar. In Europa treten mehr und mehr stärker gegliederte akademische Karrierewege mit Beförderung an die Stelle klassischer Berufungsverfahren. Die Sonderstellung der Professur schleift sich ab. Die wissenschaftliche Selbstständigkeit wird nicht erst auf dieser Stufe erreicht, nach vorherigen, grundsätzlich prekären Beschäftigungsverhältnissen. Unbefristete Arbeitsverhältnisse lösen die garantierte Beschäftigung auf Lebenszeit ab. Die Arbeitsverhältnisse an den Hochschulen gleichen sich damit denen in der Wirtschaft an. Einheitliche Laufbahngruppen lösen sich ebenfalls auf. Auf derselben hierarchischen Stufe werden höchst unterschiedliche Gehälter verdient. International wächst die Bereitschaft, sich von Besoldungsgruppen zu lösen. Insbesondere dort, wo Spitzenkräfte nur durch Spitzengehälter vom Abwandern in die Wirtschaft abgehalten werden können, bestimmt der Marktwert die Vergütung. In allen Vergleichsländern wird die Verantwortung für Personalfragen immer mehr in die Hochschulen verlagert. Auch sollten externe Gutachter in die Findungskommissionen eingebunden werden, um den Einfluss sachfremder Klientelbeziehungen zu vermeiden.

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