Professorengehalt nach Marktwert
Internationale Berufungsverfahren im Vergleich
Die deutsche Berufungspraxis von Professorinnen und Professoren
ist langwierig und intransparent. Das ist das Ergebnis einer internationalen
Untersuchung des Centrums
für Hochschulentwicklung (CHE). Das CHE stellt alternative
Verfahren aus den USA, Österreich, Schweden, den Niederlanden,
Frankreich, England und der Schweiz vor und gibt Empfehlungen für
eine Reform der Berufungspraxis.
Mit Genehmigungs- und Entscheidungsvorbehalten können die
Ministerien derzeit Berufungen und Zielvorgaben steuern. In den
Hochschulen selbst nehmen verschiedene Statusgruppen Mitspracherechte
wahr, ebenso Fachgruppen und verschiedene Kontrollorgane. Die Einzelnen
verfügen dabei, so das CHE, mehr über Blockade- als über
Gestaltungschancen. Die Betroffenen empfinden die in die Länge
gezogenen Entscheidungen daher vielfach als zufällig oder sogar
unzumutbar. Auch für das CHE ist es keine Frage, dass Berufungen
in eine langfristige strategische Entwicklungsplanung eingebettet
sein müssen, doch für die Verfahren bestünde dringend
Reformbedarf.
Viel versprechende Kandidaten müssten dann berufen werden,
wenn diese dafür zur Verfügung stehen, und nicht dann,
wenn zufällig eine Stelle frei ist. Deutschland dürfe
dabei nicht vergessen, in welcher Form Kandidaten für eine
Professur im Ausland umworben werden. Unterstützung bei Umzug
und Integration ins kulturelle und wissenschaftliche Geschehen der
neuen Umgebung, Lösungsvarianten für die Double-Careers-Problematik
sollte jede Hochschule im Angebot haben. Auch monetäre und
nicht-monetäre Zulagen und Kompensationen in einer flexibleren
Vergütungslandschaft werden als Anreiz zukünftig eine
immer wichtigere Rolle spielen, so das CHE.
In den verglichenen Ländern sind verschiedene Trends sichtbar.
In Europa treten mehr und mehr stärker gegliederte akademische
Karrierewege mit Beförderung an die Stelle klassischer Berufungsverfahren.
Die Sonderstellung der Professur schleift sich ab. Die wissenschaftliche
Selbstständigkeit wird nicht erst auf dieser Stufe erreicht,
nach vorherigen, grundsätzlich prekären Beschäftigungsverhältnissen.
Unbefristete Arbeitsverhältnisse lösen die garantierte
Beschäftigung auf Lebenszeit ab. Die Arbeitsverhältnisse
an den Hochschulen gleichen sich damit denen in der Wirtschaft an.
Einheitliche Laufbahngruppen lösen sich ebenfalls auf. Auf
derselben hierarchischen Stufe werden höchst unterschiedliche
Gehälter verdient. International wächst die Bereitschaft,
sich von Besoldungsgruppen zu lösen. Insbesondere dort, wo
Spitzenkräfte nur durch Spitzengehälter vom Abwandern
in die Wirtschaft abgehalten werden können, bestimmt der Marktwert
die Vergütung. In allen Vergleichsländern wird die Verantwortung
für Personalfragen immer mehr in die Hochschulen verlagert.
Auch sollten externe Gutachter in die Findungskommissionen eingebunden
werden, um den Einfluss sachfremder Klientelbeziehungen zu vermeiden.
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