Vaterschaftstest für die Waschmaschine
Logistik entwickelt Verfahren zur Wiedererkennung von Produkten
Produktverantwortung für Altgeräte - ein Thema, das bald
alle Hersteller von elektrischen und elektronischen Produkten betreffen
wird. Denn zurzeit wird eine europäische Richtlinie, die WEEE-Direktive,
in deutsches Recht umgesetzt. Für die Entsorgungskosten hat
nicht mehr der letzte Besitzer, sondern der Hersteller eines Produkts
aufzukommen. Am Bereich
Logistik der TU Berlin wird daher unter der Leitung von Prof.
Dr.-Ing. Helmut Baumgarten intensiv an einer praktikablen Umsetzung
der Identifikation von Elektroaltgeräten gearbeitet - dabei
steht die Automatisierung der Prozesse im Vordergrund.
Der "Vaterschaftstest für die Waschmaschine" ist
das Motto, unter dem sich das Forschungsteam des Bereichs Logistik
um Dr.-Ing. Christian Butz und Dipl.-Ing. Christian Schneiders während
der Langen
Nacht der Wissenschaften im Juni vorstellte. Jedes einzelne
Produkt soll individuell und automatisiert zu erkennen sein, um
eine aufwands- und herstellergerechte Identifikation zu ermöglichen.
Dazu wird untersucht, inwieweit sich so genannte "Smart Labels"
unter den Umgebungsbedingungen von Elektroaltgeräten eignen,
um Elektroaltgeräte zu kennzeichnen und auch noch nach Jahren
Lebensdauer sicher identifizieren zu können.
In Zusammenarbeit mit dem Entsorgungsunternehmen BRAL, einem Tochterunternehmen
der ALBA AG und der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR), werden
die Erkennungsraten von Elektroaltgeräten, die mit Smart Labels
ausgestattet sind, in Erkennungsschleusen ermittelt. "Die ersten
Ergebnisse stimmen sehr zuversichtlich", so Christian Schneiders.
"Die größten Hindernisse sind bei Produkten mit
Metallgehäusen zu überwinden. Diese schirmen die Funkwellen
ab, sodass keine Informationen mehr übertragen werden können.
Wird die Anbringung von Smart Labels jedoch bei der Entwicklung
berücksichtigt, so dürfte die Aufgabe zu lösen sein."
Mit der RFID-Technologie sind jedoch nicht nur Chancen, sondern
auch Risiken verbunden. "Ein Smart Label ist mit einer produktindividuellen
Nummer ausgestattet", erläutert Karsten Oltersdorf, "sodass
dadurch Rückschlüsse auf den Verbraucher möglich
sind. Der Konsument wird somit ein weiteres Stück durchsichtiger.
Daher wird an einem "Digital Rights Management" geforscht,
das die Möglichkeiten des vom Verbraucher ungewollten Informationsaustausches
einschränkt." Oltersdorf ist ein Student des internationalen
Teams von Studierenden aus Deutschland, China, Vietnam, Laos und
Russland, das gemeinsam an diesem Forschungsprojekt arbeitet. "Das
Verfassen einer Diplomarbeit in einem Forschungsprojekt ist zwar
sehr arbeitsaufwändig, aber durch die guten Studienbedingungen
und die intensive Betreuung lernt man auch sehr viel. Besonders
das Arbeiten in einem internationalen Team ist eine interessante
Erfahrung", meint Thu Hang Huynh, Studentin aus Vietnam.
tui
Smart Labels sind im Prinzip kleine
Chips, die zusammen mit einer Antenne unter eine Folie geklebt
werden und somit nicht größer sind als ein handelsübliches
Klebeetikett. Die dahinter stehende Innovation heißt Radio
Frequency Identification Technology (RFID). Einflussreicher
Treiber dieser Technologie ist zurzeit der Handel, der in öffentlichkeitswirksamen
Future Stores die Möglichkeiten dieser Technologie vorführt.
Erst durch den massenhaften Einsatz der Smart Labels im Handel
kann der Preis von heute 50 Cent auf zukünftig 5 Cent fallen,
schätzen Logistik-Experten. |
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