Hohes Risiko für Herz und Kopf
Studie über lärmbedingte Schlafstörungen und
Erkrankungen
|
|
|
Werbeplakat
für den Tag gegen den Lärm. Der nächste findet
am 20. April 2005 statt |
Straßenlärm, Fluglärm, Schienen-, Gewerbe- und
Nachbarschaftslärm wirken heute auf den Menschen ein. Er ist
nahezu "rund um die Uhr" beschallt. Wir haben uns zu einer
"lauten Gesellschaft" entwickelt, insbesondere in Ballungsräumen.
Gesundheitsstörungen durch Lärm sind ein viel und kontrovers
diskutiertes Problem. Die pathogene Wirkung von Lärm ist nicht
so einfach zu beurteilen wie eine Infektionskrankheit, bei der die
Ursache-Wirkungs-Beziehungen zeitlich greifbar und durch den Erregerbefund
nachweisbar sind.
Der Forschungsverbund
Lärm und Gesundheit am Berliner
Zentrum Public Health (TU Berlin, FU Berlin, HU Berlin) überprüfte
im Rahmen der LARES-Studie (Large Analysis and Review of European
housing and health Status) der WHO die Auswirkungen von Lärm
im Wohnumfeld auf die Gesundheit. Er untersuchte den statistischen
Zusammenhang zwischen lärmbedingter Belästigung, lärmbedingten
Schlafstörungen und ärztlich diagnostizierten Erkrankungen.
Als Hauptquellen für nächtliche Belästigung wurden
Straßenverkehrslärm und Nachbarschaftslärm genannt.
Nach der Studie ist Lärm im Wohnumfeld ein Risikofaktor für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Risiko besteht unabhängig
von den einbezogenen Einflussgrößen. In der Altersgruppe
18-59 Jahre war bei lärmbedingten Schlafstörungen das
Risiko für Allergien um 46 Prozent, für Herz-Kreislauf-Symptome
um 45 Prozent, für Bluthochdruck um 49 Prozent und für
Migräne um 56 Prozent signifikant erhöht.
Die LARES-Studie wurde im Zeitraum 2002 bis 2003 auf Vorschlag
der European Housing and Health task force der WHO in acht europäischen
Städten durchgeführt (Angers, Bonn, Bratislava, Budapest,
Ferreira, Forlì, Genf, Vilnius), um Aussagen über den
Zusammenhang zwischen Wohnen und Gesundheit treffen zu können.
Sie erfolgte auf der Basis von umfangreichen standardisierten Befragungen
(Wohnbedingungen und Gesundheitsstatus) und Wohnungsinspektionen.
Die Ergebnisse dienten der Vorbereitung der 4. Ministerialkonferenz
der Umwelt- und Gesundheitsminister im Juni 2004 in Budapest.
Eine umfassende statistische Kontrolle der Lärmeffekte hinsichtlich
Wohn- und Wohnumfeldfaktoren wie Wohnungstemperatur im Winter, Luftqualität,
Tageslicht und Feuchtigkeit in der Wohnung oder Zufriedenheit mit
dem Wohnumfeld wurde erstmals in der Studie möglich. Die Ergebnisse
zeigen, dass die nächtliche Lärmbelastung hinsichtlich
der Gesundheit einen relevanten Einfluss darstellt. "Insbesondere
dem nächtlichen Lärm wird immer noch nicht die notwendige
Aufmerksamkeit gewidmet, um gesundheitliche Gefährdungen zu
vermeiden", sagt Dr.-Ing. Christian Maschke, Sprecher des Forschungsverbundes.
Dr. Hildegard Niemann
www.laerm-gesundheit.de
|