Leidenschaft für deutsche Bücher
Humboldt-Stipendiatin Dorota Sosnicka widmet sich besonders
der Deutschschweizer Literatur
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In Stettin traf
die Humboldt-Stipendiatin Dorota Sosnicka den Sohn des berühmten
Berliner Schriftstellers Alfred Döblin, Claude Döblin.
Am Geburtshaus Döblins erinnert eine Gedenkmedaille an
den großen Dichter |
Einen ganz besonderen Bereich deutschsprachiger Literatur hat sich
die Literaturwissenschaftlerin und Dozentin am Germanistischen Institut
der Universität Stettin zur Leidenschaft gemacht: die Deutschschweizer
Literatur. Derzeit forscht sie zu "Formen zeitgenössischen
Erzählens in der deutschsprachigen Literatur der Schweiz"
im Rahmen eines Stipendiums der Alexander
von Humboldt-Stiftung am Institut
für Literaturwissenschaft der TU Berlin bei Professor Dr.
Hans Dieter Zimmermann.
Die Deutschschweizer Literatur bildet mit ihren Besonderheiten
zweifelsohne einen wichtigen Teil des deutschsprachigen Schrifttums.
Doch nach wie vor muss sie sich gegen die Vorurteile behaupten,
sie sei konservativ und habe, bis auf wenige Autoren, der Weltliteratur
nichts Neues und Interessantes zu bieten. Daher befürchtete
man nach dem Tod der beiden "Giganten" Max Frisch und
Friedrich Dürrenmatt eine Provinzialisierung dieser Literatur.
Der lastenden "Übergröße" der beiden bekanntesten
Schweizer zum Trotz haben jedoch zahlreiche Schriftsteller aus der
Schweiz neue, ihren Absichten sowie ihrem Sprach- und Formverständnis
adäquate Ausdrucksformen gefunden und damit die moderne Prosa
wesentlich bereichert. Sie konnten sich vom Provinziellen befreien
und Werke von universellem Anspruch vorlegen. Viele zeichnet eine
besondere Experimentierfreude aus, sowohl bei der allgemeinen Komposition
ihrer Werke, bei der Wahl des Erzählmodus als auch bei der
sprachlichen Gestaltung. Diese Probleme der Erzähltechnik in
der Deutschschweizer Prosa der letzten Jahrzehnte sind das Hauptanliegen
der Forschungsarbeit von Dorota Sosnicka. Die Humboldt-Stiftung
ermöglicht es wissenschaftlich hoch qualifizierten Akademikerinnen
und Akademikern aus aller Welt, ein Forschungsprojekt eigener Wahl
in Deutschland durchzuführen und Kontakte zu anderen Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern zu knüpfen.
Dorota Sosnicka promovierte 1998 an der Adam-Mickiewicz-Universität
in Posen über den Schweizer Dichter Gerhard Meier. Sie widmet
sich seit Jahren der Erforschung von erzähltechnischen Phänomenen,
insbesondere in der neueren deutschsprachigen Literatur und folgt
dabei dem Motto von Susan Sontag: "Eine Interpretation, die
von der höchst zweifelhaften Theorie ausgeht, dass ein Kunstwerk
aus inhaltlichen Komponenten zusammengesetzt ist, tut der Kunst
Gewalt an." So hat sie neben einem Buch über Gerhard Meier
mehrere Aufsätze über Günter Grass, Gerhard Roth,
Zsuzsanna Gahse und andere veröffentlicht. Seit drei Jahren
beteiligt sie sich aktiv an der Konferenz "Junge Literatur
in Europa", die alljährlich von der Hans-Werner-Richter-Stiftung
Bansin in Greifswald veranstaltet wird. Dort stellt sie polnische
Autoren vor. Erfolgreich initiierte sie die Stiftung einer Alfred-Döblin-Gedenktafel,
die letztes Jahr in Stettin, der Geburtsstadt des Schriftstellers,
angebracht wurde.
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