7-9/04
Juli 2004
 
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Leidenschaft für deutsche Bücher

Humboldt-Stipendiatin Dorota Sosnicka widmet sich besonders der Deutschschweizer Literatur

 
  In Stettin traf die Humboldt-Stipendiatin Dorota Sosnicka den Sohn des berühmten Berliner Schriftstellers Alfred Döblin, Claude Döblin. Am Geburtshaus Döblins erinnert eine Gedenkmedaille an den großen Dichter

Einen ganz besonderen Bereich deutschsprachiger Literatur hat sich die Literaturwissenschaftlerin und Dozentin am Germanistischen Institut der Universität Stettin zur Leidenschaft gemacht: die Deutschschweizer Literatur. Derzeit forscht sie zu "Formen zeitgenössischen Erzählens in der deutschsprachigen Literatur der Schweiz" im Rahmen eines Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung am Institut für Literaturwissenschaft der TU Berlin bei Professor Dr. Hans Dieter Zimmermann.

Die Deutschschweizer Literatur bildet mit ihren Besonderheiten zweifelsohne einen wichtigen Teil des deutschsprachigen Schrifttums. Doch nach wie vor muss sie sich gegen die Vorurteile behaupten, sie sei konservativ und habe, bis auf wenige Autoren, der Weltliteratur nichts Neues und Interessantes zu bieten. Daher befürchtete man nach dem Tod der beiden "Giganten" Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt eine Provinzialisierung dieser Literatur. Der lastenden "Übergröße" der beiden bekanntesten Schweizer zum Trotz haben jedoch zahlreiche Schriftsteller aus der Schweiz neue, ihren Absichten sowie ihrem Sprach- und Formverständnis adäquate Ausdrucksformen gefunden und damit die moderne Prosa wesentlich bereichert. Sie konnten sich vom Provinziellen befreien und Werke von universellem Anspruch vorlegen. Viele zeichnet eine besondere Experimentierfreude aus, sowohl bei der allgemeinen Komposition ihrer Werke, bei der Wahl des Erzählmodus als auch bei der sprachlichen Gestaltung. Diese Probleme der Erzähltechnik in der Deutschschweizer Prosa der letzten Jahrzehnte sind das Hauptanliegen der Forschungsarbeit von Dorota Sosnicka. Die Humboldt-Stiftung ermöglicht es wissenschaftlich hoch qualifizierten Akademikerinnen und Akademikern aus aller Welt, ein Forschungsprojekt eigener Wahl in Deutschland durchzuführen und Kontakte zu anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu knüpfen.

Dorota Sosnicka promovierte 1998 an der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen über den Schweizer Dichter Gerhard Meier. Sie widmet sich seit Jahren der Erforschung von erzähltechnischen Phänomenen, insbesondere in der neueren deutschsprachigen Literatur und folgt dabei dem Motto von Susan Sontag: "Eine Interpretation, die von der höchst zweifelhaften Theorie ausgeht, dass ein Kunstwerk aus inhaltlichen Komponenten zusammengesetzt ist, tut der Kunst Gewalt an." So hat sie neben einem Buch über Gerhard Meier mehrere Aufsätze über Günter Grass, Gerhard Roth, Zsuzsanna Gahse und andere veröffentlicht. Seit drei Jahren beteiligt sie sich aktiv an der Konferenz "Junge Literatur in Europa", die alljährlich von der Hans-Werner-Richter-Stiftung Bansin in Greifswald veranstaltet wird. Dort stellt sie polnische Autoren vor. Erfolgreich initiierte sie die Stiftung einer Alfred-Döblin-Gedenktafel, die letztes Jahr in Stettin, der Geburtsstadt des Schriftstellers, angebracht wurde.

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