6/04
Juni 2004
 
TU intern
6/2004 als
pdf-Datei
(2,0 MB)
 Themenseiten 
Titel
Inhalt
Aktuell
Innenansichten
Lehre & Studium
Forschung
Alumni
Internationales
Menschen
Vermischtes
Impressum
TU-Homepage

Geld mobilisieren durch Abbau unsinniger Subventionen

Matthias Berninger erklärt sein "Bundesbildungsbanksystem"

 
  Matthias Berninger (Bündnis 90/Die Grünen) ist Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft

Herr Berninger, was unterscheidet Ihr Bundesbildungsbanksystem von Studiengebühren oder Studienkonten?

Die Modelle zu Studiengebühren oder auch die Modelle der Studienkonten bedeuten für die Studierenden oftmals Hürden für den Verbleib an der Hochschule oder gar für die Aufnahme eines Studiums. Hingegen garantiert eine nachlaufende Eigenbeteiligung der Studierenden, die in direkter Abhängigkeit vom Einkommen finanzierbar ist, soziale Gerechtigkeit. Zudem sichert das Kernelement des Bundesbildungsbankmodells - ein Vertrag zwischen Hochschule und Studierenden - Wettbewerb unter den Hochschulen selbst. Nicht die Akkreditierung zusätzlicher Mittel, sondern die Verbesserung der Qualität der Lehre steht hier im Vordergrund: Endlich werden finanzielle Anreize geschaffen, die gute Studienbedingungen honorieren.

Was würde das Bundesbildungsbanksystem ganz konkret für das gebeutelte Berlin bedeuten? Würden nicht sehr kleine Hochschulen möglicherweise in ihrer Existenz gefährdet?

Nein, kleinere Hochschulen wären nicht in ihrer Existenz gefährdet, da es sich um Mittel handelt, die den Hochschulen zusätzlich zugute kommen. Darüber hinaus können zu hohe Auslastungen von Universitäten mit Studierenden, wie es derzeit in Berlin der Fall ist, abgefedert werden. Zudem können durch einen verstärkten Abbau unsinniger Subventionen Gelder mobilisiert werden, die zur Verbesserung der Berliner Hochschulsituation beitragen.

Es ist ungewöhnlich, dass ein Politiker, der für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft zuständig ist, Vorschläge zum Bildungssystem macht. Was ist Ihr spezifisches Interesse an dem Thema?

Bildung ist "die" soziale Frage des 21. Jahrhunderts. Da darf und kann ich mich, auch wenn mein eigentlicher Themenschwerpunkt zurzeit ein anderer ist, nicht vor den Fragen der Bildungspolitik verschließen. Zudem gewährt mir meine Zeit als bildungspolitischer Sprecher, aber auch meine gegenwärtige Tätigkeit als Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen in Hessen einerseits die Sensibilität für die Thematik und lässt mich andererseits die Reformnotwendigkeiten erkennen.

Das Gespräch führte Patricia Pätzold

Geld folgt Studierenden

Mit der Idee der Bundesbildungsbank will Matthias Berninger die Qualität der Lehre in den chronisch unterfinanzierten Hochschulen erhalten und verbessern sowie die Akademiker finanziell an ihrer Ausbildung beteiligen - nach dem Prinzip "Geld folgt Studierenden": Die Bundesbildungsbank zahlt den Hochschulen pro Semester 500 Euro für jeden Studierenden aus. Mit den Studierenden wird ein Vertrag über die Ausgestaltung ihres Studiums abgeschlossen. Sie verpflichten sich, nach Abschluss des Studiums über zehn bis fünfzehn Jahre etwa 0,2 Prozent ihres Einkommens in die Bundesbildungsbank zurückzuzahlen. 1,7 Milliarden Euro, so hat Berninger ausgerechnet, würden zur Verbesserung der Lehre sofort unmittelbar an die Hochschulen fließen. Die Studierenden wählen die Hochschule selbst, was wiederum den Wettbewerb anregen soll. Gebühren für Langzeitstudierende lehnen die Grünen ab, da diese die Hochschuletats nicht mehr belasteten als andere Studierende. Das Bundesbildungsbanksystem sei dagegen ein Schritt dazu, auch das Teilzeitstudium zu akzeptieren und zu erleichtern. Der Verbleib der Langzeitgebühren an den Unis sei ohnehin nicht gesichert, es könne sehr leicht zum Stopfen von Haushaltslöchern missbraucht werden. Das Diskussionspapier ist im Internet veröffentlicht.

pp

www.berninger.com

© TU-Pressestelle 6/2004 | TU intern | Impressum | Leserbriefe