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Juni 2004
 
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Chemie und Kunst - Schwestern im Geist

In den Restaurierungswerkstätten des Louvre erhielten TU-Studierende Anregungen für neue Forschungsideen

Mit dem Teilchenbeschleuniger wird die Statue der Göttin Ishtar im Louvre untersucht

Die roten Augen einer 4000 Jahre alten Statue sind nicht aus Glas, sondern aus Rubin. Diese These konnte jetzt bewiesen werden. Aus dieser unscheinbaren Information ergeben sich für Kunsthistoriker viele neue Erkenntnisse. Solche Erkenntnisse sind heute nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit möglich. Ohne die Fragen der Kunsthistoriker zu kennen, können Chemiker keine Antworten geben und umgekehrt. Eine vorbildliche Zusammenarbeit fanden TU-Kunstgeschichtsstudierende während einer Exkursion nach Paris in den Restaurierungswerkstätten des Louvre.

Die Restaurierungswerkstatt eines Museums will zuerst Kunstwerke in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Was aber war der ursprüngliche Zustand? Welches Rot wurde verwendet? Welcher Stein? Welche Glasur?

1998 wurde das Zentrum zur Forschung und Restaurierung der Museen von Frankreich (Centre de recherche et de restauration des Musées de France) gegründet. Es befindet sich in hochmodernen Räumen unter dem Louvre in Paris. Dort wurden den Studierenden modernste Techniken zur Erforschung der Kunstobjekte im Louvre vorgestellt. Dabei wurde deutlich, wo die Schnittstellen von Chemie und Kunst sind und wie die Chemie zur Identität eines Kunstwerkes beitragen kann.

Mit AGLAE (Accelerateur Grand Louvre d'Analyse Elementaire), einem Teilchenbeschleuniger, können zum Beispiel chemische Analysen durchgeführt werden. AGLAE arbeitet mit der PIXE-Methode: Das Material wird mit Partikeln beschossen und sendet daraufhin Röntgenstrahlen aus, die wiederum aufgefangen werden. Die so erhaltenen Daten geben mithilfe von Vergleichsmaterialien Aufschluss über die Zusammensetzung der Substanz, die analysiert werden soll. Durch die punktuelle Anwendung wird das Kunstobjekt nicht beschädigt.

Über die Statue mit den Rubinaugen kann man folgern, dass eine Gottheit dargestellt ist, denn Rubin ist kostbar. Am Fundort gibt es jedoch keine Rubinvorkommen. Es müssen also zusätzlich bisher unbekannte Handelsbeziehungen existiert haben. Der geochemische Vergleich mit anderen Rubinproben enthüllte schließlich, woher die Rubine stammen. Mithilfe von AGLAE und durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit konnte somit die frühe Verbindung von drei Zivilisationen nachgewiesen werden: Aus Mesopotamien stammt das Bild einer Frau als Fruchtbarkeitssymbol, aus Griechenland die realistische Darstellung des Körpers und aus Asien stammen die Rubine. AGLAE ist bis heute der einzige Teilchenbeschleuniger in einem Museum. Der Louvre leistet damit Pionierarbeit und zeigt die zukünftige immense Bedeutung der Zusammenarbeit von Geistes- und Naturwissenschaften.

Die weiteren Stationen dieser im Rahmen des Hauptseminars "Tempel der Kunst" von Prof. Dr. Benedicte Savoy und Prof. Dr. Adrian von Buttlar durchgeführten Exkursion waren ebenfalls von der Verknüpfung der Wissenschaften geprägt. Wir besichtigten das Fotoarchiv des Musée d'Orsay. Einblick in aufwändige Restaurierungstechniken wurden auch im Abguss-Museum der Nationaldenkmäler Frankreichs offenbar. Es befindet sich noch im Bau. Ein umfangreiches Programm zur Museumsarchitektur und Sammlungsgeschichte, zu den Schnittstellen von Kunst, Wissenschaft und Museum bot die Besichtigung des Musée des arts et métiers, eines der frühesten öffentlichen Technikmuseen Europas. Ein ehemaliger TU-Dozent, Dr. Gregor Wedekind, hatte außerdem einen Besuch im Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris arrangiert, sodass die Studierenden sicherlich genügend Anregung für viele neue Forschungsideen erhielten.

Sabine Skott,
Studentin

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