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Juni 2004
 
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Afrika ist nicht Europa - vom Versuch, einander zu verstehen

TU-Semiotik analysiert Kultur mit einer speziellen Software

Mit der neuen Software können sehr komplexe Inhalte strukturiert werden. Dieser Screenshot zeigt eine Analyse des mittelalterlichen Artus-Stoffes

Zwei Jahre lang finanzierte die EU das Projekt "Cultural Units of Learning Tools and Services" (CULTOS) zur Erarbeitung einer innovativen Software für geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Anwendungen. Jetzt wurden die Projektpartner, zu denen auch die TU Berlin gehört, in die Selbstständigkeit entlassen. An der TU Berlin entstand daraufhin die Arbeitsstelle "Structural Analysis of Cultural Systems" (SACS).

Mit ihrer multimodalen Arbeitsweise ist die CULTOS-Software vielfältig einsetzbar, zum Beispiel für die Erstellung von Lernsoftware, die Vorbereitung von Publikationen, die Aufbereitung von Lehrinhalten für Präsentationen, die Erfassung musealer oder künstlerischer Objekte unter Einbeziehung kulturhistorischer Aspekte. Man kann sie als Datenbank nutzen, um komplexe Inhalte zu strukturieren, Datenbestände in interkulturellen und ethnologischen Bereichen systematisieren oder Beziehungssysteme für psychologische, therapeutische, soziologische, pädagogische oder forensische Anwendungsfelder darstellen.

Die Arbeitsstelle SACS wurde in der Fakultät I Geisteswissenschaften von Professor Roland Posner, Arbeitsstelle für Semiotik, und Professor Monika Walter, Institut für Literaturwissenschaft, eingerichtet, um die CULTOS-Aktivitäten zu bündeln. Dieses Jahr wurden bereits mehrere, von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung mitfinanzierte Felduntersuchungen in Nigeria, Togo und Benin durchgeführt: Kulturspezifische Bedeutungen von Gesten werden im Zusammenhang mit dem an der TU Berlin erstellten Berliner Gestenlexikon untersucht.

Befragungen zum Zeitmanagement ließen - anknüpfend an das an der TU Berlin konzipierte Verfahren zur Analyse von Arbeiten im Haushalt (AVAH) - Wirkungen des Kulturwandels auf die zeitliche Strukturierung des Alltags erkennen.

Das Projekt "Investigation of Comparative Judgement regarding job and living preferences", unter anderem angeregt von TU-Professor Arnold Upmeyer, soll über berufliche Ziele, Motivationen und kulturelle Identität nigerianischer Studierender während der Globalisierungsprozesse Auskunft geben.

Weitere Felduntersuchungen in archaischen Kulturen wiesen darauf hin, dass dort, entgegen früherer Meinungen, durchaus Farbbezeichnungen existieren. Diese beziehen sich allerdings, ähnlich wie im antiken Europa, auf spezifische Objekte, vergleichbar mit der "Orange", die uns Europäern den Namen für die Farbe Orange lieferte.

Ein weiteres Projekt untersucht die Hintergründe weiblicher Genitalverstümmelung. Hier führte die Kooperation mit der University Ibadan in Nigeria zu Erkenntnissen über kulturspezifische Sichtweisen und Deutungsmuster.

Dr. Arnold Groh

www.cultos.org
www.inst.at/trans/15Nr/09_1/groh15.htm
http://no-fgm.at.gs

 

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