6/04
Juni 2004
 
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Einheitsingenieur in Europa?

Internationale Tagung diskutierte die Zukunft der Ingenieurausbildung

Der Profi erklärt dem Anfänger, wie es geht. Lernen in der Praxis ist für Ingenieure besonders wichtig

Zügig und noch vor 2010 will Berlin die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor-/Master-Abschlüsse verwirklichen. Das bekräftigte der neue Berliner Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Hans-Gerhard Husung auf dem internationalen Expertenkolloquium "Innovations in Engineering Education - Challenges, Concepts and Good Practice", zu dem die TU Berlin im Rahmen ihrer 125-Jahr-Feier im Mai und das Netzwerk "E4" geladen hatten.

Husung würdigte zugleich auch die Schritte, die von der TU Berlin bereits unternommen worden sind. Aus 26 europäischen Ländern und aus den USA waren die Experten angereist. Dem von der EU geförderten Netzwerk "E4" gehören neben der TU Berlin rund 110 weitere europäische Hochschulen an. Die TU Berlin wird in diesem Netzwerk von Günter Heitmann vom Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre vertreten und hatte den Arbeitsschwerpunkt "Employability through Innovative Curricula" übernommen.

Bislang, das wurde deutlich, hat der Bologna-Prozess keinesfalls zu der angestrebten Vereinheitlichung, zur Transparenz von Strukturen, Inhalten und Qualität der Abschlüsse geführt. Viele Länder zögern noch, eine radikale Umstellung auf ein zweistufiges System mit einem ersten, berufsbefähigenden Abschluss nach drei und einem zweiten Abschluss nach weiteren zwei Jahren vorzunehmen, wie es in Italien bereits seit 1999 Gesetz ist. Besonders die kontinentaleuropäischen Universitäten mit ihren bislang 5- bis 6-jährigen Studiengängen bis zu einem Ingenieurabschluss tun sich schwer damit. Sie fürchten Qualitätsverlust und Gefährdung ihrer starken Position in der Forschung und einer forschungsbezogenen Ausbildung. Sie möchten das Master-Niveau als Regelabschluss beibehalten. Einen möglichen Bachelor-Abschluss wünschen sie weniger als Ausgang in das Berufsleben, sondern als Verteilpunkt für unterschiedlich profilierte Master-Studiengänge sowie als Eintrittspunkt für Bachelor-Absolventen aus dem Ausland.

Doch das politische Interesse zielt auf die Studienzeitverkürzung und den berufsqualifizierenden Bachelor als Regel-Abschluss. Viele deutsche Arbeitgeber machen sich inzwischen für einen qualifizierten Bachelor-Abschluss stark, in etwa vergleichbar mit dem Niveau des derzeitigen Fachhochschul-Diploms. Fachübergreifende methodische und soziale Kompetenzen sowie eine Anpassung an zeitgemäße betriebliche Erfordernisse sollten jedoch unabhängig davon die moderne Ingenieurausbildung auszeichnen.

Einige Beispiele guter Praxis aus Europa und den USA zeigten, dass beim Bachelor mit projektbezogenem und problembasiertem, interkulturell orientiertem Lernen sowohl eine zeitgemäße berufsqualifizierende Ausrichtung als auch eine forschungsorientierte Vorbereitung auf weitere Profilierung möglich ist.

Noch unbeantwortet blieb die Frage, wie sinnvoll oder erforderlich tatsächlich einheitliche, international akkreditierte Standards in der europäischen Ingenieurausbildung sind. Die Beiträge der Tagung finden Sie im Internet.

Dipl.-Kfm. Günter Heitmann

www.tu-berlin.de/fb2/TUB_E4_Colloquium

 

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