Einheitsingenieur in Europa?
Internationale Tagung diskutierte die Zukunft der Ingenieurausbildung
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Der Profi erklärt dem
Anfänger, wie es geht. Lernen in der Praxis ist für
Ingenieure besonders wichtig |
Zügig und noch vor 2010 will Berlin die Umstellung der
Studiengänge auf Bachelor-/Master-Abschlüsse verwirklichen.
Das bekräftigte der neue Berliner Wissenschaftsstaatssekretär
Dr. Hans-Gerhard Husung auf dem internationalen Expertenkolloquium
"Innovations in Engineering Education - Challenges, Concepts
and Good Practice", zu dem die TU Berlin im Rahmen ihrer 125-Jahr-Feier
im Mai und das Netzwerk "E4" geladen hatten.
Husung würdigte zugleich auch die Schritte, die von der TU
Berlin bereits unternommen worden sind. Aus 26 europäischen
Ländern und aus den USA waren die Experten angereist. Dem von
der EU geförderten Netzwerk "E4" gehören neben
der TU Berlin rund 110 weitere europäische Hochschulen an.
Die TU Berlin wird in diesem Netzwerk von Günter Heitmann vom
Institut
für Berufliche Bildung und Arbeitslehre vertreten und hatte
den Arbeitsschwerpunkt "Employability through Innovative Curricula"
übernommen.
Bislang, das wurde deutlich, hat der Bologna-Prozess keinesfalls
zu der angestrebten Vereinheitlichung, zur Transparenz von Strukturen,
Inhalten und Qualität der Abschlüsse geführt. Viele
Länder zögern noch, eine radikale Umstellung auf ein zweistufiges
System mit einem ersten, berufsbefähigenden Abschluss nach
drei und einem zweiten Abschluss nach weiteren zwei Jahren vorzunehmen,
wie es in Italien bereits seit 1999 Gesetz ist. Besonders die kontinentaleuropäischen
Universitäten mit ihren bislang 5- bis 6-jährigen Studiengängen
bis zu einem Ingenieurabschluss tun sich schwer damit. Sie fürchten
Qualitätsverlust und Gefährdung ihrer starken Position
in der Forschung und einer forschungsbezogenen Ausbildung. Sie möchten
das Master-Niveau als Regelabschluss beibehalten. Einen möglichen
Bachelor-Abschluss wünschen sie weniger als Ausgang in das
Berufsleben, sondern als Verteilpunkt für unterschiedlich profilierte
Master-Studiengänge sowie als Eintrittspunkt für Bachelor-Absolventen
aus dem Ausland.
Doch das politische Interesse zielt auf die Studienzeitverkürzung
und den berufsqualifizierenden Bachelor als Regel-Abschluss. Viele
deutsche Arbeitgeber machen sich inzwischen für einen qualifizierten
Bachelor-Abschluss stark, in etwa vergleichbar mit dem Niveau des
derzeitigen Fachhochschul-Diploms. Fachübergreifende methodische
und soziale Kompetenzen sowie eine Anpassung an zeitgemäße
betriebliche Erfordernisse sollten jedoch unabhängig davon
die moderne Ingenieurausbildung auszeichnen.
Einige Beispiele guter Praxis aus Europa und den USA zeigten, dass
beim Bachelor mit projektbezogenem und problembasiertem, interkulturell
orientiertem Lernen sowohl eine zeitgemäße berufsqualifizierende
Ausrichtung als auch eine forschungsorientierte Vorbereitung auf
weitere Profilierung möglich ist.
Noch unbeantwortet blieb die Frage, wie sinnvoll oder erforderlich
tatsächlich einheitliche, international akkreditierte Standards
in der europäischen Ingenieurausbildung sind. Die Beiträge
der Tagung finden Sie im Internet.
Dipl.-Kfm. Günter Heitmann
www.tu-berlin.de/fb2/TUB_E4_Colloquium
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