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Wer Geld macht, entscheiden Kopf ... und Bauch

Neu berufen: Dorothea Kübler untersucht Wirtschaftsmodelle sozialpsychologisch

 
  Dorothea Kübler

Kann ein harter Geschäftsmann in einer Verhandlung das Ziel, sein Geld zu maximieren, schon mal aus den Augen verlieren? Gibt es zwischenmenschliche Regungen, Fairness und andere soziale Komponenten, die ihn anders als rational geplant reagieren lassen? Wenn es nach dem bislang gültigen Modell des "Homo oeconomicus" geht, dann nicht. Er ist durch und durch rational und berechenbar. Doch die Wirklichkeit ist komplexer. Spieltrieb und die Schwächen des menschlichen Gedächtnisses spielen eine größere Rolle, als bisher gedacht. Wie die Psychologie dem "Homo oeconomicus" einen Strich durch die Rechnung macht, daran forscht Dorothea Kübler, die erste Frau, die auf einen Lehrstuhl für Wirtschaft und Management an der TU Berlin berufen wurde.

"Ich benutze die Spieltheorie als mathematische Theorie strategischen Verhaltens sowie Experimente, um die theoretischen Modelle empirisch zu überprüfen", erklärt Professor Dr. Dorothea Kübler den wissenschaftlichen Hintergrund. Die Methode kommt aus der Sozialpsychologie. Mit experimenteller Wirtschaftsforschung will die Volkswirtin das Menschenbild bereichern und damit genauer klären, wie Märkte funktionieren. "Der Mensch ist nun mal rational beschränkt, anders, als das Modell des genau berechenbaren ‚Homo oeconomicus' es nahe legt. Das Gedächtnis ist nicht unendlich, der Mensch kann nicht unendlich viele Schritte seines Handelns überblicken."

Ihre Experimente wird die Professorin mit Studierenden im PC-Pool ihrer Fakultät durchführen. Sie werden für ihre Teilnahme bezahlt und müssen in einer bestimmten Situation Entscheidungen fällen. Die Versuche sollen dazu dienen, bestehende Theorien von Verhalten in Verhandlungen oder auf Märkten zu überprüfen. Die Ergebnisse können für das Design von Institutionen, beispielsweise Marktplattformen im Internet, hilfreich sein und testen, welche Marktregel die meisten Käufer anzieht und welche Marktregel den höchsten Gewinn liefert. "Ich werde die Experimente aber zu didaktischen Zwecken in der Lehre einsetzen", sagt Dorothea Kübler.

"Ich freue mich besonders über die Berufung von Frau Kübler", erklärt die Frauenbeauftragte der TU Berlin, Heidemarie Degethoff de Campos. "Sie kommt aus einem Bereich, in dem wir wohl sehr viele studierende Frauen haben, aber nur sehr wenige, die den Mut zu einer wissenschaftlichen Karriere aufbringen."

Dorothea Kübler kennt alle drei großen Berliner Universitäten gut: Nach einem Auslandsaufenthalt am College of Arts and Sciences der University of Pennsylvania, Philadelphia, und ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre, der Philosophie und der Juristerei an der Universität Konstanz machte sie ihr Diplom in der Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin und absolvierte dort das Graduiertenkolleg für Angewandte Mikroökonomik. An der Humboldt Universität zu Berlin promovierte sie und habilitierte sich dort. Forschungs- und Vortragsaufenthalte in aller Welt folgten. Im November 2003 wurde sie an die Technische Universität Berlin berufen. Dorothea Kübler ist außerdem Gutachterin für verschiedene Fachzeitschriften.

Patricia Pätzold

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