Tanken für den Uni-Alltag
Das "Queer-Referat" der TU Berlin stellt sich vor
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Ulf Münstermann und Nancy
Otte vom "Queer-Referat" in den Räumen in der
Villa BEL |
"Wir möchten den Leuten einen Ort bieten, an dem sie
sich in dem unüberschaubaren Unibetrieb nicht verloren fühlen,
an dem sie sich austauschen können, wo sie Hilfe finden und
sich auch einbringen können", umreißt Referentin
Nancy Otte das Anliegen des Queer-Referats des AStA.
Früher hieß es etwas umständlich "Referat für
Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle", doch: "Uns fiel
auf, auch wenn man den Namen immer mehr erweitert, grenzt man Leute
unabsichtlich aus." Und so kamen sie auf das englische "queer",
das alles einschließt.
Oben im dritten Stock der "Villa Bel", der AStA-Villa
im Garten hinter dem Mathegebäude, hat das Queer-Referat zwei
kleine Räume für sich eingerichtet: eine gemütliche
Sitzecke, drei Bistrotischchen und Stühle, eine kleine Küche,
einen weiteren Raum zum Arbeiten, Treffen und Diskutieren und eine
Leseecke mit den, so Ulf Münstermann, wichtigsten Publikationen
zum Thema Queer. Er war früher Referent im Queer-Referat und
ist heute einer der Aktiven, Mitorganisator von Filmabenden, dem
schon traditionellen Semesterfrühstück, gemeinsamen Fahrten
wie zum Beispiel zu einer Ausstellung ins KZ Sachsenhausen.
Das Queer-Referat ist eines von drei so genannten autonomen Referaten
im AStA, die sich, zum Schutz vor einer Übervorteilung von
Minderheiten, einmal jährlich in Vollversammlungen selbst wählen.
Die Referenten und Referentinnen werden dann nur vom Studierendenparlament
bestätigt. Weitere autonome Referate sind das Frauen- und das
"AusländerInnenreferat".
"Obwohl die Umwelt toleranter geworden ist, erlebt man Diskriminierungen
leider überall", erklärt Ulf Münstermann. "Insbesondere
Austauschstudierende und Neu-Berliner kommen zu uns. Oft outen sie
sich zwar in ihren Freundeskreisen, leben im Unialltag aber doch
lieber unentdeckt." Es sei auch ein bisschen das Klima an der
Technischen Universität, meint Nancy. Es gibt immer noch einen
viel höheren Männeranteil unter den Studierenden, denn
hier werde in einer immer noch weit verbreiteten Gedankenwelt vor
allem der Nachwuchs für "Männerberufe" ausgebildet.
Im Queer-Referat können die Betroffenen auftanken für
den Uni-Alltag. Dafür gibt es diverse Angebote, die aus einem
kleinen AStA-Topf finanziert werden oder, wie im Falle von gemeinsamen
Fahrten, gegen einen kleinen Obolus organisiert werden. Das vorhandene
Geld geht vor allem für den Druck von Plakaten und die Durchführung
von Aktionen drauf sowie für Literatur und Zeitschriften.
Einmal im Jahr, am 1. Dezember, dem Welt-Aids-Tag, gibt es einen
Info-Stand und eine Sammelaktion des Queer-Referats in der Mensa
an der Hardenbergstraße. Ein anderes großes Ereignis
ist der jährliche Christopher-Street-Day (CSD), dieses Jahr
am 26. Juni. An diesem Tag - das haben die Aktiven schon vor drei
Jahren erreicht - wird auch vor der TU Berlin wieder die Regenbogenflagge
wehen, internationales Signum der homosexuellen Bewegung. An besondere
Aktionen ist allerdings nicht gedacht. "Der CSD ist leider
inzwischen viel zu kommerzialisiert und hat seinen Demonstrationscharakter
verloren", bedauern Nancy und Ulf. Er komme außerdem
sehr aufdringlich und schrill daher. "Das macht zwar Spaß,
täuscht aber über die auch an der Uni noch alltäglich
stattfindende Diskriminierung hinweg."
Patricia Pätzold
Tel.: 314-2 77 01
info@queerTU.de
www.QueerTU.de
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