TU Berlin im Gleichstellungsranking sehr gut platziert
Technische Universitäten tun sich mit Frauen schwer
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Hochtechnologie hat kein Geschlecht:
Frauen bei der Therapie mit dem Laserendoskop |
Seit Jahren werden die deutschen Hochschulen in so genannten
Rankings verglichen. Das soll Aufschluss über ihre Qualität
geben und den Wettbewerb zwischen den Einrichtungen fördern.
Kriterien waren bisher vor allem die Leistungen der jeweiligen
Institutionen in Forschung und Lehre, das Image bei Studierenden,
Professorinnen und Professoren sowie die Betreuungsverhältnisse
und die Attraktivität einer Hochschule insgesamt. Eines wurde
allerdings bislang vernachlässigt: die Leistungen einer Hochschule
in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen. Dem hat das Kompetenzzentrum
für Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) in Bonn
nun versucht, entgegenzuwirken und das "Hochschulranking nach
Gleichstellungsaspekten" vorgelegt.
In der Gesamtbewertung erreichte die TU Berlin in der Gruppe "Gesamthochschulen
und Universitäten" einen hervorragenden zweiten Platz
(9 von 14 zu erreichenden Punkten) in Ranggruppe 3, nach der Gesamthochschule
Essen (Rang 1) und der Humboldt-Universität zu Berlin und der
Universität Göttingen (gemeinsam Rang 2), gleichauf mit
der Freien Universität Berlin. Zu verdanken hat die TU Berlin
diesen Rang den Kategorien "Habilitationen von Frauen"
und "Wissenschaftliches und künstlerisches Personal",
in denen sie hervorragend abschneidet, während sie in den Kategorien
"Studierende", "Promotionen", "Professorinnen",
"Steigerung des Frauenanteils am hauptberuflichen wissenschaftlichen
und künstlerischen Personal" sowie "Steigerung des
Frauenanteils an den Professuren gegenüber 1996" nur im
Mittelfeld liegt. In der gleichen Ranggruppe befindet sich von den
technischen Universitäten nur noch die TU München und
die RWTH Aachen. Die TU Darmstadt und die TU Dresden befinden sich
in Ranggruppe 4, die TU Chemnitz und die TU Ilmenau in der letzten
Ranggruppe 8 mit 4 von 14 Punkten.
Universitäten, Fachhochschulen und Künstlerische Hochschulen
wurden gesondert betrachtet, weil die Bedingungen in den jeweiligen
Hochschultypen sehr unterschiedlich und nicht direkt miteinander
vergleichbar sind. Gleiche Messgrößen für alle waren
die Geschlechterverteilung bei den Studierenden, beim wissenschaftlichen
und künstlerischen Personal sowie bei den Professuren, die
anhand der Daten des Statistischen
Bundesamtes ermittelt wurden, ebenso wie die Steigerung des
Frauenanteils seit 1996. Bei den Universitäten kamen noch Promotionen
und Habilitationen hinzu. Um dem unterschiedlichen Fächerprofil
der Hochschulen innerhalb dieser Gruppen Rechnung zu tragen, wurden
dabei die Frauenanteile bei Promotionen, Habilitationen, Professuren
und wissenschaftlichem und künstlerischem Personal ins Verhältnis
zu den Anteilen der Studentinnen der jeweiligen Hochschule gesetzt.
Für jedes Beurteilungskriterium gibt es eine Spitzengruppe
(obere 25 Prozent), eine breite Mittelgruppe (50 Prozent) und eine
für die besonders schlechten Ergebnisse (untere 25 Prozent).
Beim Gesamtranking gab es keine Berechnung eines Gesamtindikators,
sondern einen Vergleich der erreichten Platzierungen in den drei
Gruppen für alle Indikatoren.
So verdienstvoll dieser erste Überblick über die Leistungen
der deutschen Hochschulen bei der Frauengleichstellung ist, so fragwürdig
erscheint mir das methodische Instrumentarium. Aus meiner Sicht
ist es schwierig, Universitäten und technische Universitäten
quantitativ miteinander zu vergleichen. Traditionell haben technische
Universitäten von vornherein einen Nachteil bei den Frauenanteilen
auf allen Ebenen, in technischen Disziplinen spielt die Habilitation
als Qualifikation auf eine Professur keine Rolle und die Steigerung
des Frauenanteils auf Professuren hinkt dem in den Geistes- und
Sozialwissenschaften schon aufgrund der geringeren Zahlen beim weiblichen
wissenschaftlichen Nachwuchs hinterher. Vielleicht wäre ein
Ranking der technischen Universitäten untereinander aufschlussreicher.
Darüber hinaus erstreckte sich dieses erste Gleichstellungsranking
ausschließlich auf quantitative Daten. Qualitative Anstrengungen
der Hochschulen - wie die Einrichtung spezieller Förderprogramme
- wurden nicht berücksichtigt. Auch hier halte ich das Instrumentarium
für erweiterbar und sehe in diesem Sinne einer Fortschreibung
gespannt entgegen.
Heidi Degethoff de Campos,
Zentrale Frauenbeauftragte der TU Berlin
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