Unterhaken zum Stärken
Personalversammlung kritisiert Strukturplan - Vizepräsident
ruft zur Solidarität auf
"Wenn wir unsere guten
Bereiche stärken, haben wir auch wieder Land in Sicht!"
TU-Vizepräsident Jörg Steinbach |
"Passend zur Situation!" Mit diesem Kommentar verteilten
Gewerkschaftshelfer Zitronenbonbons vor der Tür des Audimax,
in dem am 4. Juni eine Personalversammlung stattfand. In der Tat,
es gab nicht viel Erfreuliches zu berichten von den Entwicklungen
der letzten Wochen. Einen positiven und erwartungsfrohen Ausblick
auf die Zukunft gaben immerhin die Vertreterinnen und Vertreter
der Auszubildenden, die sich ihren Kolleginnen und Kollegen vorstellten.
Doch dann waren die zentralen Themen die aktuelle Tarifsituation
und der neue Strukturplan, der aufgrund der Sparvorgaben des Berliner
Senats bis zum Sommer vorgelegt werden muss und über den am
23. Juni das Kuratorium
der TU Berlin abschließend befindet. Der Personalrat
beklagte die schwierigen Bedingungen, unter denen der neue Tarif
umgesetzt werden muss. Die meisten Abteilungen wissen nicht, wie
sie die Arbeitsbelastungen bei der reduzierten Arbeitszeit tragen
sollen. Auch für die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter gebe es noch keine Entwarnung durch den neuen Tarifvertrag.
Insbesondere drittmittelfinanzierte Mitarbeiter seien auch an ein
Zeitlimit gebunden und könnten somit vom Freizeitausgleich
nicht profitieren.
Auch die Bedingungen für Altersteilzeit hätten sich verschlechtert,
rechnete der Personalrat anhand von zugrunde liegenden Mindestlohntabellen
vor. Er riet denjenigen, die den Abschluss eines Vertrages zur Altersteilzeit
erwägen, dringend, sich vorher mit dem Personalrat in Verbindung
zu setzen, da derzeit einige Klagen von Betroffenen vor Gericht
laufen.
Das beherrschende Thema aber war der vom Akademischen
Senat inzwischen verabschiedete Strukturplan der TU Berlin.
Dazu hatte der Präsident, Prof. Dr. Kurt Kutzler, die entsprechenden
Zahlen vorgetragen. 62 Fachgebiete werden aus der TU Berlin wegfallen,
mit den dazugehörigen Stellen für wissenschaftliche und
sonstige Mitarbeiter. Auch ein Abbau von mehreren tausend Studienplätzen
werde zwangsläufig damit einhergehen, warnte der Personalrat.
Und das, obwohl der Senat versprochen hatte, es werde bei den 85000
Studienplätzen in Berlin bleiben. Kritisiert wurde vor allem
der übermäßige Abbau in der Lehrerbildung und bei
den Magisterstudiengängen der Fakultät
I Geisteswissenschaften. Insbesondere die Frauenbeauftragte,
Heidi Degethoff de Campos, sah sich zurückgeworfen auf die
Situation in den 80er-Jahren. "Ich kann mit der Gleichstellung
wieder von vorn anfangen", rief sie. Denn sowohl in der Lehrerbildung
als auch in den Geisteswissenschaften sind auf Studierenden- und
Professorenseite besonders viele Frauen dabei. In einer Resolution,
die auch im Internet veröffentlicht ist, sprach sich die Personalversammlung
gegen die Strukturmaßnahmen aus, ebenso wie die Reformfraktion
im AS.
Prof. Dr. Jörg Steinbach erinnerte daran, dass die Aufgabe
der Lehrerbildung an der TU Berlin aufgrund von Vorgaben des Berliner
Senats und in intensiver Absprache mit den anderen beiden großen
Universitäten zustande gekommen war. Die anderen Entscheidungen
seien gefallen auch aufgrund der Ergebnisse der Stärken-Schwächen-Analysen
durch die jahrelange Arbeit der Kommission für Entwicklungs-
und Ausstattungsplanung (EAP). "Spaß macht das niemandem",
versicherte er den Anwesenden. Außerdem rief er sehr vehement
zu Solidarität auf. Je größer der Druck von außen
werde, desto mehr neigten Gesellschaften dazu, sich zu entsolidarisieren,
was dem Gegner nur in die Hände spiele. Solidarität sei
vor allem deshalb notwendig, weil das Ende der Fahnenstange noch
gar nicht erreicht sei. Immerhin habe der Senat eine Einsparung
von rund 30 Millionen Euro von der TU Berlin verlangt. Von ihr angeboten
wurden nun etwas über 26 Millionen Euro. "Wenn wir weitere
Kürzungen bremsen wollen, dürfen wir uns nicht gegenseitig
beharken. Wir müssen uns unterhaken, unsere guten Bereiche
stärken, dann haben wir auch wieder Land in Sicht!"
pp
www.tu-berlin.de/politik/ver.di
www.tu-berlin.de/~zenfrau
www.tu-berlin.de/politik/listen/refra/texte/strukt.ref-pos.pdf
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