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Juni 2004
 
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Gesundheitssysteme effizient managen

Internationale Studie: vier Länder im Vergleich

Unzählige Kommissionen haben sich mit der zukünftigen Finanzierung der Gesundheitsausgaben auseinander gesetzt und sind teilweise zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Patentrezepte gibt es offenbar nicht.

Nun haben die TU-Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke und Dr. Jonas Schreyögg im Auftrag der International Social Security Association (ISSA) die Maßnahmen anderer Länder mit ähnlichen Problemen untersucht. Die Studie wollte innovative Ansätze einzelner Länder zur nachhaltigen Finanzierung von Gesundheitsleistungen identifizieren. Dazu wurden die gesetzlichen Krankenversicherungen in den Niederlanden, Frankreich, Japan und in Deutschland systematisch miteinander verglichen. Das Ergebnis der englischsprachigen Studie erscheint in Buchform im Laufe des Sommers.

In allen Ländern zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen prozentualen Beitrag in eine gesetzliche Krankenversicherung ein, doch dann variieren Organisation und Finanzierung deutlich.

In den Niederlanden wurde bereits vor 30 Jahren eine Teilung der Krankenversicherung vorgenommen. Eine umfassende Pflegeversicherung finanziert auch langfristige Krankenhausaufenthalte. Das Management dieser Pflegeversicherung wird regelmäßig in 31 Regionen alle fünf Jahre ausgeschrieben, sodass sich Krankenkassen bei den Länderregierungen für diese Konzession bewerben können. In der Regel wird die Kasse ausgewählt, die mit den geringsten Kosten die gegebenen Qualitätsstandards bereitstellt. Alle Bürger einer Region sind bei dieser Krankenkasse pflichtversichert. Für die normale Gesundheitsversorgung wählen die Bürger, ähnlich wie in Deutschland, eine der verschiedenen konkurrierenden Krankenkassen. Diese tragen jedoch, anders als in Deutschland, ein wesentlich höheres finanzielles Risiko, während der Beitragssatz für alle identisch ist.

Frankreich vertraut auf ein stärker reguliertes und staatliches Gesundheitssystem. Die Bürger werden nach Berufstätigkeit, ähnlich wie früher in Deutschland, einer bestimmten Krankenkasse zugeteilt. Ein wichtiger Unterschied zu Deutschland ist der Kreis der Pflichtversicherten und der Umfang der Bemessungsgrundlage für die Krankenkassenbeiträge. Alle Bürger sind in diesem System zwangsversichert, und für die Berechnung des Beitrags werden auch Einkünfte wie Mieterträge und Kapitaleinkünfte herangezogen.

Die gesetzliche Krankenversicherung Japans ähnelt aufgrund ihres stärker regulierten Charakters am ehesten dem französischen System. Besonders hervorzuheben ist das System der sozial gestaffelten Selbstbeteiligung mit den damit verbundenen positiven ökonomischen Anreizen. Für nahezu alle Gesundheitsleistungen müssen die Bürger Japans einen bestimmten Anteil aus der eigenen Tasche zahlen. Dieser richtet sich nach dem jeweiligen Einkommen, sodass kein Bürger über die Maßen belastet wird.

Insgesamt ist auffällig, dass alle drei Länder, bei ähnlicher Lebenserwartung und hohen Qualitätsstandards, geringere Gesundheitsausgaben pro Kopf aufweisen als Deutschland. Während die Deutschen mittlerweile pro Kopf und Jahr rund 2700 Euro für Gesundheitsleistungen ausgeben, liegen die Ausgaben der anderen Länder bei rund 2400 Euro oder knapp darunter. Aus diesen und anderen Gründen schließen die Autoren, dass interessante und erfolgreiche Ansätze aus Frankreich, Japan und den Niederlanden in stärkerem Maße in die gesundheitspolitische Diskussion einbezogen werden sollten. Diese müssen dann ergänzt werden um den Vergleich mit den steuerfinanzierten Systemen Skandinaviens und Englands.

Als übergreifende zukünftige Herausforderungen werden schließlich der verstärkte Einsatz einer ganzheitlichen und patientenorientierten integrierten Versorgung thematisiert, die Prioritätensetzung im Gesundheitswesen, neue Wege einer nachhaltigen Finanzierung sowie die Zukunft der Wohlfahrtsstaaten in Europa.

Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke,
Dr. Jonas Schreyögg

http://finance.ww.tu-berlin.de

 

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