Wie viel Wasser kann der Acker speichern?
Nachhaltiger Hochwasserschutz mit Methoden der Geophysik
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Je feinkörniger der Boden,
desto besser hält er Wasser. Das trifft auch auf die schönen
Äcker rund um Berlin zu, wie hier im Havelland |
Da kann der Boden noch so fruchtbar sein: Wenn seine Durchlässigkeit
und das Wasserrückhaltevermögen nicht in optimalem Verhältnis
stehen, ist er Erosion und Überflutung schutzlos ausgeliefert.
Lässt sich durch gezielte Bodenbearbeitung der "Schwammeffekt"
des Bodens verbessern? Eine Frage, die sich nach der Elbeflut 2002
besonders das Land Sachsen stellt. Damals traf die Flutwelle aus
Tschechien mit andauerndem Starkregen in Sachsen zusammen. Die Böden
in den Einzugsgebieten der Elbzuflüsse nahmen nicht genügend
Regenwasser auf, so dass es zu rasch abfloss und das Hochwasser
in der Elbe verstärkte.
Bodenproben sind aufwändig und geben nur punktuell Auskunft
über den Zustand eines Ackers. Geophysikalische Methoden hingegen
ermöglichen eine flächenhafte Bestimmung wesentlicher
Parameter wie Porengröße und Wasserrückhaltevermögen.
In Zusammenarbeit mit der Sächsischen
Landesanstalt für Landwirtschaft erproben Martin Müller
und sein Team vom Fachgebiet
Angewandte Geophysik der TU Berlin verschiedene Methoden zur
großflächigen Erfassung des Wasserrückhaltevermögens
landwirtschaftlich genutzter Flächen.
Neben der Geoelektrik - hier wird der Wassergehalt indirekt über
den elektrischen Widerstand des Bodens gemessen - und dem Georadar
(Ground penetrating radar) konzentrieren sich die Wissenschaftler
vor allem auf ein neues Messverfahren: Mithilfe der "Oberflächen-Nuklear-Magnetischen
Resonanz" (SNMR), einer Methode, die sowohl in der Chemie (zur
Strukturanalyse von Molekülen) als auch der Medizin (MRT) routinemäßig
eingesetzt wird, lassen sich Wassergehalt und Porenstruktur des
Bodens ermitteln.
SNMR nutzt die magnetischen Momente, den Kernspin der Protonen
in Wassermolekülen, aus, die normalerweise parallel zum Erdmagnetfeld
ausgerichtet sind. Durch eine auf dem Acker ausgelegte Spule (Durchmesser
fünf bis zehn Meter) wird mittels eines Wechselstromes ein
sekundäres Magnetfeld erzeugt. Dieses regt die Protonen an
und ändert ihre Ausrichtung. Nach Abschalten des Signals bewegen
sie sich wie Kreisel um die Feldlinien des Erdmagnetfeldes, bis
sie die überschüssige Energie wieder abgegeben haben.
Diese Relaxation ist direkt abhängig von der Porengröße
des Bodens: Sie ist um so schneller, je kleiner die Poren sind.
Grundsätzlich gilt: je feinkörniger der Boden, desto besser
hält er Wasser.
SNMR erlaubt Rückschlüsse über die Wasserverteilung
bis in 100 Meter Tiefe hinab. Für die Landwirtschaft sind jedoch
vor allem die obersten ein bis zwei Meter interessant. Ziel der
Forschungen ist es deshalb, eine möglichst hohe Auflösung
dieser verhältnismäßig dünnen Schicht zu erzielen.
Erste Versuchsergebnisse deuten darauf hin, dass ungepflügter
Boden eine bessere Porenstruktur hat und zwanzig Prozent mehr Wasser
speichern kann als gepflügter. Vermutlich ist dies darauf zurückzuführen,
dass bodenauflockernde Kleintiere wie Würmer durch das Pflügen
vertrieben werden.
Catarina Pietschmann
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