Buchtipp
TU
intern fragt Menschen aus der Uni, was sie empfehlen können.
Jana Klink studiert Kunstgeschichte und Germanistik.
Die Kritiker der Feuilletons waren entweder hingerissen oder gepeinigt
von André Kubiczeks' mit vielen Etiketten versehenem Romandebüt
"Junge Talente". Doch einig waren sich die meisten darin,
dass die DDR in der Literatur selten so skurril, so besoffen, so
unideologisch und doch so authentisch daherkam. Aber der Reihe nach:
Der in der ostdeutschen Provinz geborene Ästhet Less zieht
in den späten Achtzigerjahren aus Langeweile und der Liebe
wegen in die große Stadt Ost-Berlin. Hier kultiviert - ja
stilisiert - Less seine eigene, ganz private Jugendbewegung zwischen
pogenden Punks, hochnäsigen Anarchisten, randalierenden Faschos,
NVA-Trainingshosen tragenden Dichtern, Tee trinkenden Oppositionellen
und den dazugehörigen Batik-Schnepfen. Auf der Suche nach seinem
weiblichen Pendant trifft er Delia, eine provinzielle, kindliche
EOS-Schülerin, Radost, seine extrovertierte Cousine aus Berlin,
die verträumte Irene, die den bemerkenswerten Satz sagt: "Wenn
die allgemeine Vergeblichkeit groß ist, hält sich die
persönliche Verzweiflung in Grenzen", und schließlich
Dani, Bassistin einer Punkband und Schneiderin bei der VEB "Modische
Herrenanzüge Berlin", an die er seine Unschuld verliert.
Doch für ein elend-kitschiges Happy End in persönlicher
wie historischer Hinsicht ist die Zeit noch nicht reif ...
André Kubiczek: Junge Talente. Roman, Rowohlt Verlag,
Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 387134446X
|
|