Winzlinge im Weltall
Mit handlichen Mini-Satelliten auf dem Weg zu den Sternen
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Die Mini-Satelliten-Würfel
zwischen Erde und Mond haben nicht mehr als 10 Zentimeter Kantenlänge |
Nur tausend Kubikzentimeter groß und maximal ein Kilo schwer
- CUBESats, standardisierte Kleinstsatelliten für verschiedenste
Aufgaben in der Fernerkundung, sind eine noch junge Richtung der
Satellitentechnik. Gemeinsam mit anderen Forschungseinrichtungen
und Firmen in Berlin will Klaus Brieß, Professor für
Raumfahrttechnik an der TU Berlin, Technologien und Methoden für
CUBESats entwickeln, implementieren und im Orbit bei eigenen Missionen
erproben.
"Eines Tages sollen viele kleine Satelliten einen großen
ersetzen. Und das zu einem Bruchteil der Kosten", sagt Brieß.
Die Startkosten für Satelliten liegen derzeit zwischen 10000
und 20000 Euro pro Kilogramm.
Die Aufgaben, die CUBESats in Erdumlaufbahnen in circa 400 bis
900 Kilometer Höhe einmal übernehmen sollen, sind vielseitig.
Sie liegen in der Umweltbeobachtung, der Ereignisdetektion auf der
Erdoberfläche (zum Beispiel von Überflutungen), der Kommunikation
und in wissenschaftlichen Fragestellungen.
Mehrere "Würfel" können das gleiche Ziel auf
der Erde zeitgleich mit verschiedenen Instrumenten untersuchen.
So lassen sich mit unterschiedlichen Spektrometern diverse Daten
für die Umweltanalytik sammeln. Auch könnte sich eine
ganze Formation, quasi als "Bausatz" hochgeschickt, im
Orbit optimal zueinander ausrichten und gemeinsam ein großes
Teleskop bilden, um die Lage ferner Galaxien zu vermessen oder neue
Informationen über die "nähere Umgebung" zu
sammeln. Natürlich eignen sich die Winzlinge auch als Nachrichten-
oder Aufklärungssatelliten für das Militär. CUBESats
gehen auf Konzepte der California Polytechnic State University San
Luis Obispo und des Space Systems Development Lab der Stanford University
zurück. Derzeit arbeiten im CUBESat-Programm weltweit über
40 Universitäten, High Schools und private Firmen zusammen.
Seine Tauglichkeit hat der "Würfel" bereits bewiesen:
CUBESats wurden im Juni 2003 erstmals erfolgreich in der Erdumlaufbahn
abgesetzt.
Geforscht wird zurzeit an optimalen Mikroantriebsystemen. Dabei
müssen unterschiedliche Missionszwecke berücksichtigt
werden. "Feststoffantriebe eignen sich für Satelliten,
die ihre Position im Orbit nicht ändern müssen. Unter
Druck stehende Kaltgassysteme (gefüllt mit flüssigem Stickstoff)
oder ein Heißwasserantrieb, der gezielt Wasserdampf ausstoßen
kann, sind ideal zum Manövrieren im Raum", sagt Brieß.
Viel Platz ist nicht in einem Würfel von zehn Zentimetern Kantenlänge.
Auch Messgeräte und sonstiges Equipment müssen en miniature
sein. Brieß rechnet mit einem Entwicklungszeitraum von fünf
bis zehn Jahren, bevor CUBESats in den Routineeinsatz geschickt
werden können.
Hervorzuheben ist, dass an der Entwicklung der CUBESats Studierende
aus allen Semestern des Hauptstudiums bis zur Diplomphase arbeiten
sollen. "Sie werden eigene Satelliten konzipieren, bauen und
in den Orbit schicken", erklärt Brieß. Wohl einmalig
ist das hauseigene Raumflugkontrollzentrum, das eingerichtet wurde,
um künftige TU-Missionen zu betreuen. Hier beobachten Studierende
bereits heute die Arbeit anderer Satelliten, wie die des Umweltsatelliten
BIRD, den Brieß mitkonstruierte und der seit Oktober 2001
Daten über große Buschbrände auf der Erde sammelt.
Catarina Pietschmann
http://cubesat.calpoly.edu
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