Hilfe richtig planen
Logistik für Katastrophenfälle - die 100. Doktorarbeit
im Bereich Logistik
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Nach Katastrophen wie Erdbeben
und Überflutungen ist gut geplante Hilfe erforderlich |
Dr.-Ing. Philippe Tufinkgi schrieb seiner Dissertation zum Thema
"Logistik im Kontext internationaler Katastrophenhilfe - Entwicklung
eines logistischen Referenzmodells für Katastrophenfälle".
Herr Tufinkgi, Sie haben soeben als 100. Doktorand Ihre Promotion
bei Professor Helmut Baumgarten abgeschlossen. Wie sind Sie auf
das Thema gekommen und welche Bedeutung hat die runde Zahl für
Sie?
Die immer wiederkehrenden Probleme im logistischen Bereich bei
Nachrichten zu Katastrophen weckten zunächst mein Interesse.
Die langen Zeiträume bis zur Erstversorgung der betroffenen
Bevölkerung sind gerade für einen Logistiker unverständlich.
Und obwohl die Probleme immer wieder ähnlich sind, ist dieses
Thema bisher kaum untersucht worden. Zum anderen hat Professor Baumgarten
im Rahmen seines Engagements bei der Kühne-Stiftung dieses
Thema aufgegriffen und mich von Anfang an unterstützt.
Es ist natürlich sehr schön, dass meine Promotion gerade
die 100. von Professor Baumgarten ist. Doch vor allem zeigt es die
hohe Forschungsintensität des Lehrstuhls, die sich auch im
hohen Drittmittelvolumen des Bereichs
Logistik widerspiegelt.
Wie stellten sich die Recherchemöglichkeiten bei dieser
bislang kaum untersuchten Thematik dar?
Es liegen einige spezifische Untersuchungen vor, auf die ich zurückgreifen
konnte, zum Beispiel zu logistischen Problemen in der Erdbebenbewältigung
aus Japan oder zu Tornados und Stürmen aus dem nordamerikanischen
Raum. Besonders hilfreich war schließlich die direkte Befragung
von relevanten Katastrophenhilfe-Organisationen. Hier wurden Nichtregierungsorganisationen
befragt, wie die Deutsche Welthungerhilfe oder "Ärzte
ohne Grenzen", staatliche Organisationen wie das Technische
Hilfswerk, aber auch Unternehmen aus dem kommerziellen Umfeld wie
Logistik-Dienstleister und Luftfracht-Broker. Die finanzielle Unterstützung
meines Forschungsvorhabens durch die Kühne-Stiftung ermöglichte
mir dabei zahlreiche Reisen und somit eine sehr praxisnahe Forschung.
Was leistet Ihre Arbeit, um die logistischen Probleme bei der
Katastrophenbewältigung zu lösen?
Erstmalig wurden die logistischen Prozesse der Katastrophenbewältigung
und deren Interdependenzen in Form eines Referenzmodells visualisiert.
Damit wird dem Logistikmanager in der Katastrophenbewältigung
ein Gestaltungsrahmen geschaffen. Aus diesem Modell ergaben sich
darüber hinaus Handlungsempfehlungen für Logistiker, damit
sie, insbesondere bei Unsicherheit, besser planen können. Mit
der entwickelten Methodik kann nun der logistische Bedarf für
Naturkatastrophen abgeschätzt werden, unter gleichzeitiger
Berücksichtigung von Risikoanalysen. Die Arbeit liefert eine
verbesserte Planungsgrundlage für nachfolgende Planungsebenen,
besonders für die Kapazitäts- und Standortplanung. Zusätzlich
konnte ich Möglichkeiten der Systemstandardisierung identifizieren,
insbesondere für den Informationsfluss in der so genannten
"Supply Chain" der Hilfsgüter und für die Gestaltung
des Netzwerks zur effizienten Nutzung knapper logistischer Ressourcen.
Werden Sie das Thema weiter verfolgen?
Ich möchte gern forschungsnah arbeiten und die Thematik weiter
aktiv begleiten. Hier besteht meines Erachtens noch viel Forschungsbedarf.
Aber vor allem gilt es, in Zusammenarbeit mit den relevanten Organisationen
die Erkenntnisse der Arbeit in die Praxis umzusetzen. Unter anderem
sind bereits Workshops und Coaching-Aktivitäten geplant. Professor
Frank Straube war Zweitgutachter in meinem Promotionsverfahren.
Als Nachfolger von Professor Baumgarten möchte er die Thematik
auch weiterhin fest im Forschungsprofil des Bereichs Logistik verankern.
tui
Die 1976 gegründete Kühne-Stiftung ist in Schindellegi
in der Schweiz ansässig. Sie fördert Wissenschaft
und Forschung sowie Aus- und Weiterbildung in den Bereichen
Logistik und Verkehrswirtschaft. Außerdem unterstützt
die Stiftung karitative, humanitäre, kulturelle und kirchliche
Vorhaben.
www.kuehne-stiftung.org
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