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November 2004
 
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Hilfe richtig planen

Logistik für Katastrophenfälle - die 100. Doktorarbeit im Bereich Logistik

Nach Katastrophen wie Erdbeben und Überflutungen ist gut geplante Hilfe erforderlich

Dr.-Ing. Philippe Tufinkgi schrieb seiner Dissertation zum Thema "Logistik im Kontext internationaler Katastrophenhilfe - Entwicklung eines logistischen Referenzmodells für Katastrophenfälle".

Herr Tufinkgi, Sie haben soeben als 100. Doktorand Ihre Promotion bei Professor Helmut Baumgarten abgeschlossen. Wie sind Sie auf das Thema gekommen und welche Bedeutung hat die runde Zahl für Sie?

Die immer wiederkehrenden Probleme im logistischen Bereich bei Nachrichten zu Katastrophen weckten zunächst mein Interesse. Die langen Zeiträume bis zur Erstversorgung der betroffenen Bevölkerung sind gerade für einen Logistiker unverständlich. Und obwohl die Probleme immer wieder ähnlich sind, ist dieses Thema bisher kaum untersucht worden. Zum anderen hat Professor Baumgarten im Rahmen seines Engagements bei der Kühne-Stiftung dieses Thema aufgegriffen und mich von Anfang an unterstützt.

Es ist natürlich sehr schön, dass meine Promotion gerade die 100. von Professor Baumgarten ist. Doch vor allem zeigt es die hohe Forschungsintensität des Lehrstuhls, die sich auch im hohen Drittmittelvolumen des Bereichs Logistik widerspiegelt.

Wie stellten sich die Recherchemöglichkeiten bei dieser bislang kaum untersuchten Thematik dar?

Es liegen einige spezifische Untersuchungen vor, auf die ich zurückgreifen konnte, zum Beispiel zu logistischen Problemen in der Erdbebenbewältigung aus Japan oder zu Tornados und Stürmen aus dem nordamerikanischen Raum. Besonders hilfreich war schließlich die direkte Befragung von relevanten Katastrophenhilfe-Organisationen. Hier wurden Nichtregierungsorganisationen befragt, wie die Deutsche Welthungerhilfe oder "Ärzte ohne Grenzen", staatliche Organisationen wie das Technische Hilfswerk, aber auch Unternehmen aus dem kommerziellen Umfeld wie Logistik-Dienstleister und Luftfracht-Broker. Die finanzielle Unterstützung meines Forschungsvorhabens durch die Kühne-Stiftung ermöglichte mir dabei zahlreiche Reisen und somit eine sehr praxisnahe Forschung.

Was leistet Ihre Arbeit, um die logistischen Probleme bei der Katastrophenbewältigung zu lösen?

Erstmalig wurden die logistischen Prozesse der Katastrophenbewältigung und deren Interdependenzen in Form eines Referenzmodells visualisiert. Damit wird dem Logistikmanager in der Katastrophenbewältigung ein Gestaltungsrahmen geschaffen. Aus diesem Modell ergaben sich darüber hinaus Handlungsempfehlungen für Logistiker, damit sie, insbesondere bei Unsicherheit, besser planen können. Mit der entwickelten Methodik kann nun der logistische Bedarf für Naturkatastrophen abgeschätzt werden, unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Risikoanalysen. Die Arbeit liefert eine verbesserte Planungsgrundlage für nachfolgende Planungsebenen, besonders für die Kapazitäts- und Standortplanung. Zusätzlich konnte ich Möglichkeiten der Systemstandardisierung identifizieren, insbesondere für den Informationsfluss in der so genannten "Supply Chain" der Hilfsgüter und für die Gestaltung des Netzwerks zur effizienten Nutzung knapper logistischer Ressourcen.

Werden Sie das Thema weiter verfolgen?

Ich möchte gern forschungsnah arbeiten und die Thematik weiter aktiv begleiten. Hier besteht meines Erachtens noch viel Forschungsbedarf. Aber vor allem gilt es, in Zusammenarbeit mit den relevanten Organisationen die Erkenntnisse der Arbeit in die Praxis umzusetzen. Unter anderem sind bereits Workshops und Coaching-Aktivitäten geplant. Professor Frank Straube war Zweitgutachter in meinem Promotionsverfahren. Als Nachfolger von Professor Baumgarten möchte er die Thematik auch weiterhin fest im Forschungsprofil des Bereichs Logistik verankern.

tui

Die 1976 gegründete Kühne-Stiftung ist in Schindellegi in der Schweiz ansässig. Sie fördert Wissenschaft und Forschung sowie Aus- und Weiterbildung in den Bereichen Logistik und Verkehrswirtschaft. Außerdem unterstützt die Stiftung karitative, humanitäre, kulturelle und kirchliche Vorhaben.

www.kuehne-stiftung.org

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