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November 2004
 
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Live dabei - Probe im OP

Studierende optimieren Arbeitsabläufe zusammen mit der Charité

Im Operationssaal der Charité durften Studierende dem Krankenhauspersonal auf die Finger schauen, wie hier bei einem chirurgischen Eingriff

Mit rund einer Million Arbeitnehmern und einem Umsatz von etwa 75 Milliarden Euro gehören die Krankenhäuser zu den wichtigsten Arbeitssystemen in Deutschland. Durch die Reform des Gesundheitswesens stehen sie zunehmend unter Druck, effizient und sicher zu arbeiten und ihre Prozesse transparent zu gestalten. Ein lohnendes Feld für Studierende der Arbeitswissenschaft.

Prof. Dr. Wolfgang Friesdorf, Leiter des Fachgebiets Arbeitswissenschaft und Produktergonomie (AwB), arbeitete selbst mehrere Jahre als Anästhesist und Intensivmediziner. "Die Krankenhäuser müssen durch Rationalisierung Ausgaben sparen, sonst droht eine ethisch bedenkliche Rationierung von Leistungen", sagt er. Die Methoden, die die arbeitswissenschaftliche Forschung seit langer Zeit erfolgreich für die Industrie entwickelt, lassen sich jedoch nicht ohne weiteres auf das System Krankenhaus übertragen. Denn dieses ist wesentlich komplexer, und neben den Interessen der Mitarbeiter steht die optimale Betreuung der Patienten im Mittelpunkt. Dennoch sei durch stärkere Standardisierung von Abläufen das Optimierungspotenzial gewaltig, meint Friesdorf.

In der Blockveranstaltung "Arbeitssystem Krankenhaus - Systemergonomie" sollten die Studierenden im vergangenen Semester eine Methodik zur Analyse und Optimierung von klinischen Behandlungsabläufen hinsichtlich Qualität und Kosten entwickeln. Erprobt und bewertet wurden diese speziell am Prozess der Narkoseeinleitung. Die AwB arbeitet seit vielen Jahren mit dem Universitätsklinikum Charité Berlin zusammen, in dessen medizinischer Fakultät Friesdorf eine Zweitmitgliedschaft besitzt. Oberarzt Dr. Torsten Schröder ermöglichte den Studierenden - mit Einwilligung der Patienten -, den Prozess, den sie beschreiben sollten, im OP live zu verfolgen und digital aufzuzeichnen.

Die Studierenden mit dem Wahlfach Arbeitswissenschaft kommen aus verschiedenen Disziplinen wie Betriebswirtschaftslehre, Soziologie oder Wirtschaftsingenieurwesen. Die AwB hat zwar einen Simulations-OP und -Intensivraum, aber mit der klinischen Routine war noch keiner der Studierenden vertraut. "Für manche war es eine physische Belastung", meint Projektkoordinator Robert Struwe, Mitarbeiter am Fachgebiet AwB, "aber nur so können die Studierenden ein wirkliches Verständnis für Abläufe im OP entwickeln." Probleme mit medizinischem Fachvokabular gab es dagegen kaum, da sich die Anästhesisten der Charité bemühten, ihre Arbeit einfach und anschaulich zu erklären.

Die Studierenden arbeiteten selbstständig in Teams und präsentierten ihre Ergebnisse in der Lehrveranstaltung. Abschließend verfassten sie Berichte und bereiten nun eine Publikation vor. Friesdorf zeigt sich sehr zufrieden: "Die Charité hat großes Interesse an den Ergebnissen und auch in unsere Forschung werden sie einfließen." Auch in diesem Semester wird die Lehrveranstaltung wieder in Kooperation mit der Charité angeboten.

Jeff Logan,
Fachgebiet Arbeitswissenschaft
und Produktergonomie

Anmeldeschluss für die Teilnahme an der Lehrveranstaltung AS KH - Systemergonomie bis spätestens 19. 11. 2004.
Tel.: 314-7 95 06
office@awb.tu-berlin.de
www.awb.tu-berlin.de
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