Keine Angst vorm Fliegen
Einige Entwicklungen für den neuen Airbus A380 stammen
aus der TU Berlin
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Die Airbus-Familie
und ihr neues Mitglied A380 (oben)
Fotos: Airbus-Gmbh, Collage: dtf |
Voraussichtlich bis Sommer dieses Jahres absolviert das größte
Passagierflugzeug der Welt seinen Jungfernflug. Der neue Airbus
A380 ist 73 Meter lang, 24,1 Meter hoch und bietet auf zwei Passagierdecks
555 bis maximal 853 Fluggästen Platz. Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler der TU Berlin sind in verschiedener Weise in
das Großprojekt eingebunden.
Für Flugreisende spielt die Verfügbarkeit des Wassersystems
eine wichtige Rolle: Im A380 sind bis zu 20 Toiletten und 20 Küchen
an das System angeschlossen, die bei wechselnden Druck- und Temperaturverhältnissen
verlässlich funktionieren müssen. Am Hermann-Föttinger-Institut
für Strömungstechnik wurde im Rahmen eines vom Bundeswirtschaftsministerium
geförderten Forschungsvorhabens ein System konzipiert, mit
entscheidenden Vorteilen: höchstmögliche Verfügbarkeit,
minimaler Wartungsaufwand, niedrigstes Systemgewicht, einfachste
Bedienung und umweltfreundlich. Das Konzept von Prof. Dr.-Ing. Helmut
E. Siekmann und Dr.-Ing. Frank Renken - der TU-Alumnus ist bei Airbus
Deutschland tätig - bedeutet vor allem eine strömungstechnische
Optimierung des Wassersystems. Es wurde nicht nur am Rechner simuliert,
sondern auch am Teststand und im Labor im Originalmaßstab
nachgebaut.
Ein neues automatisiertes und kostenreduzierendes Catering-System
für Großraumflugzeuge wurde zusammen mit Industriepartnern
aus Deutschland, Holland, Israel und der Schweiz am Fachgebiet
Luftfahrzeugbau und Leichtbau bei Professor Dr.-Ing. Jürgen
Thorbeck entworfen und als Prototyp gebaut. Die Serviereinheiten
sind in speziellen Frachtcontainern im Frachtbereich des Unterdecks
untergebracht, statt auf dem Passagierdeck. Eine computergesteuerte
Förderanlage verbindet den Lagerraum mit den Passagierdecks.
Das schafft zusätzlichen Raum für Sitzplätze und
reduziert die Be- und Entladezeit, da Passagiere einsteigen und
die Catering-Container gleichzeitig geladen werden können.
"Die Kunden der bislang knapp 150 bestellten Flugzeuge zeigten
sich äußerst interessiert", berichtet Thorbeck und
ergänzt: "Wenn die Zahl der interessierten Airlines den
Aufwand für Konstruktion und Zulassung rechtfertigt, will Airbus
das Catering-System nicht nur für die A380, sondern auch für
die anderen Großraumflugzeuge als Option anbieten. Die Dimensionen
des A380 haben auch Auswirkungen auf die Evakuierung, wie Prof.
Dr. Helmut Jungermann vom Institut
für Psychologie und Arbeitswissenschaft festgestellt hat.
Laut den internationalen Richtlinien müssen innerhalb von 90
Sekunden alle Passagiere evakuiert sein. Analysen der Evakuierungsphasen
und Tests mit Notrutschen an einem Versuchsstand bei Airbus in Hamburg
haben ergeben, dass Passagiere des Oberdecks vor einem psychologischen
Problem stehen könnten: Anders als bei bisherigen Flugzeugen
müssen sie nicht aus rund acht Metern, sondern aus etwa elf
Metern springen, um über die Notrutschen zu Boden zu gelangen.
Außerdem könnte die Evakuierung schon im Kabinenbereich
ins Stocken geraten, weil Passagiere sich aus Angst vor dem Sprung
zu zögerlich zu den Notausgängen bewegen. Auch sollten
Passagiere möglichst rasch vom Ende der Rutschen entfernt werden,
damit oben stehende Personen nicht mit ihrem Sprung zögern.
Spezielle Instruktionen durch vorher gezeigte Videos und durch die
Flugbegleiter könnten dazu beitragen, die Passagiere besser
vorzubereiten.
Christian Hohlfeld
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