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April 2005
 
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Lustwandeln kostet nichts?

Studierende untersuchten die Zahlungsbereitschaft für Eintrittsgelder in die Schlossgärten Sanssouci und Charlottenburg

 
  Touristen lieben seine Sehenswürdigkeiten, Anwohner den Erholungswert: der Park des Charlottenburger Schlosses in Berlin
Foto: Partner für Berlin/FTB Werbefotografie

Anwohner, Politiker und Besucher atmeten auf: Mitte Februar sprach sich der Rat der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gegen Eintritt für die weltberühmten Parkanlagen aus. Nicht nur Bürgerinitiativen und der Berliner Kultursenator Thomas Flierl (PDS) hatten gegen diesen seit Monaten diskutierten Stiftungsplan mobil gemacht. Eine Analyse zur Zahlungsbereitschaft, die TU-Landschaftsökonomen im Auftrag der Stiftung durchgeführt hatten, hatte auf gravierende Veränderungen in der Nutzung der Gärten hingedeutet, falls eine Gebühr käme.

Insbesondere im Potsdamer Schlosspark Sanssouci und im Berlin-Charlottenburger Schlossgarten wollte die Schlösserverwaltung Eintritt für die Pflege der Gartendenkmäler kassieren. Gegner befürchteten jedoch, dass sozial schwache Familien aus den Parkanlagen verdrängt werden könnten. Sie wiesen auf fehlende Ausweichmöglichkeiten und auf eine starke Übernutzung anderer Gärten hin. Studierende unter Leitung von Dr. Axel Klaphake befragten im Frühjahr und Sommer 2004 rund 1500 Parkbesucherinnen und -besucher. Sie wollten mithilfe der in der Ökonomik üblichen Zahlungsbereitschaftsanalyse kein Votum für oder gegen die Eintrittspreise ermitteln, sondern herausfinden, welche wahrscheinliche Reaktion auf die Einführung eines Eintrittspreises die Bevölkerung zeigen würde.

Obwohl die Preissensibilität je nach Gruppe sehr unterschiedlich war - ständige Besucherinnen und Besucher der Potsdamer Gärten bewerteten anders als diejenigen der Berliner Gärten, Touristen waren zahlungsbereiter -, war klar erkennbar: Schon bei einem relativ geringen Eintrittspreis würde die Besuchshäufigkeit drastisch zurückgehen. Bei den nichttouristischen Besuchern würden die Besuche bereits bei einem Eintrittsgeld von 25 Cent um die Hälfte zurückgehen, bei 50 Cent um zwei Drittel. Das Ergebnis ging zum großen Teil auf Besucher zurück, für die der Parkbesuch zum Alltag gehört, wie zum Beispiel zum Joggen, Hundausführen, für den Feierabendspaziergang, den Besuch des Spielplatzes oder nur zum Durchqueren. Dies würde vermieden oder räumlich verlagert. Ein Jahresticket würde diese Gruppe eher akzeptieren, allerdings auch nur zu einem Preis, der deutlich unter 10 Euro läge. Erwartungsgemäß liegt die Zahlungsbereitschaft der Touristen höher. 80 Prozent würden sogar bis zu 2,60 Euro Eintritt bezahlen, ein Viertel könnte sich auch vier Euro vorstellen.

Zusätzliche Angebote, so stellte sich heraus, könnten die Zahlungsbereitschaft steigern, weil sie die Preisgestaltung transparenter machen würden. Eintrittspreise, so das Fazit der Untersuchung, würden die Nutzung der Gärten erheblich verändern und hätten auch Auswirkungen auf die unmittelbare Umgebung. Dennoch, so fanden die Studierenden heraus, wären 700000 bis 800000 Euro jährlich im Schlosspark Charlottenburg an Einnahmen zu erwarten. Im Schlosspark Sanssouci könnten es sogar bis zu 1,5 Millionen Euro sein.

Trotz seiner Entscheidung gegen die Einführung konnte sich der Stiftungsrat doch noch nicht ganz von der Vorstellung verabschieden, Geld für die Gärten einzunehmen. Ab 2006 sollen Spendendosen für freiwillige Zuwendungen aufgestellt werden.

Patricia Pätzold

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