Lustwandeln kostet nichts?
Studierende untersuchten die Zahlungsbereitschaft für Eintrittsgelder
in die Schlossgärten Sanssouci und Charlottenburg
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Touristen lieben
seine Sehenswürdigkeiten, Anwohner den Erholungswert: der
Park des Charlottenburger Schlosses in Berlin
Foto: Partner für Berlin/FTB Werbefotografie |
Anwohner, Politiker und Besucher atmeten auf: Mitte Februar
sprach sich der Rat der Stiftung
Preußische Schlösser und Gärten gegen Eintritt
für die weltberühmten Parkanlagen aus. Nicht nur Bürgerinitiativen
und der Berliner Kultursenator Thomas Flierl (PDS) hatten gegen
diesen seit Monaten diskutierten Stiftungsplan mobil gemacht. Eine
Analyse zur Zahlungsbereitschaft, die TU-Landschaftsökonomen
im Auftrag der Stiftung durchgeführt hatten, hatte auf gravierende
Veränderungen in der Nutzung der Gärten hingedeutet, falls
eine Gebühr käme.
Insbesondere im Potsdamer Schlosspark Sanssouci und im Berlin-Charlottenburger
Schlossgarten wollte die Schlösserverwaltung Eintritt für
die Pflege der Gartendenkmäler kassieren. Gegner befürchteten
jedoch, dass sozial schwache Familien aus den Parkanlagen verdrängt
werden könnten. Sie wiesen auf fehlende Ausweichmöglichkeiten
und auf eine starke Übernutzung anderer Gärten hin. Studierende
unter Leitung von Dr. Axel Klaphake befragten im Frühjahr und
Sommer 2004 rund 1500 Parkbesucherinnen und -besucher. Sie wollten
mithilfe der in der Ökonomik üblichen Zahlungsbereitschaftsanalyse
kein Votum für oder gegen die Eintrittspreise ermitteln, sondern
herausfinden, welche wahrscheinliche Reaktion auf die Einführung
eines Eintrittspreises die Bevölkerung zeigen würde.
Obwohl die Preissensibilität je nach Gruppe sehr unterschiedlich
war - ständige Besucherinnen und Besucher der Potsdamer Gärten
bewerteten anders als diejenigen der Berliner Gärten, Touristen
waren zahlungsbereiter -, war klar erkennbar: Schon bei einem relativ
geringen Eintrittspreis würde die Besuchshäufigkeit drastisch
zurückgehen. Bei den nichttouristischen Besuchern würden
die Besuche bereits bei einem Eintrittsgeld von 25 Cent um die Hälfte
zurückgehen, bei 50 Cent um zwei Drittel. Das Ergebnis ging
zum großen Teil auf Besucher zurück, für die der
Parkbesuch zum Alltag gehört, wie zum Beispiel zum Joggen,
Hundausführen, für den Feierabendspaziergang, den Besuch
des Spielplatzes oder nur zum Durchqueren. Dies würde vermieden
oder räumlich verlagert. Ein Jahresticket würde diese
Gruppe eher akzeptieren, allerdings auch nur zu einem Preis, der
deutlich unter 10 Euro läge. Erwartungsgemäß liegt
die Zahlungsbereitschaft der Touristen höher. 80 Prozent würden
sogar bis zu 2,60 Euro Eintritt bezahlen, ein Viertel könnte
sich auch vier Euro vorstellen.
Zusätzliche Angebote, so stellte sich heraus, könnten
die Zahlungsbereitschaft steigern, weil sie die Preisgestaltung
transparenter machen würden. Eintrittspreise, so das Fazit
der Untersuchung, würden die Nutzung der Gärten erheblich
verändern und hätten auch Auswirkungen auf die unmittelbare
Umgebung. Dennoch, so fanden die Studierenden heraus, wären
700000 bis 800000 Euro jährlich im Schlosspark Charlottenburg
an Einnahmen zu erwarten. Im Schlosspark Sanssouci könnten
es sogar bis zu 1,5 Millionen Euro sein.
Trotz seiner Entscheidung gegen die Einführung konnte sich
der Stiftungsrat doch noch nicht ganz von der Vorstellung verabschieden,
Geld für die Gärten einzunehmen. Ab 2006 sollen Spendendosen
für freiwillige Zuwendungen aufgestellt werden.
Patricia Pätzold
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