Hochschulverträge 2006 bis 2009 stehen
Verhandlungen mit Wissenschaftssenator Flierl erfolgreich abgeschlossen
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Immer wieder Verhandlungspartner:
Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Mitte) und TU-Präsident
Kurt Kutzler (rechts), hier auf einer Kuratoriumssitzung
Foto: TU-Pressestelle |
Noch vor Ostern konnten die Präsidenten der Freien
Universität, Humboldt-Universität
und Technischen Universität die langwierigen Verhandlungen
über die Hochschulverträge mit dem Wissenschaftssenator
erfolgreich abschließen. Damit sind die konsumtiven und investiven
Zuschüsse für die Universitäten rechtssicher festgelegt
und die finanzielle Planungssicherheit für die Jahre 2006 bis
2009 ist garantiert.
Die Kürzungen von 75 Millionen Euro, die die drei Universitäten
im Sommer 2003 akzeptieren mussten, wurden mit den nun vorliegenden
Einzelverträgen endgültig auf die einzelne Universität
heruntergebrochen.
Insgesamt beurteilen die Präsidenten der drei in der "Ständigen
Konferenz der Berliner Universitäten" (KBU) zusammengeschlossenen
Hochschulen das Verhandlungsergebnis als zufrieden stellend.
"Es ist uns gelungen, den Geist der Hochschulverträge
weitgehend zu erhalten, mit denen Berlin bisher deutschlandweit
führend war", so die Präsidenten in einer ersten
Stellungnahme. Die Budgetgarantie für die kommenden Jahre und
die weitgehende Autonomie bei der Verfolgung der vereinbarten Leistungsziele
seien ein sichtbarer Gewinn in finanziell schwierigen Zeiten.
Zwar konnten die Hochschulen wichtige Forderungen nicht durchsetzen,
wie die Verlagerung des Berufungsrechts an die Hochschulen oder
die Übertragung des Eigentums an den von den Hochschulen genutzten
Landesimmobilien, sie konnten aber die Versuche des Wissenschaftssenators
und seines Staatssekretärs weitgehend unterbinden, mit den
Verträgen politisch motivierte Detailsteuerung zu betreiben.
Dabei wehrten sie insbesondere die Bildung mehrerer universitätsübergreifender
Zentren und Einrichtungen ab, die mit hohen zusätzlichen Kosten
verbunden gewesen wäre.
Die Verträge geben den Hochschulen bis 2009 finanzielle Planungssicherheit.
Sie schreiben aber auch fest, wie die Leistungsfähigkeit der
Hochschulen verbessert werden soll. Verschiedene Maßnahmen
sind dafür vorgesehen, insbesondere zur Erhöhung des Studienerfolges.
Unter anderem sollen die Hochschulen künftig bis zu 30 Prozent
(bisher 15 Prozent) ihrer finanziellen Mittel leistungsbezogen in
folgenden Abstufungen erhalten: 20 Prozent in 2006, 25 Prozent in
2007 und in den Folgejahren 30 Prozent. Die Parameter werden neu
gewichtet, wobei der Faktor Lehre (neben Forschung/Nachwuchsförderung
und Gleichstellung) künftig mit 50 Prozent (bisher 45 Prozent)
in die Berechnungen eingehen wird.
Als Qualitätskriterium soll neben der Zahl der Absolventen
künftig auch gewertet werden, wie viele Studierende einzelne
Studienabschnitte erfolgreich in der Regelstudienzeit absolvieren.
Festgeschrieben ist auch, dass alle Studiengänge bis Ende 2009
auf Bachelor und Master umgestellt sein sollen. Darüber hinaus
soll es schon ab 30. 9. 2007 keine Parallelangebote alter (Diplom
und Magister) und neuer (BA und MA) Studiengänge mehr geben.
Alle fünf Jahre soll jeder Studiengang evaluiert werden.
Die lehrerbildenden Universitäten sollen Service-Zentren für
die Lehrerbildung einrichten. Eine hochschulübergreifende Steuerungsgruppe
soll für die notwendige Koordination und Abstimmung sorgen.
Falls die anspruchsvollen Ziele der Qualitätsverbesserung in
der Lehrerbildung nicht erreicht werden, behält sich das Land
die Option zu einem Gesetz für eine "School of Education"
vor.
Mögliche Studiengebühren nach 2006 sollen die Zuschüsse
an die Hochschulen nicht mindern. Das sicherte Senator Thomas Flierl
den Hochschulen zu. Schon jetzt tut sich aber ein Widerspruch zu
Finanzsenator Thilo Sarrazin auf. Dieser will den Hochschulen nur
einen Teil der Studiengebühren zukommen lassen.
Offen bleibt in den Verträgen, wie viele ausfinanzierte Studienplätze
es zukünftig in Berlin geben wird. Bei einer Sparvorgabe von
75 Millionen Euro für die drei Universitäten wird es eine
"leichte" Absenkung geben, so Senator Flierl.
Mit der Paraphierung durch die Präsidenten ist der erste entscheidende
Schritt zur Realisierung der Verträge getan. Senat und Abgeordnetenhaus
von Berlin müssen den Verträgen allerdings noch zustimmen.
Die Präsidenten erwarten, dass beide dabei die erheblichen
Zugeständnisse würdigen, die die Universitäten bei
den Verträgen gemacht haben. Sie fordern den Senat auf, Wissenschaft
und Forschung künftig eine größere Bedeutung einzuräumen
und eine Finanzierung sicherzustellen, die einer Metropole wie Berlin
angemessen ist.
Schließlich weisen die Präsidenten darauf hin, dass
die gewaltigen Kürzungen und strukturellen Erwartungen nur
umgesetzt werden können, wenn die geltenden gesetzlichen Entscheidungsstrukturen
innerhalb der Universitäten aufgrund des Erprobungsmodells
unverändert erhalten bleiben.
tz
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