Auf Adlers Schwinge durch Adlershof
Architektur-Studierende entwarfen ein Orientierungs- und Leitsystem
für den Berliner Forschungsstandort
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Erster Preis: 483 Laternen
geleiten Besucherinnen und Besucher schnell und zielsicher durch
Adlershof
Foto: TU Berlin |
Längst ist der Wissenschafts-, Wirtschafts- und Medienstandort
Berlin-Adlershof in aller Munde. Sich aber auf dem 4,2 Quadratkilometer
großen Gelände im Südosten Berlins zu orientieren
fällt Ansässigen wie Fremden schwer. Sie alle stehen immer
wieder vor den Fragen: Wo befindet sich was, und wie kommt man dorthin?
Was Adlershof fehlt, ist ein einheitliches Erscheinungsbild und
ein klar strukturiertes Orientierungssystem. Um dies zu ändern,
lobten im vergangenen Jahr die Adlershof
Projekt GmbH und die ideea
Messe- und Dekorationsbau GmbH unter den Architektur-Studierenden
an der TU Berlin einen Ideenwettbewerb aus unter dem Motto "Die
Schwinge des Adlers". Dezent knüpft der Name eine Beziehung
zur Geschichte des Ortes: In Johannisthal war der erste motorisierte
Flugplatz Deutschlands.
Das Entwerfen von signifikanten baulichen Zeichen für die
unterschiedlichen Quartiere, um Identität zu stiften, die Entwicklung
eines leicht erkennbaren Leit- und Orientierungssystems sowie das
Formulieren von Namen für einzelne Teilgebiete, die die Schwerpunkte
der Quartiere verdeutlichen, waren die Ziele des Wettbewerbs.
Flankiert wurde der Ideenwettbewerb von einem Seminar, in dessen
Mittelpunkt die Arbeit am Entwurf und die Umsetzung des Entwurfs
in Form eines interaktiven Modells in 3-D-Technik standen, das am
Computerbildschirm durchlaufen oder durchfahren werden kann. Um
der komplexen Aufgabenstellung gerecht werden zu können, arbeiteten
seitens der TU Berlin das Fachgebiet
Entwerfen, Stadtteilplanung und Stadterneuerung von Prof. Dr.
Klaus Zillich und das Institut
für Technische Architekturdarstellung von Prof. Dr. Mathias
Hirche zusammen. Frank Schröder, wissenschaftlicher Mitarbeiter
am TU-Institut für Technische Architekturdarstellung, und Christian
Ertel von ideea Messe- und Dekorationsbau begleiteten die Studierenden
fachlich. Insgesamt wurden zwölf Entwürfe eingereicht.
Der erste Preis der Jury ging an Clara Ilorente und Anders Eriksson.
Ihr Entwurf sieht vor, im Kerngebiet von Adlershof 483 nach oben
und unten strahlende, eigens entwickelte Laternen so zu installieren,
dass sie aus der Adlerperspektive das @-Zeichen bilden. Dies wurde
als Logovorschlag für den Wissenschaftsstandort Adlershof unterbreitet.
Zudem werden die Scheinwerfer mit Orientierungstafeln versehen,
die Auskunft darüber geben, wo man sich gerade befindet. Und
noch eine dritte, ganz praktische Aufgabe dachten die beiden den
Laternen zu - sie projizieren Werbung auf den Boden der Straßen
und Plätze und finanzieren so ihre eigenen Betriebskosten.
Den zweiten Preis erhielt Anna Saeger für ihre Idee, mit großflächigen
Informationstafeln ein Orientierungs- und Leitsystem zu schaffen.
Diese Tafeln sollen sowohl Fixpunkte sein, als auch die Geschichte
des Standortes Adlershof erzählen. Um dies umzusetzen, knüpfte
sie an die nach Wissenschaftlern benannten Straßen an und
versah Straßenschilder mit Texten und Fotos zu den Persönlichkeiten.
"Adlershof ein Gesicht geben" überschrieb Anna Saeger
ihren Entwurf.
Tobias Ziehl und Stefan Dierks erhielten den dritten Preis. Sie
entwarfen eine stilisierte Adlerschwinge mit vier übereinander
angeordneten Federn, die als Wegweiser zu den Quartieren Wirtschaft,
Wissenschaft, Campus und Medien fungieren. Jede dieser Federn besteht
aus einem speziellen Material: Stahlrohr und Plane stehen für
die Wissenschaft, Rasen für den Campus, Holz für die Medien
und Blech für die Wirtschaft.
Wenn im Herbst dieses Jahres die Anbindung von Adlershof an die
Autobahnanschlussstelle A113n erfolgt, soll ein Leit- und Orientierungssystem
teilweise umgesetzt sein. Die ausgezeichneten Entwürfe sollen
Ideen hierfür liefern.
Sybille Nitsche
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