Wie arbeitet der Kunstkriminalist?
Studierende spürten geraubten und verlorenen Kunstwerken
nach
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Überraschungen auch im
Museum: So manches verloren geglaubte Kunstwerk tauchte plötzlich
in einer Ausstellung auf
Foto: privat |
Hinter den sieben Aktenbergen ... wo sich die Geheimnisse verbergen,
saßen im vergangenen Semester zwanzig TU-Studierende, um diesen
auf die Spur zu kommen. In Zusammenarbeit mit dem Leiter des Zentralarchivs
der Staatlichen
Museen zu Berlin, Dr. Jörg Grabowski, bot Prof. Dr. Bénédicte
Savoy im Fachgebiet
Kunstgeschichte ein Hauptseminar zum Thema Provenienzforschung
an.
Die Provenienzforschung erhellt kulturhistorische Bezüge,
Wege des Kulturtransfers, spürt aber auch verloren gegangenen
oder geraubten Werken nach und kann deren Schicksale aufklären.
Bisher beschäftigten wir uns im Studium vor allem mit Sekundärquellen.
Jetzt hieß es selber forschen, ran an die Quellen und rein
ins Archiv.
Wie arbeitet der Kunstkriminalist? Wir sahen uns schon hilflos
hinter meterhohen Aktenbergen sitzen und an altdeutschen Handschriften
verzweifeln. Diese Befürchtungen zerstreuten die tatkräftigen
Mitarbeiter des Zentralarchivs schnell und wir konnten uns mit der
wechselvollen Vergangenheit von Kunstwerken der Nationalgalerie
Berlin beschäftigen.
Das Gemälde "Fischer am Tisch" von Max Pechstein
wurde zusammen mit 63 anderen Kunstwerken im Februar 1935 im Berliner
Auktionshaus Max Perl von der Gestapo beschlagnahmt. Zu diesem Zeitpunkt
sollte eine der bedeutendsten Expressionismussammlungen versteigert
werden, der Nachlass des jüdischen Rechtsanwalts Dr. Ismar
Littmann. Als "Kulturgeschichtliches Material" wurden
vier Gemälde von Otto Müller, Franz Radziwill und Karl
Hofer herausgesucht. Die übrigen, darunter das von Max Pechstein,
sollten in der Heizung des Kronprinzenpalais verbrannt werden. Ein
Brief an die Gestapo berichtet von der Vernichtung der Kunstwerke
in der Heizungsanlage im Kronprinzenpalais.
Hier ist die Geschichte des Gemäldes zu Ende - dachten wir.
Doch bei weiteren Recherchen stießen wir auf Raumaufnahmen
der Wanderausstellung "Entartete Kunst" 1937 in München:
Dort hing der "Pechstein" an der Wand! Hatte der Direktor
der Nationalgalerie sich den Befehlen der Gestapo widersetzt? Was
passierte mit dem Gemälde nach der Ausstellung? Und wo befand
es sich während des Zweiten Weltkrieges? Im Zentralarchiv fand
sich kein weiteres Material zum Verbleib, aber in anderen Archiven
könnte man seine Geschichte weiterverfolgen, vielleicht würde
man ihm auf die Spur kommen. Wenn die "Fischer am Tisch"
bis heute überlebt hätten, wo sind sie, und wem würden
sie gehören?
Diese und viele andere Fragen wurden in unseren Forschungsthemen
behandelt, diskutiert und oftmals nur teilweise beantwortet. Es
bleibt noch viel zu tun.
Sylva van der Heyden und
Susann Seyfert, Studentinnen
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