PRO UND CONTRA
Transparente Leitungsstrukturen
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Florian Böhm
Foto: TU-Pressestelle |
Das Kuratorium
hat am 15. Juni mit Zweidrittelmehrheit die neue Grundordnung unter
Auflagen beschlossen, mit denen eine Verschlankung der Entscheidungsstrukturen
beim gleichzeitigen Erhalt von demokratischer Kontrolle und Transparenz
erreicht wird. Eine besondere Funktion kommt dabei dem neuen TU-Kuratorium
zu. Die Kuratorien neuer Art der Freien
Universität und Humboldt-Universität
haben keine eigenständigen Handlungsmöglichkeiten und
praktisch nur repräsentative Funktion. Die andernorts eingeführten
Hochschulräte besitzen zwar reale strategische Kompetenzen,
bei ihrer demokratischen Legitimation und Transparenz der Entscheidungsfindung
weisen sie jedoch Defizite auf. Das neue Kuratorium der TU Berlin
wird hingegen aufgrund seiner Zuständigkeit für die Richtlinien
der Haushalts- und Wirtschaftsführung sowie des Personalwesens
effektiv die Funktion eines strategischen Planungs- und Aufsichtsorgans
haben. Das operative Tagesgeschäft nimmt verstärkt das
als Kollegialorgan verfasste Präsidium wahr. Die Verringerung
der Mitgliederzahl von 22 auf elf ermöglicht eine intensivere
Beschäftigung der Kuratoren und Kuratorinnen mit den strategischen
Fragen der TU Berlin. Die Hochschulautonomie wird gestärkt,
da die externen Mitglieder vom Akademischen
Senat mit Zweidrittelmehrheit vorgeschlagen und vom Wissenschaftssenator
bestellt werden. Die externen Mitglieder müssen also künftig
das Vertrauen aller Statusgruppen im Akademischen Senat haben und
können nicht nur Interessenvertreter des Präsidiums oder
einer Gruppe sein. Bei deren Auswahl sollen gesellschaftliche Belange
(Wirtschaft und Arbeit, Frauen und Umwelt etc.) berücksichtigt
werden. Die internen Kuratoriumsmitglieder werden wie bisher in
Urwahl gewählt und erhalten so die größtmögliche
demokratische Legitimation. Mit dem erzielten Kompromiss beginnt
die Erneuerung der Entscheidungsstrukturen. Dieser Prozess sollte
im Sinne einer verstärkten Demokratisierung und Partizipation
weitergeführt werden. Denn Spitzenleistungen in Forschung und
Lehre sind nur in Teamarbeit zu erreichen.
Dipl.-Ing. Florian Böhm,
Institut für Luft- und Raumfahrt
Eine Frage des Ziels und des Stils
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Peter Pepper
Foto: TU-Pressestelle |
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Mit weniger Personal, weniger Geld und weniger Ausstattung möglichst
unverändert viele Studierende ausbilden und mehr Drittmittel
einwerben - so ungefähr lassen sich die heutigen Herausforderungen
für die TU Berlin umschreiben. Das geht nur, wenn die Prozesse
gestrafft und die Entscheidungswege vereinfacht werden. Ein wichtiger
Schritt auf diesem Weg sollte die neue Grundordnung sein.
Zum Prozedere: Wir hatten darauf verzichtet, mit unserer Mehrheit
im Akademischen
Senat (AS) eine moderne Grundordnung einfach durchzusetzen;
stattdessen haben wir uns - auch auf Wunsch des Präsidenten
- an monatelangen Verhandlungen beteiligt, um einen Kompromiss zu
suchen, der möglichst viele Interessen einbinden sollte. Bei
einem solchen Kompromiss müssen beide Seiten auf vieles verzichten,
was ihnen wichtig ist. So hatten wir in vielen Bereichen, zum Beispiel
im Präsidialbereich oder bei Berufungen und Prüfungsordnungen,
die Prozesse nicht annähernd so schnell und effizient gestalten
können, wie wir das für eine heutige moderne Universität
für notwendig erachten.
Zum Stil: Dieser Kompromiss wurde im AS mit 17:7 Stimmen angenommen,
nicht so einhellig, wie das nach den langen Verhandlungsmonaten
wünschbar gewesen wäre, aber immerhin noch deutlich. Doch
im Kuratorium
hat die Reformfraktion den Kompromiss einseitig aufgekündigt,
indem sie mithilfe von PDS und anderen eine ganze Palette von Änderungen
durchgesetzt hat. Dies ist eine neue und ärgerliche Art des
Umgangs miteinander. Verhandlungen sind nur sinnvoll, solange man
sich auf das Wort des anderen verlassen kann.
Zum Inhalt: Wenigstens die Viertelparität ist - wenn auch
nur mit knapper Not - verhindert worden; somit blieb es der TU Berlin
zumindest erspart, in die Nostalgie alter und längst überholter
Ideen aus dem vorigen Jahrhundert zurückversetzt zu werden.
Aber auch die anderen Änderungen würden - wenn sie bestehen
blieben - die TU Berlin in Zukunft massiv belasten. Ein Beispiel:
Das neue Kuratorium braucht hoch qualifizierte und kompetente Persönlichkeiten,
die individuell ausgesucht werden müssen. Wenn das jetzt wieder
nach Institutionenproporz - Gewerkschaften, Arbeitgeber etc. - geschehen
soll, tritt die Frage der Exzellenz in den Hintergrund, vor allem,
wenn die Wahl auch noch mit Zweidrittelmehrheit erfolgen muss. Bei
der langjährigen Erfahrung mit unseren Gremien können
nur naive Träumer glauben, dass unter diesen Rahmenbedingungen
tatsächlich qualifizierte Personen ins Kuratorium kommen werden.
Und ähnlich behindernd würden auch die weiteren Änderungen
wirken; denn sie haben nicht ein neuartiges Kuratorium für
ein strategisch orientiertes Hochschulmanagement zum Ziel, sondern
wollen das alte Forum für Partikularinteressen und Detailregelungen
beibehalten. Wie geht es weiter? Eine Grundordnung entsteht in drei
Schritten. Der AS war nur der erste, das Kuratorium der zweite.
Im Konzil
sehen wir uns wieder.
Prof. Dr. Peter Pepper,
Institut für Softwaretechnik und Theoretische Informatik
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