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Zeugnisse zerstörter Baukunst

Architekturmuseum macht seine Plansammlung virtuell zugänglich

Als Bauwerk zerstört, als Zeichnung lebendig: Querschnitt der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von Franz Schwechten (1893)
Foto: Plansammlung der TU Berlin

Im Jahr 1885 wurde die heutige "Plansammlung der Universitätsbibliothek" als "Architekturmuseum an der Technischen Hochschule in Charlottenburg" gegründet. Ihr Initiator und erster Leiter, Architekt und Professor Julius Raschdorff, verfolgte damit zwei Ziele: erstens den vorhandenen Architektursammlungen an der TH - Schinkel-Beuth-Museum, Ornament- und Modellsammlung - ein würdiges Heim zu geben, zweitens aber ein Museum für zeitgenössische Baukunst einzurichten, das fortlaufend durch Nachlässe und aktuelle Entwürfe erweitert werden sollte.

Sein Plan ging auf. Schon nach wenigen Jahren konnte das Museum einen stattlichen Bestand von 20000 Blatt Zeichnungen sein Eigen nennen, darunter prominente Nachlässe wie solche von Friedrich August Stüler oder Beiträge zu spektakulären Wettbewerben wie denjenigen zum Reichstagsgebäude. Aber auch viele auf den ersten Blick unscheinbare Kostbarkeiten wie Skizzenbücher oder Reisezeichnungen waren darunter. Trotz unersetzlicher Verluste durch den Zweiten Weltkrieg bildet der von Raschdorff zusammengetragene Bestand bis heute das Herz der Plansammlung. Und die erhaltenen Zeichnungen haben noch einen höheren als den ohnehin hohen künstlerischen Wert: Oftmals sind sie - angesichts der großen Verluste gebauter Architektur in und seit dem Krieg - einziges Zeugnis der Baukunst des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Zugleich konnte durch Schenkungen und Ankäufe die Zahl der in der Plansammlung bewahrten Zeichnungen, Drucke und Fotografien gegenüber dem Vorkriegsstand mehr als vervierfacht werden. Namen wie Hans Poelzig, Otto Kohtz, Hermann Jansen, Werner March oder Hermann Mattern stehen dabei ebenso für die internationale Bedeutung der Sammlung, wie die bewusste und gezielte Dokumentation des Baugeschehens in Berlin ihr individuelles Gesicht wahrt.

Pünktlich zum Jubiläum wird die Plansammlung in wenigen Wochen neue Räume im Flachbau des Architekturgebäudes beziehen und zugleich ihre Bestände virtuell in einer Internetdatenbank öffnen - auf neuen Pfaden bleibt die Idee des Architekturmuseums als Ort des Sammelns, Bewahrens und Präsentierens aktuell.

Dr. Hans-Dieter Nägelke,
Leiter der Sammlung

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