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Juni 2005
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Leben an der Seidenstraße

Rekonstruktion von Agrar- und Bautechniken in China

Ein Mann vom chinesischen Volk der Salar auf seinem zweistöckigen traditionellen Haus in Ost-Qinghai
Foto: Mareile Flitsch

Zwei Brüder kamen mit Erde, Wasser und einem Koran im Gepäck auf einem weißen Kamel aus Mittelasien nach China. In Xunhua, nahe der Provinzhauptstadt von Qinghai, wurde es an einer Quelle zu Stein, die Brüder ließen sich, so die Sage, dort nieder und gründeten das Volk der Salar. Der weiße Stein ragt noch immer aus der Quelle neben der Moschee, doch Wissenschaftler stellten fest, dass die Salar von Turkmenen abstammen, die nach 1368 entlang der Seidenstraße nach Qinghai kamen.

Die Eurasienabteilung des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin (DAI) führte dort im April 2005 zusammen mit chinesischen Archäologen eine interdisziplinäre Feldforschung durch, um die Holzhäuser in einer heute waldarmen Region zu dokumentieren. Sie soll Aufschluss geben über Zusammenhänge von Material und Bautechniken, Baustruktur, Siedlung und Wohnen in diesen trockenen Gebieten. Teil der Forschergruppe war auch die Technikethnologin Dr. Mareile Flitsch von der TU Berlin.

Neben den rund 90000 sunnitischen Salar siedeln in diesem Gebiet sechs weitere Völker in verschiedenen Regionen entlang des Ufers des Gelben Flusses und seiner Ausläufer als Bauern und Viehzüchter. Mittelpunkt des Dorfes ist das hohe Minarett der Moschee. Die Salar gelten als die strengsten Muslims Chinas. Sie bauen flache Häuser aus Lehm. Nur in einer Region mit ehemals bewaldeten Bergen findet man zweistöckige Holzhäuser mit Wänden aus mit Lehm verstrichenen Weidenzweigen. Die Wissenschaftler vermaßen und zeichneten die Bauten, bestimmten und datierten ihre Holzteile. Über Interviews mit Gehöftbewohnern dokumentierte Mareile Flitsch die Wohngeschichte der Gehöfte, Innensichten auf Bautechnik und Alltag der Salar, darunter auch die sozial-technische Raumnutzung. Die Publikation der ersten Ergebnisse der Geländebegehung ist für Sommer 2005 geplant.

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www.earth.arts.gla.ac.uk
www.tu-berlin.de/~alltag-china/

PD Dr. Mareile Flitsch forscht derzeit an der TU Berlin im VW-Projekt "Alltagstechniken Chinas" und übernimmt ab Juli 2005 in Vertretung von Dr. Welf Schnell die Arbeitsstelle Geschichte und Philosophie der chinesischen Wissenschaft und Technik der TU Berlin. Sie ist Mitglied im "steering committee" von EARTH (Early Agricultural Emnants and Technical Heritage), ein multidisziplinäres Projekt, das kürzlich von der European Science Foundation (ESF) bewilligt wurde. Bereits seit den 80er-Jahren arbeiten Natur-, Technik- und Geisteswissenschaftler in dem Projekt zur präindustriellen Agrargeschichte. Sie erforschen Fragen der Rekonstruktion der Landwirtschaft, des Gebrauchs und der Bedeutung von Artefakten, der Flurformen oder bestimmter Agrartechniken.

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