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Juni 2005
 
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Frauen erobern die Hochschule

Wie Studentinnen sich Naturwissenschaften und Technik erkämpften

Um die Jahrhundertwende war das Charlottenburger "Knie", der heutige Ernst-Reuter-Platz, Kulminationspunkt der Naturwissenschaften geworden. Mittelpunkt war die Königliche Technische Hochschule, hervorgegangen aus Bauakademie, Berg- und Gewerbeakademie. Studenten, Bildungsbürgertum und Intellektuelle ließen sich im so genannten "Hochschulviertel" nieder. Die Berliner Universität war überfüllt, die Neugründungen in Charlottenburg wurden zunehmend auch für Studentinnen attraktiv. 1915 wurde das Viktoria-Studienhaus, ein Studentinnen-Wohnheim, das erste dieser Art in Europa, an der heutigen Otto-Suhr-Allee errichtet - von der ersten selbstständigen Architektin Deutschlands: Emilie Winckelmann.

Ab dem Sommersemester 1909 hatte die Technische Hochschule Frauen offiziell zum Studium zugelassen, obwohl auch schon in den Jahren davor einige Frauen als Gasthörerinnen in den Hörsälen gesichtet worden waren. 1920 promovierte die erste Frau, Leonida Herovici, an der TH in Chemie, nachdem schon mehrere Damen ihre Dissertation davor an der TH geschrieben hatten, dann aber woanders promovieren mussten.

Langsam, auch während der Kriegsjahre, nahm die Anzahl der Studentinnen zu. Zwischen 1909 und 1918 immatrikulierten sich insgesamt 55 Frauen an der Technischen Hochschule, darunter 21 Ausländerinnen. 29 studierten Architektur, 15 Chemie, fünf Elektrotechnik, drei Bauingenieurwesen, eine Bergbau, eine Mathematik, eine Physik. Acht Diplome wurden vergeben, alle in Architektur und Chemie. Die ersten Frauen promovierten 1920 und 1921, alle in Chemie. Zum Beispiel Ida Tacke, Tochter eines Lackfabrikanten, die mit ihrem späteren Ehemann Walter Noddack das chemische Element "Rhenium" entdeckte. Mehrmals ist sie für einen Nobelpreis vorgeschlagen worden, erhielt aber nie einen. Die Studentinnen blieben weiter eine winzige Minderheit. Noch im Wintersemester 1926/1927 waren es nur 0,8 Prozent aller Studierenden. Elisabeth von Knobelsdorff, Clara von Simson oder Herta Hammerbacher sind weitere große Namen von Frauen, die sich sowohl wissenschaftlich als auch politisch betätigten. Heute haben die Frauen die Hochschule erobert. Bundesweit übersteigt ihr Anteil an den Erstimmatrikulierten seit 2004 sogar den Anteil männlicher Studenten. An den Technischen Universitäten sind die Studentinnen zwar noch in der Minderzahl, an der TU Berlin sind es heute jedoch bereits fast 38 Prozent. Seit 1996 gibt es an der TU Berlin das Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Frauenförderpläne, spezielle Förderprogramme sowie Projekte wie den Techno-Club, der bereits Schülerinnen für Technik begeistern will.

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