Abstieg in die Gruft
Was sonst nur wenigen vorbehalten ist, wurde im vergangenen Jahr
29 TU-Studierenden gestattet - sie durften die Gruft im Mausoleum
des Charlottenburger Schlossgartens für Studienzwecke betreten.
Dort ruhen, ferrnab der Öffentlichkeit, die Gebeine hoher Damen
und Herren blauen Geblüts, die Hohenzollern. 1810 war Preußens
Königin Luise im Alter von nur 34 Jahren an Typhus gestorben.
Noch im selben Jahr ließ ihr Gemahl, Friedrich Wilhelm III.,
ein Mausoleum für sie erbauen, um sich 1840 neben sie betten
zu lassen. Auch der erste deutsche Kaiser Wilhelm I. ruht hier.
Die Studierenden des Masterstudiengangs
Denkmalpflege erarbeiten Vorschläge zur Restaurierung des
Bauwerkes. Die Studenten dokumentierten erstmals die fünf verschiedenen
Bauphasen, vermaßen das Mausoleum und kartierten Schäden.
Feuchtigkeit dringt durch das Gemäuer, da die Fundamente im
Grundwasser stehen. Risse in den Sandsteinseitenfassaden deuten
auf Konstruktionsfehler hin, der Schimmel ist auf bauphysikalische
Mängel zurückzuführen. Eine vollständige Abdichtung
des Bauwerkes wäre zu teuer, die Studierenden wollen daher
die Räume permanent auf rund fünf Grad Celsius klimatisieren.
Die Studierenden empfehlen weiterhin, die Decke und die Wände
mit Kalkschlämmen zu überziehen, um die Atmung der Oberflächen
zu begünstigen. Das Geheimnis, wer das Gebäude entwarf,
konnte dagegen nicht gelüftet werden.
Sybille Nitsche
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