"Wir bauen schnell, kompetent und wirtschaftlich"
TU-Kanzlerin Dr. Ulrike Gutheil über das Projekt "Facility
Management der Berliner Hochschulen"
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TU-Kanzlerin Ulrike Gutheil
Foto: TU-Pressestelle |
Frau Dr. Gutheil, wie kam das Projekt "Facility Management
der Berliner Hochschulen" zustande?
Es gibt schon seit längerer Zeit vor allem unter einzelnen
Abgeordneten Diskussionen zur Zentralisierung des Facility Management
der drei großen Berliner Universitäten in Form einer
gemeinsamen Trägerschaft. Erwartet werden dabei unter anderem
Synergien und leichtere Umverteilungsszenarien zugunsten der Bedarfe
der Fachhochschulen. Weiterer Kritikpunkt gegenüber den Hochschulen
war die mangelnde Transparenz der Bau- und Entwicklungsplanungen
in den einzelnen Universitäten.
Wer ist beteiligt, wer führt das Projekt durch?
Das Projekt wird von einem Kanzler und Peter Georgino vom DLR
geleitet. Die Kanzler haben mir diese Projektleitungsaufgabe übertragen.
Weiter wird das Projekt von einem Lenkungsausschuss unter der Leitung
des Wissenschaftsstaatssekretärs, Dr. Hans-Gerhard Husung,
begleitet. Weitere Mitglieder sind die drei Kanzler und Professor
Reinhard Thümer von der Technischen
Fachhochschule.
Wir können aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen.
Die Fachhochschulen sind bereits seit einiger Zeit mit dem Rektor
der TFH in die Kommunikation eingebunden, obwohl sie derzeit noch
nicht in dem ersten Arbeitspaket offiziell dabei sind. Außerdem
haben wir vier bekannte Experten auf dem Gebiet als Gutachter dabei,
um jederzeit Rückmeldung zu haben, ob wir auf dem richtigen
Weg sind. Die Personalvertretung ist ebenfalls eingebunden, und
Studierende und Professoren arbeiten als Nutzer mit. So hat eine
große Universität im Bereich des Facility Management
ein ganz spezielles Anforderungsprofil. Täglich sind hier zum
Beispiel riesige Menschenströme zu bewältigen. Die jeweiligen
Leiter der Bauabteilungen sind zunächst für die Erstellung
der Ist-Analyse zuständig. Das Ganze folgt einem sehr ehrgeizigen
Zeitplan und wird am 6. Januar 2006 in einem Workshop zur Zwischenevaluierung
auf den Prüfstand gestellt.
Sind Arbeitsplätze gefährdet?
Ich habe großes Verständnis für die Ängste
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bauabteilungen. Natürlich
hätte die Zusammenlegung große Auswirkungen. Für
die Aufgaben, die wir zurzeit zu bewältigen haben, sind wir
im Bereich Personal sehr knapp gestellt. Wir haben mit dem Reformprojekt
A.T. Kearney
unsere Geschäftsprozesse an der TU sehr genau analysiert und
entsprechend optimiert.
Wo soll das möglicherweise eingesparte Geld bleiben?
Wenn es uns gelingen sollte, Freiräume zu schaffen und damit
Geld freizusetzen, dann soll es auch in die Kernprozesse von Lehre
und Forschung fließen. Dafür haben wir die klare Zusage
vom Senator.
Warum brauchen die Universitäten überhaupt eigene
Bauabteilungen?
Ich prognostiziere ganz klar: Man kann diese Aufgaben, die jetzt
von den Bauabteilungen geleistet werden, nicht aus den Universitäten
herausnehmen. Das Know-how muss hier vorgehalten werden, die Impulse
müssen aus der Uni selbst kommen, auch wenn die Aufgabe ganz
woanders wahrgenommen werden sollte. Das strategische FM muss immer
in der jeweiligen Hochschule verbleiben. Wir haben die Zusage gemacht,
dass wir uns diese Prozesse sehr sorgfältig anschauen und analysieren
und uns auch mit kritischen Fragen nach der Wirtschaftlichkeit und
dem Sinn bestimmter Prozesse auseinander setzen. Vielleicht kann
man tatsächlich Dinge gemeinsam bewältigen und hier weitere
Einsparpotenziale erschließen.
Welche Bemühungen haben die Universitäten bereits
unternommen, um ihr Facility Management zu optimieren?
Für die TU Berlin weiß ich: Wir haben unsere Hausaufgaben
bereits gemacht! Im Jahr 2000 haben wir unsere Bauabteilung mithilfe
des Beratungsunternehmens A. T. Kearney optimiert und dabei personell
so sehr verkleinert, dass wir heute sagen können: Die Leute,
die wir jetzt noch haben, sind unbedingt betriebsnotwendig. Die
FU und die HU haben ähnliche Prozesse hinter sich gebracht.
Hier in Berlin sind aber alle Universitäten schon seit Jahren
auf Einsparkurs. Ich weiß von anderen Hochschulkanzlern, dass
schon lange neidisch nach Berlin geschaut wird, weil die Universitäten
ohne Bauverwaltungsämter im Baubereich weitestgehende Autonomie
haben und zum Teil viel schneller und kostengünstiger agieren
können. Natürlich haben wir dabei Personal verloren, auch
Prozesse nach außen vergeben. Auch jetzt sind wir wieder daran,
Flächen zu reduzieren, indem wir versuchen, so viel wie möglich
auf dem Hauptcampus zu konzentrieren. Damit sind wir seit Jahren
auf dem Weg, Einsparpotenziale im Bereich der Liegenschaften zugunsten
von Lehre und Forschung herauszuholen.
Läuft es denn zwangsläufig auf ein zentralisiertes
Management hinaus? Wie sieht die Zukunft aus?
Nein. Der Prozess ist bewusst ergebnisoffen gehalten. Es kann auch
dabei herauskommen, dass das, was wir bisher tun, nicht die optimale
Vorgehensweise für universitäre Einrichtungen ist. Wir
nutzen diesen außerordentlichen Druck auf die Universitäten
als Chance zu einem übergeordneten Evaluierungsprozess, an
dessen Ende man mit einem sauberen, effizienten und optimalen Facility
Management überzeugen kann. Alle zusammen haben wir auch die
Chance, ein untereinander vergleichbares Standort-Facility-Management
aufzubauen. Das würde vieles erleichtern und wäre übrigens
auch bundesweit einmalig. Weil die Universitäten selbst den
leichten Zugriff auf die Anforderungsprofile und Dienstleistungsangebote
sowie den genauen Kenntnisstand über die Ausbaustufen und über
die eigenen Entwicklungsstrategien haben, sind wir überzeugt,
dass wir selbst am schnellsten, kompetentesten und auch am wirtschaftlichsten
bauen können. Es gilt einmal mehr, dass man nur durch Professionalität
und saubere, transparente Prozesse vor allem die Kritiker überzeugen
kann.
Das Gespräch führte Patricia Pätzold
Lesen Sie
auch: "Ausgezeichnetes Facility Management
an der TU Berlin"
Worum geht es?
Das Projekt "Facility Management der Berliner Hochschulen"
Vertreterinnen und Vertreter der Berliner Senatsverwaltung
sowie der drei großen Universitäten - Technische
Universität Berlin, Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität
zu Berlin - sowie externe Berater suchen seit Dezember 2004
nach Möglichkeiten, die Verwaltung der Liegenschaften
der Berliner Hochschulen zu optimieren. Einsparpotenziale
beim Immobilienmanagement sollen aufgedeckt, Anreize für
eine optimale Flächennutzung geschaffen werden. Auch
gemeinsames Wirtschaften ist nicht ausgeschlossen. Gemeinsame
Ziele wurden inzwischen formuliert und die weitere Vorgehensweise
festgelegt. Am 14. April traf sich die Projektgruppe zur "Kick-off"-Veranstaltung.
Was ist Facility Management?
Man unterscheidet technisches, kaufmännisches und infrastrukturelles
Gebäudemanagement. Zum technischen Gebäudemanagement
gehören zum Beispiel Wartung, Inspektion, Instandsetzung,
Umbau oder Demontage.
Das kaufmännische Gebäudemanagement beinhaltet Mieterbetreuung,
Verträge schließen und überwachen, Buchhaltung,
Beschaffung und anderes.
Infrastrukturelles Gebäudemanagement heißt zum
Beispiel Reinigung, Bewachung, Grünanlagenpflege, Hausmeisterdienste,
Winter-, Fahr- und Umzugsdienste, Catering und Müllentsorgung.
Die "Facilities" der TU Berlin
400000 m2 Hauptnutzungsfläche
180 Hauptgebäude mit Nebengebäuden
16000 Räume
4000 Quadratmeter Verkehrsflächen
4500 Angestellte
Weitere umfangreiche bauliche und technische Infrastruktur
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