Virtueller Inkubator
Im Charlottenburger Umfeld der TU Berlin wachsen innovative
Unternehmen
|
Insbesondere Forschung und
Entwicklung für die Verkehrsindustrie sind das Feld vieler
TU-Absolventenfirmen
Foto: BMW AG |
Viele Absolventen der TU Berlin setzen ihre akademische Qualifikation
in unternehmerisches Engagement um: Sie gründen eigene Firmen.
Nicht wenigen ist auch der weitere Kontakt zur Hochschule wichtig:
Charlottenburg als großer, virtueller Inkubator für Hightech-Firmen
und "Wissens-Dienstleister".
Zu den großen Erfolgsgeschichten zählt die im Spreebogen
neben dem Produktionstechnischen Zentrum angesiedelte Ingenieurgesellschaft
Auto und Verkehr GmbH (IAV). Seit der Gründung 1983 - damals
initiiert von dem renommierten TU-Fahrzeugtechniker Professor Hermann
Appel - ist das Unternehmen auf mittlerweile 2400 Beschäftigte
angewachsen, davon rund 700 am Firmensitz in Berlin. 2004 erwirtschaftete
es einen Umsatz von 236 Millionen Euro. Hauptgesellschafter ist
die Volkswagen AG; weiter sind Siemens VDO Automotive AG, ArvinMeritor
GmbH, Freudenberg & Co. KG sowie General Electric Plastics B.
B. beteiligt. Professor Appel wollte mit dem Dienstleistungsunternehmen
ein Bindeglied zwischen Wissenschaft und Industrie schaffen. Heute
ist IAV für viele Autohersteller und -zulieferer ein kompetenter
Entwicklungspartner - ob für die Ausstattung mit intelligenter
Elektronik oder den Entwurf neuer Motoren. "Wir entwickeln
uns zu einem der wichtigsten Engineering-Partner der Welt",
sagt Kurt Blumenröder, seit Anfang 2005 IAV-Geschäftsführer.
Die Steuerung größerer Verkehrsströme wie auch
innerbetrieblicher Prozesse ist das Geschäftsfeld der 2002
gegründeten Visality
Consulting GmbH. Viele der heute 20 Mitarbeiter des Unternehmens
kommen aus dem TU-Institut von Professor Helmut Baumgarten, dem
inzwischen emeritierten Logistik-"Papst" in Deutschland.
Derzeit residiert Visality noch in Spandau. "Aber wir sind
dabei, nach Charlottenburg zurückzukommen", sagt Visality-Partner
Dr. Jörg Risse. "Dort ist es einfach spannender."
Das Consulting-Unternehmen, aktuell mit einem großen Logistik-Projekt
am Flughafen München betraut, betreut auch kontinuierlich TU-Diplomanden.
Wichtig für den heutigen Studenten ist aus Risses Sicht die
Internationalität: "Mehr Auslandsaufenthalte ins Studium
integrieren".
Auch Paul Kahlfeld hat in seinem Architekturbüro, das er gemeinsam
mit seiner Frau betreibt, fortwährend Praktikanten aus der
TU Berlin. Kahlfeld, der insgesamt 20 Mitarbeiter beschäftigt,
war nach dem Studium an der TU Berlin für einige Jahre Büroleiter
bei Star-Architekt Kleihues. Auf den Berliner Bauboom der letzten
Jahre blickt Kahlfeld, der auch als Professor in Kaiserslautern
lehrt, mit gemischten Gefühlen: "Es ist vieles architektonisch
zu schnell gegangen", sagt der Bauexperte. "Wir haben
viel internationales Mittelmaß bekommen und die Tradition
der Berliner Architektur ist verwässert worden." Für
mehr Praxisbezug in der Ausbildung engagiert sich Kahlfeld auch
in der Internationalen
Bauakademie, der er zusammen mit TU-Präsident Kurt Kutzler
vorsteht.
Auf 22 Beschäftigte ist seit 1999 das Hightech-Unternehmen
LayTec GmbH
angewachsen. Die von Absolventen des TU-Instituts für Festkörperphysik
gegründete Firma ist auf die Bearbeitung von III/V-Halbleitern
spezialisiert und beherrscht ein besonderes Verfahren, mit dem sich
die einzelnen Schichten auf rotierenden Wafern exakt messen lassen.
Die ersten zwei Jahre hat LayTec noch in angemieteten Räumen
der TU Berlin zugebracht. Dann war wegen des Wachstums der Umzug
in die Helmholtzstraße geboten. Insgesamt habe diese Unterstützung
dem jungen Unternehmen sehr geholfen, sagt LayTec-Gründer Dr.
Jörg-Thomas Zettler. Mittlerweile ist die Alma Mater auch zum
Kunden geworden. Einige seiner Messgeräte hat LayTec auch an
die TU Berlin verkaufen können.
Manfred Ronzheimer
76 Unternehmen von TU-Absolventen in Charlottenburg
Im Alumni-Programm
der TU Berlin sind rund 450 Unternehmen verzeichnet, die von
TU-Absolventinnen und -Absolventen in Berlin gegründet
wurden, 76 davon in Charlottenburg. Einige große, darunter
die gedas AG,
inpro,
die Ingenieurgesellschaft
Auto Verkehr IAV GmbH oder die Teles
AG stellen zusammen rund 1600 Arbeitsplätze in Charlottenburg.
Zur TU Berlin gibt es zahlreiche Kontakte. Es wird gemeinsam
geforscht, TU-Studierende absolvieren in diesen Unternehmen
Praktika, viele von ihnen finden hier ihren späteren
Arbeitsplatz. Aber auch zu den kleineren Unternehmen gibt
es Kontakte. Stark vertreten sind Architekten und Architektinnen.
Auch viele Beratungsunternehmen, Software-, Halbleiter-, Nachrichten-
oder Medizintechnikfirmen haben sich in Charlottenburg angesiedelt.
Übrigens: 14 Firmen davon wurden von Frauen gegründet.
bk
|
|
|