Die Säulen des Lichthofs
Geologe misst das Radon-Potenzial und belegt die Herkunft der
Granite
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Endlich geklärt:
Der rote Granit der Lichthofsäulen stammt aus Schweden
Foto: privat |
Nach Jahren des Dämmerlichts erglänzte nicht nur der
Lichthof Ende 2004 neu, sondern auch die 96 roten Granitsäulen.
Ein TU-Geologe erhellte nun den Herkunftsort der Säulen und
damit die TU-Baugeschichte um ein weiteres Detail.
"Ausgangspunkt war die allgemeine Diskussion über die
Verwendung von Graniten bei neuen Bauvorhaben wegen eventuell austretenden
Radons", berichtet Thomas Jänike, der die Diplomarbeit
bei Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Jacob vom Institut
für Angewandte Geowissenschaften schrieb. Er wollte das
Radon-Potenzial der Granitsäulen exemplarisch ermitteln. Das
strahlende Edelgas Radon entsteht als einziges gasförmiges
Zwischenprodukt beim radioaktiven Zerfall von Uran oder Thorium,
die beide in den meisten Gesteinen von Natur aus vorhanden sind.
Die Radonkonzentration in der Raumluft wird, neben der Menge des
entstehenden Radons, von der Raumgröße, der Luftzirkulation
und dem Luftaustausch beeinflusst. Jänike verwandte Aktivkohlegranulat,
das als Radonsammler diente und direkt auf den Säulen angebracht
wurde. Durch viele punktuelle, exakte Strahlungsmessungen bestimmte
er das gesamten Radon-Potenzial. "Im Lichthof entstehen keinerlei
Radonkonzentrationen über dem bundesweit gemessenen normalen
Durchschnitt für Innenräume. Grenz- oder Richtwerte werden
bei weitem nicht erreicht", stellte er schließlich fest.
Auch die Herkunft der Säulen wurde zum Forschungsgegenstand.
Hinweise führten nach Südschweden und der Aufenthalt in
einem Steinbruch auf der dortigen Insel Tjurkö bei Karlskrona
brachte Gewissheit: Von dort kommen die Lichthof-Säulen. In
Zusammenarbeit mit dem Blekinge
Museum in Karlskrona fanden sich interessante Unterlagen der
deutschen Firma F. H. Wolff.
Da es in Norddeutschland fast keine für den Straßenbau
geeigneten, abbaubaren Gesteinsvorkommen gibt, wurde das Material
für die rasch wachsenden Städte wie Berlin auch aus Südschweden
importiert. F.H.Wolff, Preußischer Bauinspektor und Konsul,
hatte aufgrund seiner Tätigkeit Kontakt nach Berlin und zum
TU-Architekten Hitzig. Extra für die Gewerbeausstellung 1879
ließ Wolff polierten roten Granit anfertigen. Die 96 Granitsäulen
wurden geordert und in rohem Zustand schon bis zum Winter desselben
Jahres von Tjurkö nach Berlin geliefert. Bearbeitet und geschliffen
wurde erst in Berlin. Nach dem Krieg mussten 20 dieser originalen
Säulen ersetzt werden. Auch deren rotbrauner Granit stammt
aus Südschweden, allerdings aus dem nördlicheren Småland.
Vielleicht denkt man beim nächsten Rundgang im "neuen,
alten" TU-Lichthof nun auch an Schweden.
Patricia Pätzold
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