Faulheit macht erfinderisch
Der Vater des Computers und geniale Ingenieur Konrad Zuse bekommt
ein Denkmal in Berlin
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Konrad Zuse
mit dem Nachbau seiner genialen Erfindung, dem Z1, 1989. Das
Original wurde im 2. Weltkrieg zerstört
Foto: Privatarchiv Horst Zuse |
Er wird der Vater des Computers genannt und bald wird man ihn auch
Held ohne Degen nennen können. Denn anlässlich seines
95. Geburts- und 10. Todestages in diesem Jahr wird Konrad Zuse
in Berlin in der "Straße der Erinnerung", einer
Stätte für "Helden ohne Degen", ein Denkmal
gesetzt. Hier sollen Menschen gewürdigt werden, die im Widerstand
gegen Diktaturen ihr Leben einsetzten oder als Politiker, Künstler
und Erfinder das 20. Jahrhundert im Geiste des Humanismus prägten.
Dort, am Ufer der Spree in Alt-Moabit, soll sichtbar werden, "dass
es auch ein anderes Vaterland gab als das Deutschland, das durch
Kriege, Vernichtung und nackten Mord Schuld auf sich geladen hat".
Vor drei Jahren hatte die Ernst
Freiberger-Stiftung diesen Gedenkort für herausragende
Persönlichkeiten der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts
geschaffen. Mit ein Grund dafür war, dass der Unternehmer Ernst
Freiberger im Ausland stets auf dasselbe angesprochen wurde - auf
die Zeit des Faschismus und Franz Beckenbauer. Das war ihm zu wenig,
was da von deutscher Kultur und Geschichte über die Grenzen
des Landes hinausstrahlte. 2002 wurde das erste Denkmal für
Albrecht Haushofer eingeweiht. Der ehemalige Nationalsozialist hatte
sich zum Gegner des Systems gewandelt. Mit der Büste für
Konrad Zuse ehrt die Ernst Freiberger-Stiftung nun den genialen
Erfinder, der als 25-Jähriger die theoretischen Grundlagen
für das Modell einer vollautomatischen Rechenmaschine niederschrieb,
zwischen 1936 und 1938 die erste binäre Rechenmaschine baute,
die Z1, und schließlich 1941 den ersten voll funktionsfähigen,
programmgesteuerten Rechner der Welt, also einen Computer - die
Z3 - vorführte. Faulheit soll das Motiv des Studenten der Technischen
Hochschule Berlin, der Vorgängerin der TU Berlin, gewesen sein.
Er wollte sich von "stupiden Rechenaufgaben" entlasten.
Bundesinnenminister Otto Schily wird das Denkmal in einer Festveranstaltung
am 22. Juni, Zuses Geburtstag, enthüllen. Grußworte werden
unter anderem der 1. Vizepräsident der TU Berlin, Prof. Dr.-Ing.
Jörg Steinbach, sprechen sowie Professor Tommaso Toffoli von
der Boston University. Er wird Zuses Thesen vom digitalen Aufbau
des Universums aus dem Jahre 1969 mit heutigen Forschungsergebnissen
vergleichen. "Damals hatte mein Vater für diese Ideen
viel Schelte einstecken müssen", erzählt sein Sohn
Dr. Horst Zuse, Privatdozent an der TU Berlin. Mittlerweile sei
es aber ein seriöses Diskussionsthema.
Dem Ehrendoktor der TU Berlin wurde in diesen Tagen eine weitere
Ehre zuteil: Die Physikalisch-Technische
Bundesanstalt (PTB) weihte am 14. Juni ihren Konrad-Zuse-Bau
ein. Dort wird fortan das "Zentrum für rechnerintegrierte
Messsysteme" der PTB untergebracht sein.
Sybille Nitsche
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