Aus für Kohle und Stahl?
Das Europäische Parlament will mit einem Eliteforschungszentrum
Europas Zukunft sichern
Braucht Europa ein "European Institute of Technology",
ähnlich wie die berühmte amerikanische Eliteuniversität
MIT (Massachussetts Institute of Technology)? Das fragten sich Abgeordnete
des Europäischen Parlaments, allen voran der EU-Kommissionspräsident
José Manuel Barroso.
Es war ursprünglich seine Idee, in Straßburg ein Europäisches
Forschungszentrum nach dem Bostoner Muster anzusiedeln. Die Basis
der Europäischen Union der letzten 50 Jahre - Kohle, Stahl
und Landwirtschaft - sei brüchig geworden. Nur Innovation im
Hochtechnologie-Sektor könne das Erbe der Väter retten.
Ein "EIT" solle eine Eliteuniversität mit einer Kombination
aus Forschungseinrichtung und postgradualen Studiengängen sowie
einer jährlichen Budget-Ausstattung von rund 1,6 Milliarden
Euro werden, um die Kader der Zukunft zu schmieden. Das Geld soll
insbesondere aus dem Forschungshaushalt der EU kommen. Unter großem
Engagement insbesondere des FDP-Forschungspolitikers und Mitgliedes
des Europäischen Parlaments Dr. Jorgo Chatzimarkakis, der auch
bereits ein Positionspapier erarbeitete, wurde daher noch vor der
Sommerpause das "Komitee für ein Europäisches Technologie
Institut in Straßburg" (COMETIS) gegründet. Zielstrebig
verabschiedete diese Kommission inzwischen einen Schritt-für-Schritt-Plan
mit Events, Demonstrationen, einer Medien-Kampagne, besonders in
Frankreich, bis hin zu einer Entscheidung der EU im März 2007.
Zunächst jedoch wird bis Mitte November 2005 eine so genannte
Konsultation durchgeführt. Dazu waren Fragebögen entworfen
worden, die auf der Website der Europäischen Kommission in
mehreren Sprachen nicht nur für die Bildungs-, Forschungs-
und Innovationsgemeinschaften zur Verfügung standen, sondern
für alle EU-Bürger. Eine derartige Konsultation soll Gedanken
und Anregungen in die Kommissionen einbringen, ohne deren Entscheidungen
zu beeinflussen.
Die deutsche Hochschulrektorenkonferenz kann direkt eine Stellungnahme
abgeben. Der Europäische Forschungsbeirat hat bereits im April
in einer Stellungnahme darauf hingewiesen, dass die Idee des EIT
nicht die Aufmerksamkeit von dem in Gründung befindlichen "Europäischen
Forschungsrat (ERC)" ablenken sollte, der eine europäische
Forschungsexzellenz viel eher erreichen könnte. Er befürchtet,
dass die geplanten Mittel für das ERC teilweise in ein EIT-Projekt
umgeleitet werden könnten.
Derzeit werden die Fragebögen ausgewertet. Sie sollen der
Kommission bei der Entscheidung helfen, ob der EIT-Gedanke weiter
verfolgt wird. Im Frühjahr 2006 soll dem Europäischen
Rat der Staats- und Regierungschefs bereits ein ausführliches
Dokument vorgelegt werden. Sollte der Rat positiv entscheiden, könnte
damit das EIT zunächst mit einem möglichen Etat von 1,8
Milliarden Euro für die Jahre 2009-2013 pünktlich im Jahr
2009 starten. Alle Ergebnisse werden kontinuierlich auf der Website
der EU-Kommission veröffentlicht.
Patricia Pätzold
http://europa.eu.int/comm/education/eit/index_en.html
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