11/05
November 2005
TU intern
11/2005 als
pdf-Datei
(937 kb)
 Themenseiten 
Titel
Inhalt
Aktuell
Forschungspolitik
in Europa
Innenansichten
Lehre & Studium
Forschung
Alumni
Internationales
Menschen
Tipps & Termine
Vermischtes
Impressum
TU-Homepage

Von der Notlösung zum begeisterten Engagement

Forschungsprojekt zur Gemeinschaftsnutzung in Brandenburg

Gemeinsame Nutzung von Land-, Forst- und Fischereiflächen soll Brandenburg voranbringen
Foto: Landesumweltamt Brandenburg

Arbeitslosigkeit, Abwanderung, der Abbau von Infrastruktur und mangelnde Perspektiven kennzeichnen die derzeitige Lebenssituation in Brandenburg. Doch die oft anzutreffende stillschweigende Resignation muss nicht sein, es gibt andere Möglichkeiten. Das fand Dr. Ulrike Schumacher vom Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin. Sie beschäftigte sich in einem vom Bundesbildungsministerium geförderten Forschungsprojekt mit Alternativen wie freiwilliger Mitarbeit und bürgerschaftlichem Engagement.

"Wir wollten wissen, wie die von Arbeitslosigkeit und infrastrukturellem Niedergang gekennzeichneten ländlichen Gebiete Brandenburgs nachhaltig entwickelt werden können und ob die gemeinschaftliche Nutzung von zum Beispiel Boden, Gerät und Einrichtungen dort die Lebensqualität erhöhen sowie eine bessere und kontinuierliche Versorgung gewährleisten kann", erklärt Ulrike Schumacher. Sie hat mit weiteren Partnern im Forschungsprojekt mehr als 55 Einrichtungen in nahezu allen brandenburgischen Landkreisen befragt und einen tiefen Blick in die Praxis gewonnen. Die Erfahrungen von Einrichtungen wie der "All for One-Genossenschaft" in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz), der Bioland-Ranch Zempow (Ostprignitz-Ruppin) oder der Agrar-Holding Lenzen (Prignitz), bei denen Geräte, technische und räumliche Infrastruktur geteilt werden, zeigen allerdings keineswegs eindeutige Ergebnisse. Sie schaffen zwar wirtschaftliche Impulse, treffen aber auf eine schwindende Kaufkraft in der Region. Doch eines ist ihnen nicht abzusprechen: Sie sind wichtige sozial-kulturelle Angelpunkte, bieten Beratung und Betreuung sowohl für die Freizeit als auch für die berufliche Qualifizierung. "Für die Beteiligten sind diese Angebote aber häufig nur teils gewollt und oft Notlösungen, daher gibt es einen dringenden Optimierungsbedarf", sagt Ulrike Schumacher. Dafür muss die Lebenssituation der Menschen genau betrachtet werden: Welche mentalen und materiellen Voraussetzungen müssen für freiwilliges Engagement gegeben sein? Wie und wo können sich Menschen überhaupt einbringen? Anschließend können Rahmenbedingungen geschaffen werden: zum Beispiel die Aufwertung des ländlichen Raumes und seiner Wirtschafts- und Arbeitsmodelle oder der anerkennende Blick auf die Lösungen von gemeinwesenorientierten Einrichtungen. Nur so könne man Menschen aus der Lethargie reißen und ihnen ihre unentbehrliche Mitwirkung in - unbezahlten - Projekten überhaupt schmackhaft machen.

Im Herbst erscheinen die detaillierten Forschungsergebnisse im Band "Gemeinschaftsnutzungsstrategien für eine nachhaltige lokale Entwicklung" beim ökom-Verlag.

Patricia Pätzold

www.ztg.tu-berlin.de

 

© TU-Pressestelle 11/2005 | TU intern | Impressum | Leserbriefe