Von der Notlösung zum begeisterten Engagement
Forschungsprojekt zur Gemeinschaftsnutzung in Brandenburg
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Gemeinsame Nutzung von Land-,
Forst- und Fischereiflächen soll Brandenburg voranbringen
Foto: Landesumweltamt Brandenburg |
Arbeitslosigkeit, Abwanderung, der Abbau von Infrastruktur und
mangelnde Perspektiven kennzeichnen die derzeitige Lebenssituation
in Brandenburg. Doch die oft anzutreffende stillschweigende Resignation
muss nicht sein, es gibt andere Möglichkeiten. Das fand Dr.
Ulrike Schumacher vom Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen
Universität Berlin. Sie beschäftigte sich in einem vom
Bundesbildungsministerium geförderten Forschungsprojekt mit
Alternativen wie freiwilliger Mitarbeit und bürgerschaftlichem
Engagement.
"Wir wollten wissen, wie die von Arbeitslosigkeit und infrastrukturellem
Niedergang gekennzeichneten ländlichen Gebiete Brandenburgs
nachhaltig entwickelt werden können und ob die gemeinschaftliche
Nutzung von zum Beispiel Boden, Gerät und Einrichtungen dort
die Lebensqualität erhöhen sowie eine bessere und kontinuierliche
Versorgung gewährleisten kann", erklärt Ulrike Schumacher.
Sie hat mit weiteren Partnern im Forschungsprojekt mehr als 55 Einrichtungen
in nahezu allen brandenburgischen Landkreisen befragt und einen
tiefen Blick in die Praxis gewonnen. Die Erfahrungen von Einrichtungen
wie der "All for One-Genossenschaft" in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz),
der Bioland-Ranch Zempow (Ostprignitz-Ruppin) oder der Agrar-Holding
Lenzen (Prignitz), bei denen Geräte, technische und räumliche
Infrastruktur geteilt werden, zeigen allerdings keineswegs eindeutige
Ergebnisse. Sie schaffen zwar wirtschaftliche Impulse, treffen aber
auf eine schwindende Kaufkraft in der Region. Doch eines ist ihnen
nicht abzusprechen: Sie sind wichtige sozial-kulturelle Angelpunkte,
bieten Beratung und Betreuung sowohl für die Freizeit als auch
für die berufliche Qualifizierung. "Für die Beteiligten
sind diese Angebote aber häufig nur teils gewollt und oft Notlösungen,
daher gibt es einen dringenden Optimierungsbedarf", sagt Ulrike
Schumacher. Dafür muss die Lebenssituation der Menschen genau
betrachtet werden: Welche mentalen und materiellen Voraussetzungen
müssen für freiwilliges Engagement gegeben sein? Wie und
wo können sich Menschen überhaupt einbringen? Anschließend
können Rahmenbedingungen geschaffen werden: zum Beispiel die
Aufwertung des ländlichen Raumes und seiner Wirtschafts- und
Arbeitsmodelle oder der anerkennende Blick auf die Lösungen
von gemeinwesenorientierten Einrichtungen. Nur so könne man
Menschen aus der Lethargie reißen und ihnen ihre unentbehrliche
Mitwirkung in - unbezahlten - Projekten überhaupt schmackhaft
machen.
Im Herbst erscheinen die detaillierten Forschungsergebnisse im
Band "Gemeinschaftsnutzungsstrategien für eine nachhaltige
lokale Entwicklung" beim ökom-Verlag.
Patricia Pätzold
www.ztg.tu-berlin.de
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