Geschichte wird sichtbar
Die Physikgebäude erhalten die Namen von Ernst Ruska und
Eugene Paul Wigner
Wo
jetzt noch auf dem Campusplan die Kürzel P und PN die Physikgebäude
der TU Berlin markieren, werden ab 24. November die Namen zweier
herausragender Wissenschaftler stehen. Die TU Berlin als Nachfolgeeinrichtung
der TH zu Berlin zählt unter ihre berühmten Forscher auch
die beiden Physiker Ernst Ruska und Eugene Paul Wigner. Sie sind
Namensgeber für den Alt- und Neubau.
"Beide Forscher wurden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet und
haben auf dem Campus in Charlottenburg wichtige Jahre ihrer Schaffenszeit
verbracht. Sie waren neben vielen anderen die Baumeister der modernen
Physik", erläutert Prof. Dr. Christian Thomsen, Dekan
der Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften. "Mit
der Namensgebung wollen wir ihre wissenschaftlichen Leistungen öffentlich
würdigen. Das ist umso wichtiger, da es an einem Ort geschieht,
an dem sich hunderte von jungen Menschen der Wissenschaft und Forschung
verschrieben haben", begründet TU-Präsident Prof.
Dr. Kurt Kutzler die Entscheidung, die auch das Profil des Wissenschaftsstandortes
Charlottenburg stärken soll.
Beide Wissenschaftler kamen in den 20er-Jahren als junge Studenten
in die Stadt. Ihr Hauptaugenmerk galt der Physik. An der Spree trafen
sie auf eine große Denkfabrik, geprägt durch zahlreiche
exzellente Wissenschaftler. Albert Einstein, Gustav Hertz, Hans
Geiger, Fritz Haber oder Max Volmer gehörten dazu. Ende der
20er-Jahre legten beide ihre ersten wichtigen Werke vor. 1931 erschien
Wigners "Gruppentheorie und ihre Anwendung auf die Quantenmechanik
der Atomspektren". Im gleichen Jahr konstruierte Ernst Ruska
mit Unterstützung seines betreuenden Assistenten Max Knoll
ein Elektronenmikroskop aus zwei magnetischen Linsen. Zwei Jahre
später konnte er mit einer verbesserten Version eine Auflösung
erzielen, die diejenige eines Lichtmikroskops übertraf. Das
war der erste Schritt auf dem Weg zu einem serienreifen Elektronenmikroskop.
1933 verließen beide die Hochschule. Ruska suchte aus wirtschaftlichen
Gründen den Weg in die Industrie. Der Wissenschaft kehrte er
aber nie wirklich den Rücken. 20 Jahre später gehörte
ihr wieder seine volle Aufmerksamkeit. Wigners Stelle an der TH
wurde sofort mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten
gestrichen, da Wigner Jude war. Er befand sich im Frühjahr
1933 gerade in Princeton (USA) und entschloss sich, nicht zurückzukehren.
Seinen weiteren Weg beschritt er in den USA. Als er für das
ihm angetane Unrecht im Dritten Reich eine materielle Entschädigung
erhielt, stiftete er das Geld der TU Berlin für ein Stipendium.
1963 erhielt er für seine Beiträge zur Theorie des Atomkerns
und der Elementarteilchen, besonders durch die Entdeckung und Anwendung
fundamentaler Symmetrieprinzipien, den Nobelpreis.
Im Oktober 1986 überraschte die Nachricht Ernst Ruska, dass
man ihm für sein fundamentales Werk in der Elektronen-Optik
und für die Konstruktion des ersten Elektronenmikroskops die
höchste wissenschaftliche Auszeichnung zuerkannt hatte.
Stefanie Terp
www.tu-berlin.de/presse/125jahre/festschrift/
http://ernst.ruska.de
www.pro-physik.de
Stationen an TH und TU
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Foto:
TU Berlin |
Ernst Ruska (1906, Heidelberg-1988, Berlin)
Ernst Ruska begann 1925 an der TH München Elektrotechnik
zu studieren und wechselte 1927 an die TH Berlin. 1928 wurde
er Mitarbeiter von Max Knoll am Hochspannungsinstitut. 1934
vollendete er seine Dissertation. Dann folgten Stationen in
der Industrie. 1944 habilitierte sich Ruska an der TH Berlin.
Seit 1949 lehrte er als Privatdozent an der TU Berlin und
als Honorarprofessor an der FU Berlin. 1959 ernannte man ihn
zum außerplanmäßigen Professor an der TU
Berlin. Ruska wurden vier Ehrendoktortitel verliehen, verschiedene
Akademien und wissenschaftliche Gesellschaften haben ihn zum
Ehrenmitglied gewählt und er erhielt zahlreiche Preise,
darunter als höchste Auszeichnung 1986 den Nobelpreis
für Physik.
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Foto: TU
Berlin |
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Eugene Paul Wigner (1902, Budapest-1995, Princeton)
1920 begann Eugene Paul Wigner ein Chemiestudium an der
TH Budapest und wechselte 1921 an die TH Berlin. Das Studium
schloss er 1924 ab und promovierte im Jahr darauf. Nach einem
Aufenthalt in Göttingen kehrte er 1928 an die TH Berlin
zurück und habilitierte sich. 1930 erhielt er eine befristete
Halbzeit-Professur an der Universität Princeton (USA)
und eine außerordentliche Professur an der TH Berlin.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde
seine Berliner Stelle jedoch sofort gestrichen, da er Jude
war. Es folgten Stationen in Wisconsin, Princeton und Chicago.
Gemeinsam mit seinem Landsmann Leo Szilard entwickelte er
eine Theorie der nuklearen Kettenreaktion. Wigner hat für
seine Arbeit unzählige Preise und Auszeichnungen erhalten,
als wichtigsten sicherlich den Nobelpreis 1963. Mehr als 20
amerikanische und europäische Universitäten haben
Wigner einen Ehrendoktor verliehen, darunter 1966 die TU Berlin.
stt
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