Revolution der Computerspiele
Studierende entwickeln Prototyp für neue Spielformate
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Computerspieler haben die
Wohnzimmer verlassen
Foto: FOKUS |
Während im Sommer 2006 an zwölf Orten der Wettkampf auf
dem grünen Rasen stattfindet, könnte das ganze Land gleichzeitig
zu einem großen Computerspielfeld werden. Spieler lösen
als Agenten geheime Aufträge für ihren Club, messen sich
an verschiedenen Orten mit ihrem Fußballwissen oder begeben
sich auf Schnitzeljagd durch deutsche Städte. Jedoch nicht
virtuell am heimischen Computer, sondern in der Realität -
unterstützt durch einen elektronischen Begleiter in Form eines
PDAs oder Smartphones.
Dass dieses Szenario durchaus keine Zukunftsvision ist, haben Forscher
am Fachgebiet
für Offene Kommunikationssysteme (OKS) der TU Berlin gezeigt.
Gemeinsam mit der T Com Produktinnovation und dem Fraunhofer-Institut
FOKUS entwickelten sie eine Plattform, die eine Verknüpfung
zwischen virtueller Spielwelt und realer Welt herstellt.
Anders als bei herkömmlichen Computerspielen taucht der Spieler
nicht ausschließlich in eine virtuelle Welt ein. Vielmehr
wird seine reale Umgebung mithilfe eines PDAs um virtuelle Spielanteile
erweitert. Um also im Spiel von einem Ort zum nächsten zu gelangen,
muss sich der Spieler selbst auf den Weg machen oder muss Leute
ansprechen, um von ihnen Hinweise für Rätsel im Spiel
zu erhalten. Ein Computer überwacht den Spielfortschritt und
liefert zusätzliche Informationen und neue Aufgaben an den
PDA.
Wie die Verknüpfung von realer und virtueller Welt funktioniert,
erklärt Ilja Radusch, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Fachgebiet
OKS, der zusammen mit Studierenden der Fachrichtungen Informatik
und Wirtschaftsingenieurwesen die Software entwickelt hat: "Wir
erfassen Informationen über das Umfeld des Benutzers und leiten
daraus Wissen über seinen aktuellen Zustand ab. Zum Beispiel
können wir aus einer bestehenden WLAN-Verbindung heraus den
Aufenthaltsort eines Benutzers bestimmen."
Computer spielen in der realen Welt heißt in der Fachsprache
"Pervasive Gaming" und könnte ein neuer Trend werden,
denn der Markt für Breitband- und mobile Spiele ist ein großer
Wachstumsmarkt. Und die Plattform eignet sich nicht nur zum Spielen,
sondern zum Beispiel auch als intelligenter Touristenführer.
2006 könnten so Millionen von Fußballfans spielend die
deutschen Städte erkunden.
Fabian Kirsch
www.oks.cs.tu-berlin.de/lehre/ws0506/imtk/
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