Das Rinnsal wird kräftiger
Marketing-Lehrstuhl führt Summer School in Shanghai zum
"Schnuppern" durch
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Die Skyline von Shanghai-Pudong
zeugt vom neuen Selbstbewusstsein der Chinesen und von ihrem
Ziel, an die westlichen Industrienationen anzuknüpfen
Foto: privat |
China zieht nicht nur Geschäftsreisende wegen seines wirtschaftlichen
Wachstums magnetisch an, auch der akademische Tourismus boomt. Es
muss ja nicht gleich ein Vollstudium sein. Schon ein dreiwöchiger
Schnupperkurs am Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg (CDHK) der
Tongji-Universität Shanghai vermittelt Einblicke in die chinesische
Wirtschaft und Technologie, Gesellschaft und Kultur.
Bislang war akademischer Austausch fast eine Einbahnstraße
aus China in Richtung Europa. 25 000 Chinesen studieren derzeit
in Deutschland. Dem Strom chinesischer Studierender steht in der
Gegenrichtung erst ein Rinnsal entgegen. Das Interesse an China
ist zwar groß, doch für ein Fachstudium sind die sprachlichen
Hürden meist zu hoch.
Die Tongji-Universität Shanghai, 1907 von Deutschen gegründet
und bekannt für ihre nach wie vor engen Beziehungen zu Deutschland,
hat sich auf das steigende Interesse ausländischer Studierender
eingestellt und bietet seit diesem Jahr dreiwöchige Sommerschulen
am CDHK an. Den Anstoß dafür gaben Volker Trommsdorff,
TU-Professor für Marketing und Fachkoordinator der wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät am CDHK und sein Dekanskollege Professor Wei Yi.
Während der ersten Summer School engagierten sich Professoren
der Tongji-Universität mit Vorlesungen über Chinas Wirtschaft,
Recht und Gesellschaft.
Der TU-Absolvent Bernd Reitmeier, Leiter der Außenhandelskammer
Shanghai (AHK), und Dr. Hans Schniewind, Chef der Dresdner Bank,
referierten über die Tätigkeit deutscher Unternehmen in
Shanghai. Die AHK ist erste Anlaufstelle für deutsche Unternehmen,
die sich in der Jangtse-Region niederlassen wollen. Die Teilnehmer,
darunter viele von der TU Berlin, lernten auch Grundzüge der
chinesischen Sprache. "Allerdings hätten wir statt der
Vokabeln für Büro-Zubehör lieber die Speisekarte
übersetzt", witzelt eine Studentin. Natürlich gab
es auch diverse Führungen, Ausflüge und Exkursionen.
Professor Trommsdorff betreut an der TU Berlin viele Chinesen.
Jetzt kommen seine Chinakontakte zunehmend auch Deutschen Studierenden
zugute. "Mir hat die Sommerschule in Shanghai viel gebracht,
weil es ein langsamer Einstieg in das Leben hier war. Ich wusste,
wenn es mir gefällt, bleibe ich hier", sagt Anne Brauns.
Die Wi-Ing-Studentin will sich mit Kernkraft in China beschäftigen
und wirkt bereits bei der AHK Shanghai an einem Sonderheft über
den Energiemarkt China mit.
Mit 5000 Deutschen in festen Arbeitsverhältnissen ist Shanghai
Knoten einer mächtigen Wirtschaftsregion und interessant für
deutsche Studierende. Aus ersten Eindrücken durch einen Schnupperkurs
kann sich für Studierende leicht mehr entwickeln. Warum nicht
nach dem Studium in China als selbstständiger Unternehmer anfangen,
wie es der TU-Wirtschaftsingenieur Daniel Mohr vor drei Jahren getan
hat? Jetzt promoviert er von Shanghai aus am TU-Marketing-Lehrstuhl
über westliche Start-ups in China.
Claudia Nasrallah,
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Marketing
c.nasrallah@ww.tu-berlin.de
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