Das Allerletzte
Pech gehabt, Kunde!
"Lieber Kunde, wir haben unseren Service für Sie erhöht
und die Filiale in Ihrer Nähe geschlossen", lasen tausende
überraschter Bankkunden dieser Tage in zuckersüßen
Briefen. Eine blaue Faksimile-Unterschrift der Geschäftsleitung
gab dem Ganzen die persönliche Note. Welche Serviceerhöhung
allerdings mit dem um 13 Kilometer verlängerten Weg zu den
gebündelten Dienstleistungen in der Stadtmitte verbunden ist,
erschloss sich nicht auf Anhieb. Doch dämmerte dem Misstrauischen:
Die Filiale in der Nähe - zu teuer. Pech gehabt, Kunde! Und
es kam noch besser: "Um Ihnen diffizile buchhalterische Rechenoperationen
zu ersparen", säuselte es aus dem Brief weiter, "haben
wir den Guthaben-Zinssatz für Ihr Girokonto nach unten abgerundet."
Der Kundenvorteil dieser aufwändigen und sicher gut gemeinten
Aktion erschloss sich dem also Bedachten erst recht nicht. Doch
andere innovative Maßnahmen der smarten Banker ziehen bei
weitem höhere pekuniäre Einbußen nach sich: Von
"Kapital"-Verbrechern, die am Sonntagmorgen im Bankenvorraum
arglose Geldautomaten-Kunden um Kreditkarte und Bargeld erleichtern,
gibt es leider keine Fotos aus der Überwachungskamera. Weil
keine Überwachungskamera da ist - zu teuer. Der Kunde trägt
das Risiko - Pech gehabt, Kunde! Zieht man aber Falschgeld aus dem
Automaten, fällt der Nachweis schwer. Den Auszahlungsautomaten
fehlt leider der Banknoten-Registrierungsmodus. Zu teuer. Die selbst
auferlegte Bankenphilosophie lautet ohnehin: Wir geben kein Falschgeld
heraus. Und wenn doch: Pech gehabt, Kunde! Ganz anders bei der Einzahlung:
Superteure Hightech-Automatenscanner erkennen den falschen Fuffziger
sofort. Und quittieren die Einzahlung - selbstverständlich
unter Abzug des erkannten Falschgeldes. Pech gehabt, Kunde!
pp
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