"Jeder weiß, wie viel Mut am Anfang dazugehört"
Studentischer Debattierclub richtet Europameisterschaften im
März aus
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Fabian Probst
während eines Debattierturniers
© privat |
"Die Leute in einem Debattierclub sind doch alle elitär
und langweilig!" Solche Vorurteile bekommt Fabian Probst, Student
der Umwelttechnik an der TU Berlin, nicht selten zu hören. Seit
zwei Jahren ist er Mitglied des Berlin Debating Union e.V., zu dessen
Präsident er letzten Sommer gewählt wurde. Jeden Dienstag
um 20 Uhr treffen sich die Studierenden im Café Orbis der Humboldt-Universität,
um über verschiedene gesellschaftliche und politische Themen
zu debattieren. "Manchmal gibt es auch so genannte Spaßdebatten",
erzählt Fabian Probst, "beispielsweise darüber, ob
Männer rosa Schlipse tragen dürfen."
Debattiert wird in vier Teams von je zwei Leuten. Vorher wird ausgelost,
wer pro und wer contra argumentiert. Als besonders reizvoll empfindet
Probst es auch, gerade die Meinung zu repräsentieren, die seiner
eigenen widerspricht, weil man dadurch einen viel weiteren Blickwinkel
bekomme.
"Der Club ist keineswegs elitär, es kommen Studenten
mit jeglichem sozialen Background. Alle haben unterschiedliche Ambitionen,
und absolut nicht alle wollen in die Politik", berichtigt Probst
gängige Vorurteile. "Die einzige Gemeinsamkeit besteht
darin, dass alle sich gerne mit unterschiedlichen Themen auseinander
setzen."
Neben den wöchentlichen Debatten gibt es auch Seminare für
Anfänger, in denen es erst einmal darum geht, die Angst vorm
Reden zu verlieren, um später strukturiert argumentieren zu
können. "Bei uns braucht man keine Angst haben, ausgelacht
zu werden, weil jeder weiß, wie viel Mut am Anfang dazugehört.
Ich habe bei meiner ersten Debatte vor zwei Jahren auch nur ein
paar Minuten durchgehalten, weil mir danach einfach nichts mehr
eingefallen ist. Aber das macht nichts, weil es jedem so ähnlich
geht."
Heute geht der 24-jährige TU-Student erfolgreich auf internationale
Debattier-Turniere. Vom 22. bis 26. März richtet sein Club
sogar im Berliner Schauspielhaus die diesjährigen Europameisterschaften
aus. Der Eintritt ist kostenlos.
Fabian Probst selbst ist auf das Debattieren durch eine Autobiografie
von Winston Churchill gekommen, der dort die Konfrontationen in
den Debatten des britischen Parlaments beschrieb. "Diese direkte
Auseinandersetzung hat mich fasziniert", erinnert er sich und
fügt hinzu: "In England gibt es schon seit hundertfünfzig
Jahren Debattier-Clubs, während die ersten deutschen erst vor
etwa sechs Jahren entstanden sind."
Jenny Algner
Tel.: 23 13 00 43
info@debating.de
www.debating.de
www.euros2006.com
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