Durch internationale Sichtbarkeit punkten
Mit der Forschungsqualität werden die Weichen im Exzellenzwettbewerb
gestellt
Impulse für neue Ideen auf höchstem Niveau - so könnte
man den Exzellenzwettbewerb grob umschreiben. TU intern sprach mit
Dr. Beate Konze-Thomas, verantwortlich für das Exzellenzprogramm
bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft,
über Kriterien, internationale Sichtbarkeit und die Rolle von
"Lehre und Studium".
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Beate Konze-Thomas,
Deutsche Forschungsgemeinschaft
© privat |
Die Clusterthemen reichen von Grüner Revolution, kultureller
Integration, mobilem Internet bis hin zu Photonik, neuen Materialien
und Biodiversität. Wo sehen Sie Lücken bei den Forschungsthemen?
Die eingereichten Antragsskizzen umfassen viele relevante und wichtige
Zukunftsthemen. Unsere Auswahl bedingt eine Reduktion der Themen.
Der Boden ist an manchen Stellen durchaus dünner geworden.
Ein Beispiel: Bei den Ingenieurwissenschaften ist der Maschinenbau
nicht in der Stärke vertreten, wie man es hätte erwarten
können. Ich halte das aber für einen Zufall. Das kann
in der zweiten Ausschreibungsrunde anders aussehen.
Ein wichtiges Kriterium für den Erfolg eines Antrags ist
die internationale Sichtbarkeit. Was heißt das konkret?
Sehr wichtig ist, dass eine Universität international ein
Forschungsthema besetzt hat und ihre Wissenschaftler, die die Exzellenzanträge
dazu ausarbeiten, für dieses Thema international gefragt sind.
Mehr als zwei Drittel unserer 170 Gutachter kommen aus dem Ausland.
In den 21 Panels, unseren thematischen Gutachtergruppen, ist demnach
- rein rechnerisch gesehen - jeweils nur ein deutscher Wissenschaftler
oder eine Wissenschaftlerin vertreten. Sichtbarkeit meint hier internationale
Bekanntheit und Vernetzung, die auf wissenschaftlicher Qualität
fußen.
In ihren Qualitätskriterien unterscheiden sich die Disziplinen.
Wie wurden diese Unterschiede bei der Begutachtung bedacht?
Jeder Gutachter bringt das spezifische Wissen über sein Fach
in die Begutachtung ein, auch die Erfolgskriterien der jeweiligen
Disziplin. Von einem Germanisten erwartet man nicht eine lange Liste
an "nature"-Veröffentlichungen, bei einem Naturwissenschaftler
ist das aber ein Muss. Ein Ingenieurwissenschaftler wird natürlich
auf viele Industriekooperationen verweisen.
Es wurde der Vorwurf laut, dass kleine Universitäten gegenüber
Massenuniversitäten kaum Chancen hatten. Wie schätzen
Sie das ein?
Betrachtet man allein die 3. Fördersäule mit den Zukunftskonzepten,
könnte man meinen, dass der Vorwurf gerechtfertigt ist. Obwohl
auch hier mit der Universität Bremen eine kleine Hochschule
vertreten ist. Schaut man sich die Ergebnisse bei den Exzellenzclustern
und Graduiertenschulen an, so wird die Behauptung widerlegt. Die
Universitäten Konstanz, Oldenburg oder auch Bochum können
als eher kleine Hochschulen in diesen beiden Förderlinien auf
gute Zwischenergebnisse verweisen, hingegen schloss eine Massenuniversität
wie Münster schlecht ab. Natürlich ist es so, dass es
einer großen Universität mit ihrem Forschungspotenzial
leichter fällt, mehrere Anträge vorzulegen. Dies zeigt
sich jetzt in der ersten Ausschreibungsrunde bezogen auf die Kandidaten
für den Elitestatus. In der zweiten Runde in 2007 kann es schon
wieder ein anderes Ergebnis geben. Vielleicht holen sich jetzt kleinere
Universitäten in der 1. und 2. Förderlinie den Schwung,
den sie in der nächsten Runde nutzen, um auf einer guten Basis
auch ein Zukunftskonzept einzureichen. Mindestvoraussetzung dafür
ist die Bewilligung einer Graduiertenschule und eines Exzellenzclusters.
Die Ergebnisse hierfür werden wir im Herbst erhalten.
Der Erfolg bei Graduiertenschulen und Exzellenzclustern ist
ein Beweis für die aktuelle Forschungsstärke. Welche Rolle
spielt dieser Faktor bei einem Zukunftskonzept?
Wie bereits gesagt: Ohne die Bewilligung einer Graduiertenschule
und eines Exzellenzclusters werden wir ein Zukunftskonzept nicht
befürworten. Mit dieser Bedingung fließt die aktuelle
Forschungsstärke direkt in die 3. Förderlinie ein. Sie
ist der Dreh- und Angelpunkt für das Zukunftskonzept. Es geht
darum, ein schlüssiges Konzept auf einer starken Forschungsbasis
aufzubauen. Daneben spielen natürlich auch bereits laufende
Fördermaßnahmen wie DFG-Forschungszentren, Sonderforschungsbereiche
oder andere Projekte des Bundes und der Länder eine wichtige
Rolle. Nicht zu vergessen die Kooperationen mit der Industrie und
mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen vor Ort.
All das stärkt und untermauert ein tragfähiges Zukunftskonzept.
Welche Faktoren fließen noch in die Bewertung ein? Welche
Rolle spielen Lehre und Studium oder moderne Leitungsinstrumente
wie familienfreundliche Universität, leistungsorientierte Berufungspolitik?
Alle Faktoren müssen einen starken Bezug zur Forschung aufweisen.
Das ist der Sinn des Wettbewerbs. Ein gutes Konzept für Lehre
und Studium kann in dieser Exzellenzinitiative nicht das ausschlaggebende
Kriterium sein. Die mit dem Wettbewerb initiierte Profilschärfung
läuft über die Forschungsqualität und deren internationale
Sichtbarkeit.
Das Gespräch führten Stefanie Terp und Kristina R.
Zerges
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