Das steinerne Programm des Karl Friedrich Schinkel
Orte der Erinnerung: einem preußischen Genie zum 225.
Geburtstag
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Schinkels Grab
auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof
© Förster |
Am 13. März 2006 rundet sich zum 225. Mal der Geburtstag
eines Architekten, Malers und Formgestalters, der das Stadtbild
Berlins wie kein Zweiter geprägt hat. Der Professor für
Baukunst Karl Friedrich Schinkel hielt nie eine Lehrveranstaltung
und bildete dennoch geniale Schüler wie Ludwig Persius, Friedrich
August Stüler und Johann Heinrich Strack aus.
Er entwarf für die 1799 gegründete Bauakademie nicht
nur ein Gebäude, sondern gab ihr damit auch ein steinernes
Architekturprogramm. Sein Stil prägte eine ganze Epoche in
Berlin und Preußen unverwechselbar. Seine baumeisterliche
Fantasie erfasste jede Aufgabe als neues Problem und führte
zu einer Zweck und Standort berücksichtigenden Lösung.
Noch heute kann man in Berlin seine schöpferische Kraft an
der Neuen Wache, am Alten Museum, am Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt
studieren - um nur die berühmtesten Werke zu nennen. Kirchen,
Schlösser, Bürgerhäuser, Fabrik- und Lagergebäude
entstanden nach seinem Entwurf. Und er begründete die moderne
Denkmalpflege.
Karl Friedrich Schinkel war ein außergewöhnlicher Künstler,
ein exzellenter Verwaltungsbeamter und intelligenter Förderer
des Gewerbefleißes. Und sein Werk war durchaus umstritten
im Wechsel der Zeiten. Der 1781 in Neuruppin geborene Schinkel kam
1794 nach Berlin, an das Gymnasium Zum Grauen Kloster. Vielseitig
begabt, galt sein Interesse früh der Baukunst. 1798 begann
er eine Lehre bei dem Baumeister David Gilly und seinem genialen
Sohn Friedrich (TU
intern 11/2003). Die beiden Gillys gehörten zu den Mitbegründern
der Berliner Bauakademie und zu ihren ersten Lehrern. Während
der Vater praktische Solidität im Bauen verkörperte, fiel
der Sohn als Erneuerer der antiken Architektur und Bewunderer der
gotischen Baukunst auf. Seine baulichen Projekte waren von einer
Einfachheit und Funktionalität, die erst in der Moderne der
Zwanzigerjahre wiederkehren wird. Doch blieb alles nur Entwurf,
da ihr Meister bereits 1800 starb. Schinkel war mit dem nur neun
Jahre älteren Gilly eng befreundet und lernte viel von ihm.
Als er 1802 die Bauakademie verließ, führte er die unvollendeten
Projekte des Freundes zu Ende. Zugleich war er als Bühnen-
und Landschaftsmaler tätig. Eine ausgedehnte Italienreise zwischen
1803 und 1805 führte ihn nach Rom und zu Wilhelm von Humboldt,
dessen Liebe für die Antike als Maßstab und Ideal er
teilte. Wieder in Berlin wollte Schinkel endlich seine Projekte
realisieren. Doch es begann die Zeit der napoleonischen Besetzung
Europas. Schinkel überlebte die Zeit mit Malerei. Er gestaltete
Bühnenbilder und so genannte Panoramen - eine Mode jener Zeit.
Nach dem Sturz Napoleons begann Schinkels unaufhaltsamer Aufstieg.
1815 wurde er Geheimer Oberbaurat. In den nächsten 25 Jahren
leistete er als Baumeister, eine wahre Herkulesarbeit. Nebenbei
wirkte er noch an der Modernisierung Preußens in Handel, Gewerbe,
Bildung und Ausbildung sowie im Städtebau mit. Zusammen mit
seinem Freund Peter C. W. Beuth (TU
intern 7-9/2003) reorganisierte er die Bauakademie. 1820 wurde
er zum Professor für Baukunst ernannt, wirkte an den Lehrplänen
mit, empfahl Dozenten, nahm Prüfungen ab und stand den Eleven
mit praktischem Rat zur Seite. Unermüdlicher Arbeiter und Dienstreisender,
erfuhr er kaum Entlastung: "Mit Bekümmernis fühle
ich, dass [ich] innerlich zerrissen werde durch Arbeiten, zu denen
ich die Zeit meiner eigentlichen Bestimmung entziehen muss."
Am 9. September 1841 fiel Schinkel infolge von Überarbeitung
in ein Koma und starb am 9. Oktober. Ein "unabsehbares Gefolge"
nahm an seiner Beisetzung auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof
in Berlin-Mitte teil.
Hans Christian Förster
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