Stress erhöht die Anspannung
Wie Studierende Prüfungsängste bewältigen können
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Schon der Weg in die Prüfung
ist oft angstbeladen. Gute mentale Vorbereitung hilft.
© DAK/Wigger |
Das Semester geht zu Ende, die Prüfungen häufen sich.
Die innere Anspannung nimmt zu. Das ist nicht verwunderlich, es
gibt Klausuren, in denen die Durchfallquote bei 50 Prozent oder
darüber liegt. Aber Stress erhöht die Anspannung.
Höhere Anspannung in der Prüfungszeit ist prinzipiell
nichts Schlechtes. Sie kann die Leistungsfähigkeit sogar steigern.
Doch wenn sie einen gewissen Grad übersteigt, beeinträchtigt
sie in gleichem Maße das Leistungsvermögen. Kopfschmerzen,
Magen-Darm-Beschwerden oder Schlafprobleme sind nicht selten. Genauso
Konzentrationsstörungen, Ängste oder Panikanfälle
schon beim Gedanken an die Prüfung. Lernen und Emotionen hängen
eng zusammen, wie die Erkenntnisse der Neuropsychologie zeigen.
BLACK-OUT - WAS KANN MAN TUN ?
Überfrachtet der Studierende die Prüfungssituation,
indem er nicht nur den Stoff, sondern sich als Person in seinem
Wert auf den Prüfstand stellt, reagiert der Körper nicht
mehr angemessen. Ein Signal in der Prüfungssituation wird unbewusst
als Angstsignal erkannt und aktiviert im limbischen System die Amygdala,
das emotionale Gedächtnis. Stresshormone werden ausgeschüttet,
Herzfrequenz und Blutdruck steigen, der Körper wird auf Kampf
oder Flucht eingestellt. Menschen reagieren unangemessen angstvoll,
ohne überhaupt zu wissen, warum: "Ich konnte diese Frage
nicht beantworten, was soll der Professor jetzt von mir denken!
Jetzt ist alles zu Ende, ich will raus hier ...!" Die Fragen
des Prüfers dringen noch irgendwie ans Ohr, aber der Studierende
ist mit sich und seinen Katastrophenfantasien beschäftigt.
Fatal: Der Zugang zum Gelernten bleibt blockiert, die Fluchttendenz
wird verstärkt. Doch die Überreaktion der Amygdala kann
man durch kortikale Mechanismen beeinflussen. Das heißt, durch
vernünftiges Nachdenken, durch Analyse und Bewertung der Prüfungssituation
als ungefährlich, kann man Art und Intensität von Gefühlen
verändern. Das emotionsaktivierende Programm der Amygdala wird
gedämpft. Mit Angstreaktionen umzugehen kann auch durch gut
vorbereitete Prüfungssimulationen geschehen, wenn es gelingt,
in der Konfrontation mit der als gefährlich erlebten Situation
positive Erfahrungen zu vermitteln, das Vertrauen in sich zu stärken.
Die TU-Psychologinnen und -Psychologen raten Folgendes:
- Wenn Sie etwas wissen, zeigen Sie es auch. Stellen Sie sich
nicht "tot". Denken Sie laut nach, stellen Sie Zusammenhänge
her. Das ist auch für den Prüfer angenehmer als ein
zähes Frage-und-Antwort-Spiel.
- Überprüfen Sie Ihre Ansprüche an die Prüfung,
Realismus ist gefragt.
- Lernen Sie den Stoff auf unterschiedliche Art und Weise, damit
Ihr Gehirn nicht abschaltet.
- Üben Sie laut, auch wenn es albern klingt, es lohnt sich!
Sie verwenden dann in der Prüfung keine Energie darauf, nach
Worten zu suchen.
- Simulieren Sie die Prüfung und üben Sie mit anderen.
Sich mit Kommilitonen austauschen, mit Tutoren und Dozenten, Probeklausuren
bearbeiten, all das sind effektive Strategien in der Prüfungsvorbereitung.
Die Gruppe ist nicht nur wichtig, um fachliche Fragen zu besprechen.
Kritik, Bestätigung, Anerkennung und Solidarität sind
wichtige soziale Verstärker und sehr viel förderlicher
für den Lernerfolg als Isolation und Konkurrenzdenken. Dann
kann das Semesterende kommen.
Dipl. Psych. Mechthild Rolfes,
Dipl. Psych. Jasper Kausche,
Psychologische Beratung
Studientechniken lernen im Baukastensystem
Die Studienberatung und die Psychologische Beratung bieten
Kurse zu Studientechniken in einem Baukastensystem zur individuellen
Zusammenstellung an.
Jedes Semester gibt es außerdem eine Prüfungsgruppe,
in der alle Fragen rund um die Prüfung bearbeitet werden.
Natürlich ist die Psychologische Beratung auch jederzeit
für individuelle Fragen und Probleme da.
www.tu-berlin.de/zuv/asb/asb/pb.html
psychologische-beratung@tu-berlin.de
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