Buchtipp
Wer
Befürchtungen wegen des mentalen Zustands unserer WM-Elf hat,
steht nicht alleine da. Auch Franz Beckenbauer ist pessimistisch:
"Sokrates, Aristoteles, Platon und diese Leute haben sich vor
zweitausend Jahren Gedanken gemacht, da sind wir noch auf den Bäumen
gesessen und haben uns vor den Wildschweinen gefürchtet. Seither
haben sich nur ganz wenige weiterentwickelt."
Fußballer allerdings sind ganz besondere Menschen, wie schon
Gerd Rubenbauer wusste: "Zidane lebt nicht nur von seiner Technik,
sondern auch von seiner Physis."
Und - stellt Stefan Kuntz fest - sie können sehr humorlos
sein: "Ich habe den Schiedsrichter angefeuert, aber er hat
das nicht verstanden."
Für den Spielauftakt hat Sepp Maier jedenfalls erkannt: "Wer
gewinnen will, darf erst mal nicht verlieren." Zum Glück
beherrschen die Trainer wie Christoph Daum die undurchsichtigen
Regeln: "Ich werde immer nur elf Spieler aufstellen. Daran
wird sich auch in Zukunft nichts ändern." Nun muss man
hoffen, dass das Gesetz der Serie, das Jens Jeremies heraufbeschwört,
bei dieser WM nicht greift: "Ich weiß auch nicht, woran
es liegt, dass wir immer, wenn wir führen oder zurückliegen,
doch noch verlieren." Denn sonst wird Gerd Niebaum wieder sagen
können: "Hier herrscht eine Stimmung wie auf dem Hauptfriedhof
von Chicago." Oder Günther Netzer: "Ich weiß
nicht, was Stelea fängt. Bälle jedenfalls nicht."
Doch ob "wir" Weltmeister werden oder nicht - Jens Jeremies
ist unbekümmert: "Das ist Schnee von morgen." Zum
Schluss ist sowieso immer der Trainer schuld. Stefan Effenberg schaut
da gern voraus: "Heynckes wäre als neuer Bundestrainer
nicht schlecht. Er spricht unsere Sprache."
pp
Zitate aus: Vom Feeling her ein gutes Gefühl, Rhetorische
Spitzenleistungen in der Welt des Fußballs, Verlag Klaus Bittermann,
Berlin 1999, ISBN 3-89320-022-3
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