Wie der ICE seinen Weg findet
Exkursionen zeigen den Unterschied zwischen Theorie und Praxis
Als Betreiber der modernen Niederflurstraßenbahnen vom Typ
"Combino" von Siemens sahen sich auch die Erfurter Verkehrsbetriebe
AG (EVAG) vor vier Jahren mit einem Problem konfrontiert, das viele
Betreiber dieser Fahrzeuge betraf. An dem neuen Fahrzeugtyp traten
Risse in der Wagenkastenstruktur auf, neuartige Aluminiumschraubenverbindungen
brachen. Der sichere Betrieb war nicht mehr garantiert und der Hersteller
empfahl die vorläufige Stilllegung der Fahrzeuge. Eine interessante
Konstellation, die Prof. Dr.-Ing. Markus Hecht vom Fachgebiet
Schienenfahrzeuge im Institut für Land und Seeverkehr der
TU Berlin zum Anlass nahm, seine Studierenden während der diesjährigen
Exkursion zur EVAG zu führen, um sie vor Ort nachprüfen
zu lassen, wie Betreiber mit diesem Problem umgehen und welche Wege
in der Zusammenarbeit mit dem Hersteller beschritten werden. Hier
konnten sie mit dem Leiter für Betrieb und Instandhaltung der
Straßenbahnen diskutieren, welche Schwierigkeiten überwunden,
welche Kompromisse eingegangen werden mussten, und vieles mehr.
Sie konnten die Umbaumaßnahmen besichtigen und selbst kleinste
technische Details unter kundiger Führung in Augenschein nehmen.
Auch Führerstandsmitfahrten im ICE auf der Fahrt nach Erfurt
gehörten zum Exkursionsprogramm. Dort erfuhren die Studierenden,
was es mit der Neigetechnik und den Zugsicherungssystemen auf sich
hat, durch die der Zug ganz ohne Signale und allein rechnergesteuert
mit 200 Stundenkilometern seinen Weg findet. Kaum können die
Teilnehmenden nun das Ende des Sommersemesters abwarten, denn dann
geht es noch einmal für eine Woche nach Süddeutschland
und Österreich zu Betreibern, Herstellern und Prüfcentern.
tui/
Dipl.-Ing. Thomas Thron,
Fachgebiet Schienenfahrzeuge
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