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Juni 2006
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Die Hüfte aus Frankreich, die Zähne aus Ungarn

Vergleich der europäischen Gesundheitssysteme soll grenzüberschreitende Medizin fördern

Die Vergleichbarkeit medizinischer Leistungen in Europa wird immer wichtiger: Seit 1998 stärken mehrere europäische Gerichtsurteile die Rechte der Patienten bei grenzüberschreitenden Behandlungen. In dem Projekt "Health BASKET" am Fachgebiet für Management im Gesundheitswesen der TU Berlin arbeiten Mediziner und Ökonomen gemeinsam an der Vergleichbarkeit von Gesundheitsleistungen in Europa. Sie erarbeiten Entscheidungsvorlagen für den Aufbau europäischer Gesundheitssysteme.

"Wir wollen Preise und Kosten in den EU-Mitgliedsländern transparent machen und so die grenzüberschreitende Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen fördern", erklärt Ökonom Dr. Jonas Schreyögg, der von Professor Reinhard Busse, dem wissenschaftlichen Direktor des Projekts und Leiter des Fachgebiets, mit der operativen Leitung des Projekts betraut ist. Bisher gäbe es zu dieser Thematik allenfalls punktuelle und unvollständige Untersuchungen. Zuletzt brachte ein Gerichtsurteil vom 15. Mai 2006 Bewegung in den europäischen Gesundheitsmarkt: Für eine britische Patientin, die unter Hüftarthrose litt, war die Wartezeit von zunächst einem Jahr in ihrem Heimatland das ausschlaggebende Argument, über den Ärmelkanal zu setzen und sich in Frankreich operieren zu lassen. Ihr Wunsch, sich wegen der kürzeren Wartezeiten im Ausland behandeln zu lassen, wurde davor zweimal abgelehnt. Erst der Europäische Gerichtshof gab ihr Recht, sodass die Kosten nun erstattet werden. In dem Urteil wurde dabei vor allem bemängelt, dass es keine klaren Kriterien für die Erstattung von Operationen im Ausland gäbe.

Schwierigkeiten machen die recht unterschiedlichen Gesundheitssysteme und Leistungskataloge der EU-Länder: "Manche Länder definieren über hunderttausend Einzelleistungen in ihrem Leistungskatalog", berichtet Schreyögg. Anderswo können dieselben Leistungen zu Fällen zusammengefasst sein. Deshalb wurde zu Beginn des Projekts mit einer systematischen Analyse der Gesundheitssysteme die Basis für den im Dezember dieses Jahres erscheinenden, in diesem Umfang einmaligen Kostenvergleich gelegt. Im März 2007 wird der abschließende Bericht auf einer Konferenz den EU-Entscheidungsträgern präsentiert. Darin sollen dann auch Gründe für etwaige Kostenunterschiede zwischen den Ländern genannt werden.

An dem ehrgeizigen Projekt arbeiten rund 30 Experten aus neun EU-Mitgliedsländern, davon fünf von der TU Berlin. "Jeder EU-Staat beharrt bisher auf seiner Gesundheitspolitik", erklärt Reinhard Busse. "Eine gemeinsame EU-Gesundheitspolitik existiert nicht." Busse ist aber zuversichtlich, diese Probleme bald in den Griff zu bekommen.

Jens Hübner

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